Stadtwerke versprechen: Preise für Wasser bleiben stabil
WSW-Chef Andreas Feicht erklärt, warum der Rückkauf der Wassersparte aus seiner Sicht ein gutes Geschäft ist.
Herr Feicht, ist der Rückkauf der Wassersparte von GDF Suez (GSED) ein Minusgeschäft für die Wuppertaler Stadtwerke?
Feicht: Nein, das Geschäft rechnet sich für uns, weil wir aufgrund des derzeit sehr niedrigen Zinsniveaus, aber auch wegen der sehr stabilen Ergebnisse der Wassersparte, auch in Zukunft gute Ergebnisse schreiben werden. Kurzum: Das Geschäft ist für die WSW profitabel.
Wenn es so profitabel ist, weshalb hat dann GSED dem Verkauf zugestimmt. Die hätten die Gewinne auch selbst machen können, oder?
Feicht: GSED hat zugestimmt, weil es der Wunsch der Stadt und der WSW waren, die Wasserversorgung über einen Eigenbetrieb zu organisieren. Das heißt, GSED hätte gewisse Rechte verloren. Zudem steht die Wasserversorgung nicht im Zentrum der strategischen Interessen des Konzerns GSED. Deswegen verläuft das Geschäft in beiderseitigem Einvernehmen.
Die Stadt begründet den Rückkauf der Wassersparte mit einer geplanten Gesetzesnovelle der EU. Gibt es ohne den Rückkauf Nachteile für Wuppertal?
Feicht: Absolut, ich war gerade letzte Woche in Brüssel und habe mich mit Europaparlamentariern unterhalten. Es ist nach wie vor so, dass die Vorschläge der EU-Kommission davon ausgehen, dass, wenn Querverbundunternehmen wie die WSW die Wasserversorgung durchführen, die Wasserkonzession von der Stadt ausgeschrieben werden muss. Und zwar deswegen, weil Querverbundunternehmen nicht nur im Wasserbereich tätig sind.
Der Kaufpreis von 57 Millionen Euro hört sich recht hoch an, im Verhältnis zum Kaufpreis von etwa 300 Millionen Euro, die GSED an die Stadtwerke zahlte und damit 33,1 Prozent der gesamten Versorgungssparte der WSW übernahm. Wie passt das zusammen?
Feicht: Dadurch, dass die Wassersparte über Jahre sichere Erträge ausweisen wird. Zudem gibt es dort ein viel geringeres Geschäftsrisiko als in den Geschäftsfeldern Gas und Strom. Deswegen können wir mit geringen Risikozuschlägen arbeiten, und uns kommt das aktuell niedrige Zinsniveau entgegen, wie ich eben schon sagte. Der Kaufpreis wird noch um die anteiligen Schulden der Wassersparte reduziert, so dass sich das für uns absolut rechnet.
Sie finanzieren den Kauf über neue Schulden?
Feicht: Ganz genau. Das ist so lange kein Problem, wie wir über Investitionen sprechen. Für uns ist der Rückkauf der Wassersparte eine Investition, mit der wir Geld verdienen.
Also ist die Wassersparte so profitabel, dass es für sie kein Problem ist, Zinsen für Kredite zu zahlen? Sie machen Gewinn?
Feicht: Ganz genau so ist es.
Werden die Wasserpreise steigen?
Feicht: Nein, mit der Stadt ist vereinbart, dass die Gebühren für das Wasser, die durch den Eigenbetrieb ab dem 1. Mai erhoben werden, nicht steigen.
Wie lange gilt das?
Feicht: Das gilt auf Dauer. Die WSW werden auch in der Wassersparte weitere Kostensenkungen durchführen, so dass der Eigenbetrieb das an die Gebührenzahler weitergeben kann. Wir können also mindestens mit stabilen Wasserpreisen rechnen.
Ist der Eigenbetrieb ein neues Unternehmen, das entsteht?
Feicht: Wichtig ist: Der Eigenbetrieb wird von der Stadt Wuppertal gegründet. Er bleibt jedoch Teil der Verwaltung. Es gibt kein zusätzliches Personal, sondern die Stadtwerke machen sozusagen als Dienstleister die technische Arbeit.
Die Kartellbehörden haben die Wuppertaler Wasserpreise unter die Lupe genommen und sind dabei zu prüfen, ob diese zu hoch sind. Spielt das beim Rückkauf der Wassersparte eine Rolle?
Feicht: Das spielt nur am Rande eine Rolle, da wir generell unsere Wassersparte sicher aufstellen wollen. Ob der Eigenbetrieb nicht mehr in die Zuständigkeit des Kartellamtes fällt, ist derzeit nicht sicher. Das Bundeskartellamt sieht das ganz anders, fühlt sich also weiterhin zuständig.
Das heißt, sie stehen mit dem Kartellamt im Kontakt?
Feicht: Wir stehen mit dem Bundeskartellamt in einer Diskussion über unsere Wasserpreise. Wir haben Zahlen, Daten und Fakten an das Kartellamt geliefert, und wir werden jetzt sogenannte Erschwernisgründe an das Kartellamt melden. Das heißt, warum wir über welche Wasserversorgungseinrichtungen verfügen und was diese uns kosten. Die Wuppertaler Topographie zum Beispiel macht den Transport von Trinkwasser erheblich aufwändiger als etwa in der norddeutschen Tiefebene
Das Kartellamt moniert die Höhe der Wasserpreise. Ist das richtig?
Feicht: Ja, aber nicht nur bei uns, sondern auch bei anderen Wasserversorgern. Es hat aber noch keine Preissenkungsverfügung an uns geschickt, das kann möglicherweise noch geschehen. Wir sind aber davon überzeugt, dass das Kartellamt davon absieht, wenn es sich mit unserer Argumentation auseinandersetzt.
Sie haben noch einen Joker. Im Kaufvertrag mit GSED steht, dass sie von dem Kauf zurücktreten dürfen, wenn das Bundeskartellamt in Wuppertal niedrigere Wasserpreise erzwingt. Würden Sie diesen Joker ziehen?
Feicht: Das ist kein Joker. Gäbe es aber einen Grund dafür, dass die Unternehmensbewertung geringer ausfiele, etwa wegen niedrigerer Wasserpreise, dann wäre auch der Kaufpreis geringer. Das ist aber nur ein theoretisches Problem.