Schlichten im Wohnzimmer - 23 Jahre Arbeit als Schiedsfrau
Christa Stuhlreiter ist seit 23 Jahren als Schiedsfrau im Stadtteil aktiv.
Ronsdorf. „Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung bin ich heute bei den Schlichtungsgesprächen viel cooler“, erzählt Christa Stuhlreiter. Die seit 1973 in Ronsdorf lebende gebürtige Berlinerin wurde 1988 in einer Männerdomäne erst die zweite Schiedsfrau in Wuppertal. „Bei strafrechtlichen Angelegenheiten sind die Beschuldigten kooperativer, weil sie wissen, der Fall ist erledigt“, plaudert Stuhlreiter aus dem Nähkästchen, „die Anhörungen bei Nachbarschaftsstreitigkeiten hingegen verlaufen meist erfolglos“.
Als sie 1973 nach Wuppertal kam, fand die damals junge Mutter über gleichgesinnte Mütter aus dem Kindergarten Blutfinke zu einer politischen Runde in die Volkshochschule. „Diese Runde besteht noch heute — trotz unterschiedlicher politischer Standpunkte. Jeden Mittwoch diskutieren Ursula und Joachim Wendt, Bobs und Wulf Lohhoff, Christel Harz, mein Mann Peter und ich über aktuelle Themen, etwa über den Atom-ausstieg oder Wuppertaler Themen“, erzählt die SPD-Politikerin.
Auch dem sozialen Hilfswerk Ronsdorf ist sie dankbar, dass der Kreis Kreativer Frauen Ronsdorf (KKFR), deren ehrenamtliche Geschäftsführerin sie seit über 20 Jahren ist, unter Anleitung der Ronsdorfer Kunsthandwerkerin Doris Ramsauer die Räume der Seniorenbegegnungsstätte nutzen darf.
„Ich bin niemand, der sich gern Sachen auf den Tisch zieht’“, sagt Christa Stuhlreiter über ihre Tätigkeit als Schiedsfrau. „Wenn dennoch ein Termin anberaumt wurde, erhalten beide Parteien eine Einladung und hier am Tisch in meinem Wohnzimmer kommt es zur Verhandlung. Ein Ergebnisprotokoll wird erstellt, Vergleich oder Erfolglosigkeit eingetragen und von der Amtsgerichtsleitung und der Stadt geprüft“, berichtet sie über das Prozedere. „Oft sage ich den Menschen, dass sie dem Nachbarn einen netten Brief in den Briefkasten werfen sollen, aber Viele können halt nicht über ihren Schatten springen.“
Doch bei allen ehrenamtlichen Tätigkeiten sei ihr bis heute die Familie immer das Wichtigste gewesen. „Früher habe ich meinem Mann Peter, mit dem ich fast 50 Jahre verheiratet bin, den Rücken freigehalten — heute tut er es für mich“, sagt die ausgeglichene Waagefrau, die jeden Morgen um sieben Uhr aufsteht und ihr Tagwerk verrichtet. „Wenn meine Enkelinnen Anna und Jana mich besuchen, gehen wir zum Teich und füttern die Enten, schauen dem Fischreiher zu oder beobachten Feuersalamander.“ Das sind die Momente, an denen sie das Leben in Ronsdorf besonders genießt.