Stalking-Opfer: „Ich möchte diesen Mann töten“
Wie ein mutmaßlicher Stalker sein Opfer zur Weißglut trieb.
Wuppertal. Vor dem Amtsgericht muss sich seit Mittwoch ein 47 Jahre alter mutmaßlicher Stalker verantworten. Er soll bereits seit mehr als fünf Jahren einer Wuppertaler Friseurin nachstellen. Vor dem Landgericht wurde er deshalb bereits zu einer Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt. Am Mittwoch musste das mutmaßliche Opfer der Stalking-Attacken als Zeugin aussagen und ihrem Peiniger somit erneut unerwünscht begegnen.
Zunächst schilderte die Zeugin die Vorkommnisse gelassen. Der Angeklagte habe ihr erstmals vor fünf Jahren über einen Bekannten einen Blumenstrauß zukommen lassen, schon dessen Annahme habe sie verweigert. Im folgenden habe er ihr immer wieder in der Umgebung ihres Elberfelder Arbeitsplatzes aufgelauert. Auch auf dem Balkon ihrer Wohnung soll er sie beobachtet haben. Die Wuppertalerin erwirkte eine einstweilige Anordnung, die dem mutmaßlichen Stalker die Kontaktaufnahme und die physische Annäherung verbietet. „Das hat alles nichts gebracht“, sagte die Zeugin. „Nur als er im Gefängnis war, hatte ich Ruhe.“
Seit Mittwoch werden vor dem Amtsgericht fünf weitere mögliche Verstöße des 47-Jährigen verhandelt, die sich nach der verbüßten Haftstrafe abgespielt haben sollen. Als die Zeugin immer wieder zu diesen speziellen mutmaßlichen Taten befragt wurde, verlor sie die Fassung. Sie schrie, weinte und schlug mehrmals mit der Faust auf den Tisch: „Warum tun Sie mir das an? Sie bringen mich um“, wandte Sie sich an den Richter. Ihr würde so oft aufgelauert, dass sie sich nicht an einzelne Vorkommnisse erinnern könne. Der psychische Druck sei nicht auszuhalten: „Ich kann hier nicht neben diesem Mann sitzen, ich möchte ihn töten. Verstehen Sie das nicht?“
Nach einer Prozesspause sagte die Frau weiter aus, beschrieb die Belastung durch die Stalking-Attacken: Sie habe seit drei Wochen Urlaub und ihre Wohnung in dieser Zeit aus Angst nur dreimal verlassen. „Ich habe kein Privatleben mehr.“ Eine Arbeitskollegin bestätigte ihre Aussage teilweise: „Auch ich sehe diesen Mann fast täglich auf dem Weg zur Arbeit. Wenn meine Kollegin Urlaub hat, ist er nicht da.“
Der Angeklagte wies am Mittwoch alle Vorwürfe von sich. Der Prozess wird in der kommenden Woche fortgesetzt.