Schulprojekt: Pöbeln für ein friedlicheres Miteinander
Mit Rollenspielen lernen Grundschüler Gewaltfreiheit im Alltag.
Hesselnberg. Hochkonzentriert blicken die Schüler der Klasse 1b auf Jan Spicher. „Wer möchte mal beleidigen?“ fragt der Trainer und Diplom-Sportlehrer — und die Kinderhände fliegen nur so in die Höhe. Kurz darauf gellen Pöbeleien wie „Bist Du hässlich!“ oder „He, Stinker, Du stinkst!“ durch die Turnhalle der Grundschule Hesselnberg. Doch die Schüler, an die sie gerichtet sind, reagieren nur mit strammer Körperhaltung und festem Blick.
„Gewaltfrei lernen“ heißt das Projekt, bei dem die Schüler der ersten bis dritten Klassen der Grundschule diesen Gleichmut gelernt haben. Dabei standen insbesondere Bewegungs- und Rollenspiele auf dem Stundenplan. „Wenn man jemanden beim Delfinspiel berührt hat, musste man sich entschuldigen und sagen, dass man ihn nicht gesehen hat“, erzählt der sechsjährige Steven. Durch die Förderung der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West wurden zwei Drittel der Kosten der Konfliktschulung aufgefangen.
„Auch die Resonanz der Eltern bei den Info- und Trainingseinheiten war groß“, sagt Schulleiterin Birgit Seiffert. „Alles lief sehr praktisch ab — und wir sind stolz, die Erziehungsberechtigten für dieses Projekt motivieren zu können.“
Seit vier Jahren macht das Gewaltfrei-Lernen-Team Schüler gemeinsam mit Lehrerinnen, Eltern und Betreuerinnen fit für Teamwork und Konflikte im Alltag. „Wir helfen anderen, wenn sie sich wehgetan haben“, sagt Bilal (7). „Und auch in meiner Freizeit erzähle ich meinen Freunden davon.“ Den Erfolg des Trainings hat auch Klassenlehrerin Sabine Felsner bereits festgestellt: „Der Umgang miteinander ist seit dem Training rücksichtsvoller geworden. Kleinere Streitigkeiten lösen die Kinder nun unter sich.“
Ganzheitlichkeit sei die eine, Nachhaltigkeit die andere Sache, erklärt Trainer Spicher, der die gelehrten Erfahrungen und Regeln einheitlich angewandt sehen möchte. Auch Irmgard Stinzendörfer vom Kinder- und Jugend-schutz der Stadt Wuppertal begrüßt das Programm. „Bei ausbrechender Gewalt, Beleidigungen und Ausgrenzung weiß nun jeder an der Schule, was zu tun ist“, bestätigt Direktorin Seiffert zufrieden.