Caritasverband zeichnete Ehrenamtler aus
Wuppertal. Der Bau des Thalia-Theaters freut Klaus Kötter besonders. „Eine spannende Sache“, sagt der 75 Jahre alte Cronenberger und zeigt auf die alte Aufnahme des legendären Gebäudes, das unter seinen Händen wieder erstanden ist — als Miniatur-Nachbildung.
Klaus Kötter engagiert sich für die Wuppertal-Achse, das große Projekt der kleinen Nachbildungen historischer Talansichten. Viel Zeit widmet er dem Hobby, das er nicht nur Besuchern, sondern auch seinem Freunden und Bekannten aus der Katholischen Kirchengemeinde Heilige Ewalde gern nahe bringt.
Das Engagement für Hobby und Mitmenschen macht ihn für den Caritasverband Wuppertal/Solingen zu einem „Senioren-Experten fürs Leben“: Gemeinsam mit mehr als einem Dutzend anderer Wuppertaler wurde er vom Caritasverband für seine ehrenamtliche Tätigkeit mit einer Urkunde ausgezeichnet und freut sich sehr: „Ich bin mit Begeisterung dabei.“
Das gilt auch für Helena Zaurauskas: Sie kümmert sich nicht weniger intensiv um ihre Lieblingsbeschäftigung, das Fotografieren. Fast täglich ist die 82 Jahre alte Wuppertalerin russischer Herkunft in ihrer Nachbarschaft rund um Nordstadt und Ostersbaum unterwegs, verbreitet mit ihrer fröhlich-unbekümmerten Art gute Laune, spricht Leute an — und fotografiert sie. „Ich liebe die Natur“, sagt sie ganz einfach. Und Menschen gehören für sie dazu — allzumal in ihrem Umfeld.
Initiiert hat das Projekt Malgorzata Duzynski vom Fachbereich Gemeindecaritas: „Jedes Jahr gibt es ein Caritas-Jahresthema, und 2010 ging es um Senioren-Experten in der Gemeinde und im Sozialraum.“ Dazu seien in den Kirchengemeinden aktive ältere Menschen gesucht und gefunden worden, sagt Duzynski. Menschen, die wie Helena Zaurauskas und Klaus Kötter eine Begabung haben und sie weitergeben möchten. Klaus Kötter ist über seinen Enkel zum Verein Wuppertal-Achse gekommen: „Ich überlegte, was ich dazu beitragen könnte, und da kam mir die Idee, die Barmer Bergbahn nachzubauen“, sagt der Cronenberger. „Man kann jetzt sagen, dass ich Experte im Bau von Fahrzeugkarosserien bin“, sagt er amüsiert, „und dafür, Wasser nachzubilden.“
Helena Zaurauskas mag gar nicht so recht erkennen, worin ihr „Expertentum“ besteht — doch genau das mache sie so liebenswert, sagt Malgorzata Duzynski. Sie arbeitet seit zwei Jahren bei der Gemeindecaritas mit und kümmert sich dort um Ältere. „Ich arbeite sehr gern mit den Senioren“, sagt sie. „Das sind Menschen, die einen Schatz haben. Sie leben ihr Hobby, sie machen anderen Mut.“
Der Aufruf in den Gemeinden sei auf großes Interesse gestoßen: „Es gibt viele Aktive. Sie sind oft sehr bescheiden, freuen sich aber trotzdem sehr über die Anerkennung.“ Zu den jetzt ausgezeichneten Senioren-Experten gehören Hobby-Künstler, aktive Christen und engagierte Leiter von Gemeinde- oder auch Freizeitgruppen. Beim gemeinsamen Kaffeetrinken anlässlich der Urkundenverleihung im katholischen Stadthaus kamen sie miteinander ins Gespräch.
Malgorzata Duzynski freut der Erfolg des Projekts auch deshalb, weil es dabei um die Wertschätzung von Lebensleistung gehe: „Das Bild von Senioren in der Gesellschaft ist zu einseitig. Man assoziiert Altern vor allem mit Krankheit und Pflegebedürftigkeit. Aber da ist viel mehr, und das wollte ich durch diese Kampagne aufzeigen. Dass es eben auch die andere Seite gibt.“