Studenten: „Eine Seilbahn ist ein Zugewinn“
Viele Studenten haben momentan auf dem Weg zur Uni mit der Bahnsperrung zu kämpfen. Eine Seilbahn sei „sinnvoll“.
Wuppertal. Ohne Busse geht es nicht - der Satz gilt immer noch für viele Wuppertaler Studierende. Akut wird es, wenn wegen der Sperrung des Zugverkehrs Uni-Pendler auf die Busse des Schienenersatzverkehrs (SEV) angewiesen sind. Der Semesterbetrieb geht zwar offiziell diese Woche zu Ende. Studierende ohne Auto, die in der vorlesungsfreien Zeit an der Uni lernen oder Klausuren schreiben müssen, werden aber bis Ende August Zeit mit dem SEV verbringen.
Morgens um halb acht steigen Uni-Pendler aus voll besetzten SEV-Bussen, die auf der Höhe der Stadthalle halten. Damit man es zur 8-Uhr-Vorlesung schafft, muss man zur nächsten Haltestelle. Am Kleeblatt fahren Linienbusse und der E-Bus „Uni-Express“ zum Grifflenberg oder zum Campus Freudenberg. Einige Studenten legen einen Sprint hin, um den ersten ankommenden Bus zu nehmen. Noch hat jeder die Chance, einen Sitzplatz zu bekommen. Zur akademischen „Rush Hour“ - gegen 10, 12 und 14 Uhr - kann man schon froh sein, überhaupt in einen Bus hineinzukommen.
Wie wäre es, wenn die Studierenden zum Hauptbahnhof gehen und dort in eine Seilbahn Richtung Uni-Berge einsteigen könnten? Die allgemeine Diskussion zum Thema hat an Fahrt aufgenommen, seitdem Anfang Juli der Rat der Stadt Wuppertal mit großer Mehrheit beschlossen hat, die Seilbahnpläne weiterzuverfolgen. Vergangene Woche hat sich Stadtdirektor Johannes Slawig zu Wort gemeldet. Seiner Einschätzung nach lässt sich das Projekt nur verwirklichen, wenn die WSW an den Buslinien im Einzugsgebiet der Südhöhen sparen. Er erteilt damit allen eine Absage, die den Seilbahnbau befürworten und das Bus-Netz erhalten wollen.
Unter den Studierenden, die am Kleeblatt auf den Bus warten, trifft man weder vehemente Befürworter noch Gegner des Projekts. Die Befragten wägen ihre Antworten ab. „Ich stehe der Idee prinzipiell aufgeschlossen gegenüber“, sagt Benjamin Laskowski, der Mathematik und Physik studiert. „Es ist ein ordentlicher Zugewinn.“ Allerdings habe er auch von der Kritik der Anwohner gehört. Deren Plakate sind unübersehbar, wenn man mit dem Bus von der Uni hinunterfährt. „Bei manchen Sachen gibt es nicht nur Gewinner“, schließt Laskowski.
Eine Seilbahn fände sie gut, meint Saskia Moritz, die für eine Sportveranstaltung zur Uni-Halle fährt. „Ich halte die Seilbahn für die umweltfreundlichere Alternative.“ Mit überfüllten Bussen kennt sie sich aus. „Ich fahre absichtlich nicht zu den Stoßzeiten, also etwas früher oder später.“
Bei 20 000 Studenten in Wuppertal sei eine Seilbahn „sehr sinnvoll“, sagt Niclas Schürmann, der im Bereich Wirtschaftswissenschaften „Entrepreneurship und Innovation“ studiert. Andererseits wohne er nicht in der Nähe der geplanten Seilbahnstrecke. „Ich hätte nicht gedacht, dass es zum Planfeststellungsverfahren kommt“, fügt er hinzu. „Aber ich kann mir auch vorstellen, dass es nichts wird.“
Für Simon Bender, Lehramtsstudent in Germanistik und Philosophie, gibt es schon jetzt zu wenig Busse - „gerade außerhalb der Stoßzeiten“. Wenn statt Zügen SEV-Busse fahren, bedeutet das für den Mönchengladbacher zusätzlichen Stress. Mit der Bahn brauche er nach Wuppertal im Schnitt 45 Minuten. „Das geht, dann kann man lernen“, berichtet Bender. „Zurzeit mit dem Schienenverkehr ist das unglücklich. Da dauert allein die Busfahrt ab Düsseldorf Hauptbahnhof eine Dreiviertelstunde. Oder länger, wenn es auf der Strecke Verspätungen gibt.“