Streit um das Asphaltwerk: Nachbarn verklagen die Stadt
Bürger werfen der Stadt Verfahrensfehler vor. Schornstein soll gegen Geruch erhöht werden.
Wuppertal. Draußen ist es kalt an diesem Samstag — aber das stört die Wuppertaler, die sich an der Wittener Straße zur Diskussion über das Asphaltmischwerk in ihrer Nachbarschaft getroffen haben, nicht: Die Familien Winkler, Haarhaus und Hamm haben beim Verwaltungsgericht gegen die Genehmigung zum Bau und Betrieb des Asphaltmischwerks geklagt — und machen ihren Widerstand öffentlich.
Damit geht die Diskussion um die im Juni 2010 von der Emissionsschutzbehörde genehmigte und seitdem kritisierte Anlage (die WZ berichtete) in die nächste Runde. Auch als im Mai 2011 die Produktion anlief, fühlten sich Bürger und Politiker im Stadtteil nicht ausreichend informiert. So lud der Verein „Leben Wuppertal-Nord“ nun zum Pressegespräch, um mit Blick auf die Klage die Forderungen zu unterstreichen — in Form technischer Nachbesserungen gegen Geruchs-, Feinstaub- und Lärmbelästigung, die Umstellung auf Gasfeuerung wegen besserer Umweltverträglichkeit, Einschränkung der Produktionszeit und Verarbeitung unbelasteter Materialien.
Die Bürger fordern außerdem einen offenen Dialog mit Vertretern der Bürgerschaft, der Politik, des Asphaltmischwerks und der Verwaltung. Auch Beate Petersen gehört — neben den klagenden Familien — zu den Kritikern: Abgesehen von einer unzureichenden Informationspolitik werde die tatsächliche Betriebszeit und deren Ausmaß verharmlost.
„Ich hoffe, dass durch unsere Klage die Situation besser wird, dass es hier wieder ruhiger und sauberer wird und dass der Gestank abnimmt“, wünscht sich Frank Hamm. Er habe als Unternehmer bereits Konsequenzen und mit der Firma nach Schwelm ziehen müssen — nach einen beantragten Anbau an den eigenen Produktionsbetrieb, der Kunststoffe verarbeitet: Der wurde seinerzeit abgelehnt, da, so die Baubehörde, der Anbau in einer Frischluftschneise gelegen hätte. In unmittelbarer Umgebung habe das Asphaltmischwerk allerdings seine Produktion aufnehmen können — nach Meinung der Anwohner mit einer weitaus größeren Belastung für die Umwelt und die Frischluftschneise.
Zum schwebenden Verfahren werde man sich nicht äußern, sagt Ansgar Toennes vom Umweltamt der Stadt auf WZ-Nachfrage. Aber: „Es gab und gibt keine Gefährdung für die Anwohner.“ Am 9. November habe eine Messung am Schornstein der Anlage ergeben, dass die zulässigen Werte für Sauerstoff, Stickoxide, Schwefel, Kohlenstoff und Gesamtstaub nur zu einem Zehntel ausgeschöpft werden. Mit dem Betreiber erörtere man allerdings eine Erhöhung des Schornsteins, um eine Geruchsbelästigungen auszuschließen. Jetzt warte man auf die Klagebegründung und hoffe immer noch einvernehmliche Lösungen.