Reformierte Gemeinde feiert ihr 275-jähriges Bestehen
Gründung am 23. Oktober 1741. Gottesdienst und Empfang ab Sonntag um 14 Uhr.
Ronsdorf. Am Sonntag, 23. Oktober, feiert die Evangelisch-reformierte Gemeinde Ronsdorf ihr 275-jähriges Bestehen. Um 14 Uhr findet ein Gottesdienst statt, dem ein Empfang im Gemeindehaus folgen wird, bei dem an die Gründung Ronsdorfs und der Gemeinde erinnert werden soll. Die Geschichte Ronsdorfs, seit 1929 ein Stadtteil Wuppertals, und der Reformierten Gemeinde sind untrennbar miteinander verbunden. Am 23. Oktober 1741 schickte der kurfürstliche Amtssitz in Mannheim einen Brief an die reformierten Einwohner zu Ronsdorf im Herzogtum Berg und Amt Beyenburg. Darin wurde den Männern und Frauen um Stadtgründer Elias Eller die Erlaubnis zum Bau einer eigenen Kirche mitgeteilt.
Ein echtes Privileg, denn normalerweise ging die Stadtgründung der Gründung einer Kirchengemeinde voraus. Die Stadtrechte erwarb Ronsdorf erst im Sommer 1745, weshalb es noch vier Jahre bis zur 275-Jahrfeier von Ronsdorf im Jahr 2020 dauern wird.
Die Evangelisch-reformierte Gemeinde hat nach eigenen Angaben etwa 1700 Mitglieder und ist die letzte in Wuppertal mit reformiertem Bekenntnis. Wie alle christlichen Gemeinden blieb sie in den vergangenen Jahren nicht von Problemen durch die Alterung in der Gesellschaft, Nachwuchsproblemen und Kirchenaustritten verschont. Dennoch seien die Besucherzahlen, so die Einschätzung des früheren langjährigen Pastors Günter Twardella, sehr gut. Er führt das auf die natürliche und schlichte Art der Glaubensvermittlung in der reformierten Gemeinde zurück sowie auf die Fähigkeiten des amtierenden Pastors Jochen Denker, „die Dinge verständlich rüberzubringen“.
Wie kein anderer hat sich Günter Twardella mit der langen Geschichte befasst, Quellen studiert, ausgewertet und Bücher dazu verfasst. Fast 30 Jahre lang war er in der Gemeinde tätig. Er hat die Leitung des Historischen Arbeitskreises vor einem Jahr in die Hände von Uwe Luckhaus und Horst Röttger übergeben. „Uwe Luckhaus ist von Pfarrer Denker eingeladen worden, am Sonntag etwas über die Entstehung der Gemeinde zu erzählen“, sagt Günter Twardella.
Erklärtes Ziel der Gemeinde ist es, ihre Eigenständigkeit zu erhalten. „Wir sehen die Reformation nicht nur von Luther her, sondern auch von Calvin“, erklärt Günter Twardella. Christus Zeugnis stehe in der Mitte des Glaubens, nicht die Vergöttlichung der Kirche. „Das Amtsverständnis wirkt sich bis in die Sicht der politischen Dinge aus.“ Keinen Einfluss mehr habe das Denken der Menschen um Elias Eller, erwählt zu sein. „Die leidvollen Erfahrungen des Bombenangriffs 1943 haben übertriebenes Erwählungsbewusstsein reduziert“, glaubt Twardella.
Sektierertum? Der Alltag zwischen den christlichen Gemeinden spricht längst eine andere Sprache. Es gibt keine Berührungsängste — im Gegenteil: Mit der katholischen Gemeinde arbeitet die reformierte Gemeinde bei dem Projekt Eine-Welt-Laden intensiv zusammen. Wer nach Ronsdorf zieht, kann sich zwischen beiden evangelischen Gemeinden entscheiden. Wird keine Entscheidung getroffen, gehört man automatisch zur Evangelischen Kirchengemeinde.
Gute Beziehungen pflegt die Gemeinde nicht nur auf kirchlicher Ebene, sie übernimmt vielfältige gesellschaftliche Aufgaben, lobt Bezirksbürgermeister Harald Scheuermann-Giskes. Geplant ist vom Land NRW, dass Flüchtlinge in eine Landeseinrichtung Am Saalscheid 8 einziehen. „Die Reformierte Gemeinde werde ich im Vorfeld wie die anderen Gemeinden zu einem runden Tisch am 2. November einladen“, so Scheuermann-Giskes.