Wuppertal Straßenbelag reduziert Abgase

Im Kampf gegen schädliche Verkehrsemissionen setzen Städte auf neue Technologien.

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Die Feinstaubbelastung ist nicht nur in Wuppertal an vielen Stellen zu hoch. Viele Städte kämpfen seit Jahren gegen schädliche Verkehrsemissionen und Stickstoffdioxid (NO2). Auch die Stadt Dortmund, die 2011 ein Pilotprojekt mit photokatalytischem Beton startete. Das Projekt wurde wissenschaftlich von Prof. Peter Wiesen vom Lehrstuhl für physikalische Chemie von der Uni Wuppertal begleitet.

Für das Projekt wurde am Dortmunder U mit Titandioxid veredelter Asphalt eingesetzt. „Titandioxid ist eigentlich in jeder weißen Farbe enthalten“, erklärt Prof. Peter Wiesen die Substanz, die man als Weißpigment in Zahnpasta und Farben kennt. Der Stoff ist mit Hilfe von Sonnenenergie und Regen in der Lage, verdreckte Luft reinzuwaschen. Das Titandioxid wandelt bei Lichteinwirkung Stickstoffdioxide in Nitrat. Für das Entwässerungssystem gilt das Nitrat wegen der geringen Mengen als unbedenklich.

„Die photokatalytische Substanz ist nur bedingt einsetzbar“, sagt Sylvia Uehlendahl, Leiterin des Tiefbauamtes Dortmund. „Es funktioniert nur unter UV-Licht. Zwischen hohen Häuserschluchten lohnt sich der Einsatz nicht.“ Außerdem darf die Straßenoberfläche nicht mit Kaugummis oder Reifenabrieb verschmutzt sein, weil sonst das Stickstoffdioxid nicht mit dem Titandioxid reagieren kann.

Unter Laborbedingungen sprechen die Hersteller von einer Reduktion des Stickstoffdioxids zwischen 20 und 40 Prozent. „Unsere Messungen haben zwei bis fünf Prozent ergeben“, sagt Prof. Wiesen. „Das ist nicht die Welt.“ Dabei spielt vor allem die Wetterlage eine Rolle: „Es hängt davon ab, ob es windig ist, aus welcher Richtung der Wind kommt und wie viel Sonne da hinkommt“, sagt Wiesen. Bei wenig Wind bleiben die Schadstoffe länger am Boden und das Stickstoffdioxid wird schneller abgebaut.

Wiesen hält den Belag für sinnvoll, um Spitzen abzubauen und die Belastung unter dem Jahresgrenzwert 40 µg/m3 zu halten. Das Projekt sei insofern als erfolgreich zu werten, als dass man durch die Modellierung der Situation vor Ort eine Aussage darüber treffen kann, um wie viel Prozent die Schadstoffe reduziert werden können. „Bei anderen Maßnahmen wie der Veränderung der Ampelschaltung ist es häufig Kaffeesatzleserei, wie viele Menschen dann auf den ÖPNV umsteigen.“

„Man sucht natürlich händeringend nach Lösungen, um die Verkehrsemissionen zu minimieren“, sagt Prof. Peter Wiesen. „Ich halte das nicht für geeignet, um Schadstoffe zu reduzieren“, sagt er.

Prof. Peter Wiesen, Lehrstuhl für physikalische Chemie an der BUW

Photokatalytische Bodenbeläge machten nichts schlechter, aber der Effekt auf die Stickstoffdioxidwerte sei minimal. Das Umweltbundesamt spreche in diesem Zusammenhang aber über eine „End of the Pipe-Technologie“. Das heißt, es wäre viel besser, wenn das Stickstoffdioxid erst gar nicht in die Luft gelange.

Auch Sylvia Uehlendahl, Leiterin des Tiefbauamtes Dortmund, sieht in dem photokatalytischen Asphalt nur einen kleinen Baustein, um die Luftverschmutzung einzudämmen. Die Stadt setzt ihn mittlerweile an vier Stellen in Dortmund ein, die besonders belastet sind, wie zum Beispiel am Busbahnhof. „Photokatalytischer Asphalt ist nicht allein der Retter, um Verkehrsemissionen abzubauen“, sagt Uehlendahl. Vor allem, weil der Asphalt zwei bis 20 Euro pro Quadratmeter mehr als herkömmlicher Straßenbelag kostet. „Als Kommune müssten wir immens viel Geld in die Hand nehmen. Wenn die Automobilindustrie die gleiche Summe investieren würde, würde man eine größere Schadstoffreduktion erreichen.“