Langerfeld Zu Besuch am Schmitteborn

Der neue Eigentümer will die Hochhäuser wieder beleben. Sein Ziel: Ordentlicher Wohnraum zu niedrigen Preisen.

Foto: Anna Schwartz

Langerfeld. Schmitteborn, Block eins, zweiter Stock: Hinter einer Tür sind Kinder zu hören. Bernd Schinle führt durch den Flur und schließt eine der Nachbarwohnungen auf. Frisch renoviert ist die. „Restarbeiten sind noch zu erledigen“, erklärt Schinle, Geschäftsführer der BB Immobilien GmbH. Das eine „B“ steht für Bernd, das andere für Baris, den Vornamen seines Geschäftspartners Babayigit, wie er erklärt. Gemeinsam haben die beiden vor einigen Monaten die drei Wohnhausblöcke am Schmitteborn erworben. Statt abzureißen, wie es sich viele gewünscht hätten, will die BB dort renovieren und vernünftigen Wohnraum anbieten — ein Vorhaben, das bei Anwohnern, Politik und im Stadtteil auf große Skepsis stößt (siehe unten).

„Warum denn?“, antwortet Schinle auf die Frage nach einem möglichen Abriss. Man habe mit Bausachverständigen gesprochen. Technisch und strukturell seien die Häuser vom Anfang der 1970er Jahre „in gutem bis sehr gutem Zustand“. Man gehe von einer Restnutzungsdauer von 60 Jahren aus. Beim Stichwort Renovierung räumt Schinle allerdings ein, dass es „großen Handlungsbedarf gibt“.

Im noch etwas improvisierten Büro im Erdgeschoss des Gebäudes Schmitteborn 44 erläutert er die Pläne der BB Immobilien. Mehr als 30 der insgesamt 200 Wohnungen seien schon fertig renoviert oder in den letzten Arbeitszügen. „Stück für Stück wollen wir das angehen.“

Neue Fußböden, neue Badezimmer, neue Toilettenanlagen seien meist notwendig. Ein Jahr lang werde die Renovierung mindestens dauern. „Das hängt auch von der Nachfrage ab.“ Alles auf einmal „schön zu machen“, ohne dass einige Wohnungen schon Interessenten haben, das gehe aus finanziellen Gründen nicht.

Vor allem in Block eins, in dem die meisten der aktuell gut 60 Mieter wohnen, wird derzeit gearbeitet. Laut Klingelschildern am Eingang dürften es sogar mehr als 60 belegte Wohnungen sein. „Ein Teil ist noch nicht eingezogen“, erklärt Schinle. Mietverträge seien aber schon unterschrieben. Unter anderem eine junge Frau, die in Köln studiert, und von Schmitteborn aus pendeln wird. Eine Zielgruppe, auf die Schinle hofft. Junge Menschen, die vielleicht in ihre erste eigene Wohnung ziehen. Denen will er ordentlichen, sauberen Wohnraum bieten, auch im Niedrigpreissegment. Zwischen 4,50 und fünf Euro pro Quadratmeter rechnet er an Miete.

Für Wohnungen dieser Preisklasse gebe es eine erhöhte Nachfrage, sagt Schinle. Ursprünglich sei er Anlagenbauer gewesen, seit Jahren aber wie sein Partner auf dem Immobilienmarkt tätig. „Wir kennen den Wuppertaler Markt und kennen uns auch mit schwierigen Wohnlagen aus.“ An der Gathe, an der Friedrich-Ebert-Straße oder auch der Uellendahler Straße habe man Objekte. „Alle vollvermietet.“

Ein Ziel, das auch für Schmitteborn gilt, das bislang größte Projekt der BB Immobilen. Auch das schwierigste? Der Ruf, freundlich ausgedrückt, ist nicht gut. Das weiß auch Schinle. Wahrscheinlich also kein Zufall, dass die BB ihre Wohnungen unter dem Titel „Blockhaus“ vermarktet.

Ähnlich machte es die Stadt übrigens auch, als sie das Gelände — damals noch als mögliches Bauland — auf der Investorentour als „Starenschloss“ bewarb. Der Name Schmitteborn zieht nicht, er schreckt ab. „Es gibt schon die Fälle, dass ein Mietinteressent am Telefon fragt, wo die Wohnung genau liegt. Dann hört er Schmitteborn, sagt Danke und legt auf“, räumt Schinle ein. Die Hemmschwelle sei da.

Deshalb sei ein weiterer Punkt auf der Agenda — neben der Renovierung der Wohnungen — eine bessere Pflege der Außenanlagen. Schon einiges an Grünschnittarbeiten sei erfolgt. Auch die Fassaden seien gesäubert worden.

Und die Mietklientel? Auch die sei in der Vergangenheit nicht immer die einfachste gewesen. Schinle zeigt eine Wohnung, wo beim Auszug Chaos hinterlassen wurde. Mit einer einfachen Renovierung ist es da schon nicht mehr getan. „Wir wollen keine Mieter mehr, die Türen eintreten.“ Sechs Wochen lang sei in den Blöcken entrümpelt worden.

„Ziel ist eine Mischstruktur“, betont Schinle. Ein großer Teil der derzeitigen Mieter bezöge Transferleistungen. Bei den „Neuen“ hoffen die Investoren dagegen auf viele, „die tagsüber auch arbeiten gehen“, vielleicht ein niedriges Gehalt haben, „für das wir ordentliche Wohnungen anbieten“. Dass wie früher Mieter, gerade auch junge Männer, eben den ganzen Tag in und um die Siedlung herumhängen, soll nicht mehr passieren.

Einer sei nicht schlimm, zwei, drei auch nicht. „Aber bei zehn werde es problematisch“, sagt Schinle und verspricht: „Wir schauen uns jeden Mieter persönlich an.“ Die Durchmischung solle auch die Nationalitäten betreffen. Deutsche, Polen, Türken, Italiener — man sei offen, natürlich auch für Flüchtlingsfamilien.

Doch ob die schöne Aussicht, mit der geworben wird, reicht? „Wir wissen, dass wir eine schwere Aufgabe vor uns haben“, sagt Schinle, der sich ärgert, dass sowohl die Siedlung an sich, als auch das Projekt bei vielen Anwohnern schon jetzt abgestempelt seien. „Wir wollen durch gute Arbeit überzeugen.“