Studenten tragen ihre Forderungen vor
Etwa 250 Studierende der Bergischen Uni haben am Plenum im besetzten Hörsaal 21 teilgenommen.
Wuppertal. Hörsaal 21 ist besetzt. Wer mit den Räumlichkeiten der Bergischen Universität vertraut ist, wird nun schon eine Schlussfolgerung ziehen können: Viele Studierende werden es nicht sein, die sich in Wuppertal an den aktuellen Studentenprotesten beteiligen, sonst wäre ein großer Saal gewählt worden.
Nur etwa 250 Studierende waren Donnerstagnachmittag versammelt, um ihre Forderungen vorzutragen. Ihre Kommilitonen beklagten derweil, dass damit die "Einleitung und Bibelkunde des Alten Testaments" ausfalle. Indessen darf man weder von diesem Einwurf noch von der geringen Teilnehmerzahl auf Desinteresse schließen, sondern erhält schon Hinweis auf das eigentliche Problem.
Das deutsche Bildungswesen setzt zunehmend auf Tempo und ganze Serien von Prüfungen, wobei sich Schüler und Studierende nur noch von Termin zu Termin hangeln, ohne den Lernstoff in die Tiefe gehen zu lassen.
Einen Diskussionsraum wollten sich die Studierenden schaffen, als sie am Mittwoch um 19 Uhr Hörsaal 21 besetzten. Bis in die tiefe Nacht feilten sie hernach an der Zusammensetzung von Arbeitsgruppen und der Formulierung von Forderungen. Dazu zählen Mitspracherecht im Hochschulrat, mehr Transparenz bei der Verwendung der Studiengebühren, Qualitätssicherung bei den Bachelor-Studiengängen und eine Anpassung der Lernziele an das, was sich auch realisieren lässt.
Thomas Wagner, der eigentlich die Vorlesung zum Alten Testament hätte halten sollen, setzte hinzu, dass der Bachelor, den die Bergische Uni im Rahmen des Bologna-Prozesses einführen musste, noch längst kein von der Wirtschaft anerkannter Abschluss sei. "Wo wollen Sie denn Arbeit finden mit dem BA?", gab er zu bedenken. "Ihr Arbeitsmarktwert sinkt, das wird sich eines Tages in Ihrem Gehalt niederschlagen."
Womit klar ist, dass viele Dozenten der Bergischen Uni die Forderungen der Studierenden in weiten Teilen mittragen. Auch Professor Hans J. Lietzmann bestätigte in Absprache mit Rektor Lambert T. Koch, dass das Rektorat "die Forderungen im Grundsatz unterstützt". Das Problem beginne bereits an Schulen, wo Rechtschreibung und Grundrechenarten nicht mehr hinreichend vermittelt würden. Das zwinge Studierende und Unis dazu, sich mit Altlasten beschäftigen zu müssen. Nach der Zusammenkunft in Hörsaal 21 reiste eine Wuppertaler Delegation nach Köln, um sich dort den Protesten anzuschließen.