Neue Kalender: Mit historischen Ansichten durchs kommende Jahr
Die Kalender „AltVohwinkel“ und „Alt Sonnborn“ von Hans-Jürgen Momberger sind neu erschienen.
Vohwinkel. Der Anruf der betagten, aber sehr rüstigen Dame kam unerwartet. Doch Hans-Jürgen Momberger, versierter Kenner der Lokalgeschichte, war sofort ganz Ohr. Im Vorzimmer des letzten Vohwinkeler Bürgermeisters hatte die 93-Jährige bis 1929 gearbeitet und aus der guten alten Zeit jede Menge spannender Geschichten zu erzählen. Anschließend steuerte sie noch ein Foto aus Kindertagen bei.
Es sind Momente wie diese, bei denen das Herz Mombergers höher schlägt. Nach dem Erfolg seiner historischen Kalender mit Ansichten aus dem Wuppertaler Westen melden sich immer wieder Bürger, die ihm alte Schnappschüsse oder Postkarten zur Verfügung stellen. Aufgrund der Fülle von Motiven hat der engagierte Geschichtsexperte pünktlich zum Flohmarkt gleich zwei Kalender vorgelegt. Die Ausgaben über Vohwinkel und Sonnborn bieten einen interessanten Streifzug durch die Historie des Stadtteils. Dabei finden sich wie immer zahlreiche seltene und bisher unveröffentlichte Aufnahmen, die den Betrachter etwa in die Kaiserzeit oder die 50er und 60er Jahre entführen. "Es ist wirklich toll, dass die Menschen so begeistert mitmachen", berichtet Hans-Jürgen Momberger, der früher vor allem im Stadtarchiv fündig wurde.
Durch Hilfe aus Vohwinkel und Sonnborn kommt in den Kalendern so mancher Schatz ans Licht, der jahrzehntelang in dunklen Kartons geschlummert hat. Vohwinkel: Dazu gehört etwa eine bisher unbekannte Winteransicht des so genannten "Wupperknies", einer Flussbiegung in Hammerstein kurz nach dem Bau der Schwebebahn. "Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass der Wupperbogen einmal bis hierhin reichte, da das Flussbett, etwa beim Bau der Autobahn in den 70er Jahren, mehrfach geändert wurde", erläutert Momberger.
Besonders stolz ist er auch auf die Aufnahme eines Familienfestes mit zahlreichen Teilnehmern im Vohwinkeler Zentrum von 1915. "Es gibt aus dieser Zeit nur wenige Fotos von privaten Anlässen dieser Größenordnung", so Momberger.
Hans-JürgenMomberger
Eine echte Überraschung dürfte für viele Bürger auch die Tatsache sein, dass es neben dem heutigen Freibad einmal eine Tennisanlage mit einer entsprechenden Zuschauertribüne gegeben hat. Auf dem Juni-Kalenderblatt posiert davor stolz die Schützengesellschaft von 1904. Ein Blick in die Gustavstraße vom Kaiserplatz aus zeigt die Pracht des aufstrebenden Städtchens in den 20er Jahren. Davon zeugen auch die Aufnahmen der imposanten Textilfabrikanlagen im Bereich Hammerstein und Siegersbusch.
Wie fürstlich die Firmenchefs damals lebten macht ein Foto der großen Villa deutlich, die heute das Restaurant Scarpati beherbergt. "Der Architekt war sehr bekannt und hat auch für den Komponisten Richard Strauss eine Villa entworfen", sagt Hans-Jürgen Momberger.
Nicht ganz so prunkvoll, aber sehr heimelig ist dagegen ein Bild der weihnachtlich geschmückten Vohwinkeler Straße neben dem Schwebebahnhof aus den 50er Jahren. Damals wurde im Gegensatz zu heute auch der Bereich westlich der Rubensstraße mit Lichtern verziert. Sonnborn: Im Sonnborner Kalender dürfte für den Betrachter eine seltene Aufnahme des kaiserlichen Postamts aus der Zeit vor 1918 interessant sein. Vor dem Gebäude in der Sonnborner Straße stehen die braven Postbeamten mit Kaiser-Wilhelm- Schnurrbart in militärisch strammer Pose. Stolz zeigt sich dem Fotografen auch Gastwirt Hugo Riese, der bis 1922 die gleichnamige Schankwirtschaft betrieb. Bekannt vorkommen dürfte den Bürgern auch das Foto des Restaurants "Zum alten Kuhstall" aus dem Ende der 50er Jahre. Hier hat sich die Außenfassade kaum verändert. Längst Vergangenheit ist dagegen die "Sonnborner Liedertafel", einer der ältesten Vereine Sonnborns. Eine bunte Postkarte von 1906 erinnert an das 60-jährige Bestehen.
Bis heute aktuell ist das Überschwemmungsproblem in der Sonnborner Straße bei starken Regenfällen. Auf einem Bild von 1969 kämpft ein VW Käfer tapfer gegen die Fluten auf der Hauptstraße an. Doch der Kalender zeigt auch Gründe zum Feiern. So die Einweihung des Eisenbahnhaltepunkts Lüntenbeck von 1953. Durch den ein Jahr später erfolgten Ausbau konnten sogar Dampfzüge Station machen.