Kreta-Dauerurlaub könnte Elberfelder teuer zu stehen kommen
Günther Hahenmann ärgert sich über die Kosten der Pkw-Einfuhr nach Griechenland.
Wuppertal. „Das hat doch nichts mit der EU zu tun!“ Günter Hahnemann (63) kann nicht glauben, was ihn die Überführung seines Wagens nach Kreta kosten soll. Er und seine Frau wollen künftig viele Wochen im Jahr dort verbringen. Die griechischen Einfuhrkosten schockieren ihn. Unterkriegen lässt er sich aber nicht.
Er hat auf Kreta immer wieder die Auskunft gehört: 40 bis 60 Prozent des Auto-Neuwerts soll er dafür bezahlen. Auch die WZ erhält bei Nachfragen keine andere Information. Das sprengt sein Budget. Dabei ist alles geplant: Im März wollte er sich auf die lange Reise mit dem Wagen machen, das Auto dann auf der Insel anmelden.
Denn für das Ehepaar ist Kreta eine zweite Heimat. Eine Reise vor 23 Jahren führte sie dorthin, eine Reisebekanntschaft empfahl ihnen den Ort Kavros an der Nord-Küste „und da sind wir dann hängengeblieben.“ Einen erheblichen Anteil am Hängenbleiben hat Georgios Kouratoras, heute 92, den die Hahnemanns nur „Papou“, griechisch für Opa, nennen. Der Gastronom hatte einst ein Hotel in der Oberpfalz, kann Deutsch. Dann kehrte er zurück nach Kreta, eröffnete dort ein Hotel, das jetzt seine Kinder weiterführen.
Die ganze Familie freundete sich mit Günter und Erika Hahnemann an, das Ehepaar kam jedes Jahr wieder, half bei der Weinernte, der Olivenernte und anderen Besorgungen. Von Deutschland aus telefonieren sie regelmäßig mit ihrem Papou. Nur die Politik ist tabu - „da darf ich gar nicht mit ihm diskutieren“, weiß Hahnemann.
Von Papous Bruder haben sie jetzt für das ganze Jahr ein Haus gemietet. Denn Günter Hahnemann ist bereits in Rente, Erika Hahnemann wird es im März sein. Ab dann wollen sie den ganzen Sommer lang Mittelmeersonne genießen. Und im Winter in andere Weltgegenden reisen.
„Ich bin keiner, der zu Hause die Füße hochlegt“, erklärt Günter Hahnemann. 18 Jahre war der gelernte Schlosser Beleuchter für das Ensemble von Pina Bausch, war oft am Wochenende im Einsatz, ebenso Weihnachten und Ostern. Er ging auch mit auf kleinere Tourneen. „Das hat alles großen Spaß gemacht.“ Zum Glück hatte seine Frau, die im Opernhaus Kostüme pflegt, Verständnis für die Arbeitszeiten.
Eine Erkrankung setzte ihn vor 20 Jahren einige Zeit außer Gefecht. Als er danach bei der Stadt weitermachen wollte — das Tanztheater war eine GmbH und er zog die Stadt als Arbeitgeber vor - fand man erst keinen Platz für ihn. Erst wurde er Hausmeister in der Notschlafstelle, dann saß er im Parkhaus an der Kasse, es folgte ein Einsatz im Archiv. Weil er dort so gut arbeitete, bekam er den Job, sich um Unfälle der Stadt zu kümmern. Damit schaffte er auch die Anerkennung als Angestellter.
„Es liegt mir, mich durchzuboxen“, stellt Hahnemann im Rückblick fest. Deshalb wird er sein Ziel, auf Kreta mit dem eigenen Auto zu fahren, nicht aufgeben. „Vielleicht muss ich mir dort eins kaufen“, überlegt er.