Unternehmen Was die Wuppertaler über das Kaufhof-Aus denken (mit Video)

 D · Kaufkraft, Internet, Zielgruppen: Die Wuppertaler sehen im Aus für das Warenhaus viele Ursachen. Wir haben sie gefragt.

Ende Januar 2024 ist für den Elberfelder Kaufhof Schluss.

Foto: Tim Oelbermann

Die angekündigte Schließung der Galeria Karstadt Kaufhof in Elberfeld nehmen die Wuppertaler überwiegend verärgert zur Kenntnis. Wie der Warenhauskonzern am Montag mitteilte, wird er seine Filiale am Neumarkt im Januar 2024 aufgeben. Im Jahr 1912 war das Gebäude als Kaufhaus Tietz eröffnet worden, seit dem Jahr 2000 stand es unter der Marke „Galeria“ den Kunden zur Verfügung. 110 Mitarbeiter fürchten um ihre Jobs. Die WZ hat sich in der Innenstadt umgehört, wie die Wuppertaler diesen Verlust bewerten, worin der Fehler liegen könnte und welche Erinnerungen sie an die Tradition des Kaufhauses haben.

„Jede Stadt, in der eine Filiale schließen muss, sagt jetzt: Warum wir?“, merkt Doris Dillenberg an. Schließlich seien in der Rathaus-Galerie am Willy-Brandt-Platz auch kaum noch Geschäfte vertreten. Für sie sei die geplante Schließung eine Herausforderung: „Ich besorge hier fast alles, besonders Schuhe und Textilien. Das muss ich künftig in Düsseldorf holen.“

„Kauf lieber an der Wupper
als am Amazonas“

Dass der Kaufhof in Wuppertal auf der Liste der 52 Schließungen stehen würde, damit hat Bernd Brendler nicht gerechnet: „Ich dachte eher, dass es die Kleinstädte treffen würde.“ Die Nachricht sei auch für die Einzelhändler kein gutes Zeichen, „denn der Kaufhof wirkt wie ein Magnet. Er ist eine Institution und gerade deshalb ist es traurig.“ Allerdings: „Wenn ich Investor wäre und sähe, wie die Energiepreise weiter steigen, warum sollte der Kaufhof da eine Ausnahme machen?“

Zudem weist Brendler darauf hin, dass es Barmen ähnlich ergangen sei. Dort eröffnete Anfang der 1960er Jahre ein Kaufhof am Alten Markt, der im Jahr 2000 seine Türen schloss. Ihm tue es für die Mitarbeiter leid: „Es gibt bestimmt Beschäftigte, die wenige Jahre vor der Rente stehen. Dann noch einen neuen Job zu finden, stelle ich mir schwierig vor – und das wirkt sich auf die Rentenzahlungen aus.“

Detlef Schmitz sieht den Fehler des Konzerns auch darin, dass das Angebot immer weiter verringert wurde – nicht nur im Sortiment, auch das Restaurant gibt es nicht mehr. „Und der Internethandel hat viel kaputtgemacht. Ich sage immer: Kauf lieber an der Wupper als am Amazonas.“ Zwar habe der Kaufhof zusätzlich auf Onlinehandel gesetzt, aber nicht die richtige Kundschaft getroffen. „Konkurrenz wie Primark und Zalando ziehen die jüngere Generation mehr an.“

Dazu gehört auch Marie Brieda, die gerade zum Haupteingang huscht: „Ich gehe hier immer nur flüchtig rein. Die meisten Waren bestelle ich online“, sagt die 22-Jährige. Ihre Generation sei geprägt von „viel Arbeit, kaum Zeit und dann kommt die Bequemlichkeit hinzu, sich Waren lieber nach Hause liefern zu lassen.“

Uwe Dangel sieht das veränderte Kaufverhalten ebenfalls in der Schuld: „Das ist nicht erst seit der Inflation so und auch nicht erst seit Corona. Die letzten zehn bis 20 Jahre ist die Kaufkraft zurückgegangen“, kommentiert er im Instagram-Profil der Westdeutschen Zeitung. „Der Bürger möchte es leicht, schnell und günstig – völlig egal, ob Möbel, Kleidung, Geschenke oder Lebensmittel.“

Passende Produkte und Preise müssen eine Verbindung eingehen

Die Idee eines Warenhauses sei auch in der heutigen Zeit keine schlechte Idee. Es müsse jedoch die passenden Produkte und Preise haben, „damit der durchschnittliche Kunde solche Geschäfte wieder regelmäßig besucht“. Oder wie es ein anderer Nutzer ausdrückt: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“