Wuppertal Steigende Schülerzahlen: Stadt braucht mehr Klassenzimmer

Bauen statt schließen: Wichlinghausen bekommt eine neue Grundschule. Auch in Ronsdorf besteht ein höherer Bedarf für die Schulanfänger.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Lange galt Wuppertal als alternde Stadt mit sinkenden Einwohnerzahlen. Doch zum Beispiel für den Stadtteil Wichlinghausen rechnet die Verwaltung aufgrund der Bevölkerungsprognose bis zum Schuljahr 2021/2022 mit einem Anstieg der Grundschüler um rund 900 auf dann 13 200.

„Das Problem ist kein Problem von Übermorgen. Wir müssen zu einer großen strukturellen Lösung kommen, daher wird Wichlinghausen eine neue dreizügige Grundschule mit einem Offenen Ganztagszentrum bekommen“, sagt Schuldezernent Stefan Kühn. Dadurch könne auch bei der Grundschule Germanenstraße der Ganztag erweitert werden.

Der Vorschlag der Verwaltung, der den Fachgremien und dem Stadtrat im Dezember vorgelegt werden soll, sieht die Einrichtung einer neuen Grundschule an der Matthäusstraße vor. Die Hauptschule Wichlinghausen soll deshalb 2018 in das Gebäude der auslaufenden Hauptschule Dieckerhoffstraße in Langerfeld verlagert werden. „Es muss noch geprüft werden, ob die Schule an der Matthäusstraße umgebaut wird oder ob es an diesem Standort einen Neubau geben wird“, sagt Thomas Lehn, Produktmanager des Gebäudemanagements der Stadt.

Mit Kosten von rund zehn Millionen Euro rechnet die Stadt für diese Schulrochade. „Wichlinghausen ist Wuppertals jüngster Stadtteil“, begründet Oberbürgermeister Andreas Mucke die Trendwende in der Schulpolitik. Ziel ist es, die Klassenstärken in Grenzen zu halten. Die gesetzliche Vorgabe des Landes NRW sieht 23 Schüler vor. Bei der sogenannten Klassenrichtzahl haben die Städte allerdings einen gewissen Gestaltungsspielraum, den sie aber aus fachlichen Gründen und zum Wohle der Kinder nicht überdehnen dürfen. Ohne die zusätzliche Grundschule für Wichlinghausen würde das in einigen Jahren geschehen, da es an den bestehenden Schulen im Bereich Oberbarmen baulich keine Möglichkeit mehr gibt, zu expandieren.

Wichlinghausen ist kein Einzelfall, denn auch in Ronsdorf wird eine Schule wiederbelebt. So wird das Schulgabeäude der Schule Kratzkopfstraße auch nach deren Umzug an die Ferdinand-Lasalle-Straße als Schule genutzt. Zunächst sollte am Standort Kratzkopfstraße eine Kita entstehen, aber das Problem der fehlenden Klassenzimmer ist offensichtlich im Stadtteil dringender als die Versorgung mit mehr Kita-Plätzen.

Finanziert wird die neue Wichlinghauser Grundschule über das Programm „Gute Schule 2020“. Diese Förderung des Landes NRW ermöglicht es der Stadt, insgesamt 49,3 Millionen Euro an zusätzlichen Schulden für Investitionen in den schulischen Bereich aufzunehmen. Die Schuldenlast liegt bei der Stadt, aber das Land wird zumindest die Zinsen übernehmen. Als „vorgezogenes Weihnachtsgeschenk“ bewertete Sabine Fahrenkrog, Leiterin des Stadtbetriebs Schulen, die Chance, die Ausbaupläne im Bereich der Grundschulen voranzutreiben. In den vergangenen Jahren hatte das Thema Schulschließungen die Debatten bestimmt.

Sechs Millionen Euro aus dem Fördertopf fließen zudem in die Sanierung der Grundschule Hainstraße, die zur Ganztagsgrundschule ausgebaut werden soll. Mit der gleichen Summe wird das Angebot der Gemeinschaftsgrundschule Haselrain um den Offenen Ganztag erweitert.