Wer kann den Belvedere-Turm retten?
Der Antrag ist eingereicht, dem Bauwerk droht der Abriss. Jetzt werden Sponsoren gesucht
Uellendahl. Uellendahls eingerüstetem Kleinod droht das endgültige Aus: Seit Jahren verdeckt ein Baugerüst den Blick auf den Belvedere-Turm an der Kohlstraße — jetzt hat der Eigentümer den Antrag auf Abriss bei der Stadt eingereicht. „Es macht einfach keinen Sinn mehr“, räumt Helmuth Liesegang, Sprecher der Eigentümergesellschaft, ein. Eine Perspektive für das Denkmal, das in einem schlechten Zustand vor sich hindämmert, gebe es nicht mehr. „Leider“, sagt Liesegang. Man habe vergeblich nach einem Käufer gesucht.
Vor gut einem halben Jahr hatte die Gesellschaft den Turm vom alten Eigentümer — einer Tochterfirma der Goldman Sachs-Gruppe — übernommen. Allerdings nur als Teil eines Pakets. „Wichtiger für uns war das Wohngebäude nebenan“, sagt Liesegang. Das wird derzeit saniert. Eine Sanierung für den Turm sei aber utopisch, zu groß einfach der wirtschaftliche Aufwand.
„Aber wir sind offen“, sagt Liesegang. Wenn sich doch noch ein ernsthafter Interessent fände, werde man verkaufen. „Auch nicht zu einem hohen Preis. Wir wollen damit keinen Gewinn machen. Das Grundstück brauchen wir nicht unbedingt.“
Den Abriss werde der Eigentümer deshalb auch nicht schnell vorantreiben, erklärt Marc Walter, der noch auf eine Rettung des Turms hofft. „Eigentlich ist das ja gar nicht mein Arbeitsbereich“, sagt der Abteilungsleiter im Ressort Bauen der Stadt. Ihn treibt aber auch eine persönliche Verbundenheit mit dem Denkmal an. „Als Kind bin ich da oft vorbeigefahren. ALs ich von dem Abrissantrag hörte, dachte ich, der kann doch jetzt nicht still und leise verschwinden.“ Man habe deshalb mit Vereinen und Institutionen Kontakt aufgenommen (siehe Infokasten) und suche eine Lösung.
Das Problem: Verschiedene Gutachten des dafür zuständigen LVR bescheinigen dem 1896 erbauten Turm einen desolaten Zustand — ob Steine, Fugen oder Dach. „Nur mit erhöhtem Aufwand ist da überhaupt etwas zu machen“, sagt Markus Truskawa von der Unteren Denkmalbehörde. Allein etwa 150.000 Euro seien nötig, das Bauwerk erst einmal zu sichern. „Und an eine Folgenutzung ist da gar nicht gedacht“, so Truskawa. Von Seiten der Stadt habe man sich bemüht, in Förderprogramme des Landes aufgenommen zu werden. Da diese aber spätestens 2015 gestrichen werden, gebe es für auf den ersten Blick ausweglose Fälle wie den Belvedere-Turm keine Chance mehr.
Karl-Eberhard Wilhelm, Vorsitzender des Bürgervereins Uellendahl, hofft noch auf einen Ausweg. „Es ist schwer, einen Abriss zu akzeptieren.“ Vielleicht, so Wilhelm, würden Stiftungen einspringen, wenn man ein Nutzungskonzept vorlegen könne. Dies werde aber dadurch erschwert, dass die Fläche des Turm eher klein ist. „Der ist einfach schön zum Angucken“, sagt auch Marc Walter. Für den Bereich Mirker Hain sei der Turm — ohne Baugerüst — aber eben ein Hingucker, den es sich zu retten lohnt.