Wenn sich der Pinguin verschluckt

Gut 60 Experten sprachen im Zoo über Pinguin-Medizin.

Zoo. Wenn sich einer der Königspinguine im Wuppertaler Zoo versehentlich an einem Eisstäbchen verschluckt, dann ist der Zootierarzt gefragt. Bisher musste Dr. Arne Lawrenz — seit Freitag auch Wuppertals neuer Zoodirektor — in solchen Fällen zum Endoskop greifen. Dem Patienten stand eine anstrengende Behandlung bevor. Doch das geht einfacher, findet Klemens Pütz. Der Meeresbiologe erklärte am Wochenende mehr 60 Pinguin-Experten, wie man eine Magenspülung bei den Polarvögeln durchführen kann. Zum ersten Mal hatte die Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft (DVG) zu einem Pinguin-Kongress geladen. Und wo könnte der passender abgehalten werden, als im Wuppertaler Zoo — immerhin ist der Pinguin seit 1975 dessen Maskottchen.

Den Anstoß zur Fachtagung gab Arne Lawrenz: „Bevor ich mir alles allein erklären lasse, habe ich lieber die Kollegen mit ins Boot geholt.“ Dass sich mehr als 60 Pinguin-Experten — darunter Tierärzte, Tierpfleger, Biologen und Freilandforscher aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien und Ungarn — auf den Weg ins Bergische Land machen, hätte Lawrenz nicht gedacht: „Ich bin extrem positiv überrascht — wir mussten sogar Leuten absagen.“

Auf dem Programm standen wissenschaftliche Vorträge zur Haltung und Pflege von Pinguinen. Neue bildgebende Verfahren wurden ebenso vorgestellt wie Möglichkeiten zur Gefieder-Reinigung bei Pinguinen im Falle einer Ölpest. Ernst wurde es dann beim praktischen Teil des Kongresses für die Zoopinguine: Einem Tier wurde unter Narkose Blut abgenommen, mit einem anderen Pinguin simulierten die Forscher einen Hörtest.

In der freien Wildbahn erforsche man mit der Methode die Beeinflussung der Pinguine — etwa durch Hochsee-Windkraft-anlagen, erklärte Lawrenz. Experte Pütz und seine Kollegen von der Stiftung Antarctic Research Trust (ART) sind in diesem natürlichen Lebensraum der Pinguine regelmäßig unterwegs.

„Uns ist der Bezug zu Problemen in der freien Wildbahn wichtig“, erklärt Lawrenz. Daher unterstützte der Zoo in Kooperation mit dem Zooverein die Arbeit der Stiftung — die unter anderem mögliche Auswirkungen des Klimawandels auf Pinguine untersucht — mit einer Spende von 1000 Euro. Lawrenz betonte: „Man kann als Tierarzt immer noch etwas lernen“. Daher solle die Pinguin-Tagung im Wuppertaler Zoo fortgesetzt werden.