Straßen-Artisten zeigen Spektakuläres auf der Bühne
Wuppertaler Parkour-Läufer zeigt bei Urbanatix-Show, was er kann.
Der Wuppertaler Sebastian Gies tritt seit Freitag bei der Urbanatix in Bochum auf, einer Art „Street-Art-Varieté“, wie er sagt. Gies ist 26 Jahre alt und schon seit dem Start des einzigartigen Showformats 2010 im Team. Er macht Parkour - das heißt, er sucht sich auf akrobatische Weise Wege durch die Stadt, die nicht ganz offensichtlich sind, über Treppen, Geländer, Abhänge und Zwischenräume hinweg.
Am Haus der Jugend in Elberfeld zeigt er, was er damit meint. Auf dem Platz über der Tiefgarage springt er über Geländer und von Absätzen. Nicht langsam und vorsichtig, sondern mit Anlauf und Drehungen um mehrere Achsen. Salti und Sprünge seien so etwas wie seine Spezialität, sagt der Student und selbstständige Artist. Aber eigentlich könne er alles. Deswegen hat er es auch mittlerweile zu einem der Choreographen des Parkour-Teils von Urbanatix gebracht. „Als Choreograph ist es gut, wenn ich alles kann. Dann sehe ich, wo man etwas anders machen kann, damit es besser aussieht.“ Er ist durchaus detailverliebt. Beim Fotoshooting wiederholt er den „B-Twist“ genannten Schrauben-Sprung mehrfach, damit die Beine in der Luft gut aussehen.
Sicherheit ist trotzdem wichtig. Vor den Sprüngen sucht Gies den Untergrund nach Scherben ab, guckt sich lange die Hindernisse an, um abzuschätzen, was er daraus machen kann, wo sich welche Wege und Möglichkeiten auftun. „Selbsteinschätzung ist einer der Bausteine des Parkours“, sagt er. Deswegen gebe es auch viel weniger Verletzungen, als Aussenstehende denken.
Beim Parkour geht es nicht nur um große Sprünge und darum, Hindernisse zu überwinden. Es geht auch darum, seine Grenzen zu erkennen und hinter sich zu lassen. Man misst sich mit sich selbst, keinem Gegenüber.
Seine Grenzen hat Gies in den vergangenen Jahren verschoben. Auch wegen Urbanatix. Er habe dabei etwa auch gelernt,zu tanzen. „Bis ich das konnte, war es ein weiter weg“, sagt er scherzhaft. Für Gies ist die Urbanatix nicht nur aus artistischer Sicht etwas besonderes - es treten 35 Breakdancer, Tänzer, Trampolin-Springer und Biker aus dem erweiterten Ruhrgebiet und acht internationale Artisten auf — sondern auch persönlich. Die Truppe, die seit der Kulturhauptstadt 2010 besteht, ist seitdem zusammengewachsen — und bringt sich gegenseitig weiter, „Jeder lernt von jedem“, jeder lerne Elemente der Kunststücke der anderen.
Die aktuelle Show heißt „Grooftop“ und verbindet Artistisches mit Musik und einer ausgetüftelten Bühnenshow - verbunden durch eine Geschichte auf dem Dach, ein Setting, ideal für Parkour-Läufer, wie sich Gies freut.