Szenario Studie: In einer Zombieapokalypse ist Wuppertal ein unsicheres Pflaster

Wuppertal · Stromausfall, überlastete Krankenhäuser: Das Ranking vergleicht Städte im fiktiven Szenario eines „Zombie-Angriffs“.

Hochwasser und Brände: Auf solche Szenarien ist Wuppertal vorbereitet. Doch was ist, wenn mehrere Katastrophen zusammen auftreten?

Foto: Maren Boots

Die Hochwasserkatastrophe im Juli 2021, der Starkregen im Jahr 2018 und anhaltende Hitzeperioden im Sommer: Die Krisen in Wuppertal häufen sich. Doch ist Wuppertal nicht gut auf den Krisenfall vorbereitet. Zumindest ist das das Ergebnis einer Studie, die die Vermietungsplattform Rentola durchgeführt hat. Rentola hat dabei deutsche Städte auf ihre Sicherheit bei einer sogenannten „Zombieapokalypse“ untersucht. Im Ranking belegt Wuppertal Platz 386 von 402 Städten – und ist damit eine der unsichersten Städte im Kommunenvergleich. Zwar mag das Szenario Zombieapokalypse für reales Krisenmanagement irrelevant klingen, es lassen sich aber durchaus Erkenntnisse ableiten: „In den letzten Jahren wurde die Welt von einer Vielzahl von Problemen heimgesucht, darunter die Covid-19-Pandemie, Kriege und Veränderungen in sozialen und wirtschaftlichen Strukturen, die weiterhin kulturelle, soziale und wirtschaftliche Landschaften weltweit prägen“, erklären die Macher der Studie.

In fünf Kategorien hat die Plattform Daten des Statistischen Bundesamtes untersucht. Verletzlichkeit mit Indikatoren wie Bevölkerungsdichte, Anzahl der Krankenhäuser, Anzahl der Todesfälle; Verstecke mit Indikatoren wie Anzahl der Wohngebäude und Waldfläche; Vorräte (Wasserversorgung, Anzahl des Viehbestandes); Mobilität (Anzahl der Fahrzeuge, Verkehrsinfrastruktur) und Sicherheit (Anzahl der Kriminalitätsdelikte). Die Daten haben die Macher in Indexzahlen umgerechnet, sodass Wuppertal auf einer Skala von 1 bis 10 bei 3.05 landet.

„Eine Zombieapokalypse ist durchaus eine interessante Fragestellung“, erklärt Krisenstabsleiter Arno Minas. Die Stichworte Stadtentwicklung, Angsträume und ÖPNV-Anbindung würden dabei eine Rolle spielen. „Wir sind eine der höchstverdichtesten Städte Deutschlands. Das ist der Stadtgeschichte und der Topografie geschuldet“, sagt Minas. Wobei eine flache Stadt wie Münster auch nicht allzu gut in der Studie abschneide, ergänzt er. Sie belegt Platz 327. „Das scheitert wohl daran, dass dort nur Busse fahren“, überlegt Arno Minas.

Dunkle Wolken über Wuppertal: Wenn mehrere Katastrophen die Stadt ereilen würden, wäre sie laut Studie nicht gut aufgestellt.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Er denkt das weiter. „Wenn ich mir die Analysebrille aufsetze, kann ich fragen, wie früh ich die Zombies sehe, wenn sie kommen. Wie zugebaut ist die Stadt? Und wie komme ich noch aus der Stadt heraus?“ Das lässt sich auf andere Krisenfälle übertragen. Eine Stadt am Fluss sei nicht unbedingt besser gelegen als eine Stadt im Inland oder in den Bergen.

Laut der Plattform Rentola gilt gerade Nordrhein-Westfalen als besonders unsicher. Schlusslicht ist die Stadt Gelsenkirchen, davor liegt Aachen auf dem vorletzten Platz. Auch Dortmund schneidet schlecht ab. Das sicherste Bundesland ist hingegen Rheinland-Pfalz. Platz 1 und somit sicherster Ort ist der Eifelkreis Bitburg-Prüm. Jedoch könne man einen ländlich geprägten Raum nicht mit einer Ballungsregion vergleichen, sagt Arno Minas. In Wuppertal würde man die Zombies – um beim Beispiel zu bleiben – nicht schon lange im Voraus sehen, sondern erst 30 Sekunden vorher, wenn sie um die Ecke biegen.

„Die Frage ist, wie gut man auf eine Krise vorbereitet ist“, sagt Arno Minas und schlägt damit wieder den Bogen zum ernsten Hintergrund der Studie. Der Krisenstab der Stadt Wuppertal habe gute Arbeit geleistet und sich auf verschiedene Szenarien wie einen Blackout – einem flächendeckenden Stromausfall – vorbereitet. „Für Erdbeben und Vulkanausbrüche kann man gut planen“, weiß der Krisenstabsleiter. Bei einem Stromausfall könne man 72 Stunden abdecken. „Danach kommt das Chaos, das kann man nicht mehr kontrollieren.“ Beim Thema Hochwasser „sind wir richtig gut unterwegs“, sagt er und zählt Künstliche Intelligenz und Sensorenmessungen auf.

Wüstentage werden
immer wahrscheinlicher

In der Krisenvorbereitung sollte man sich vor allem mit örtlich wahrscheinlichen Szenarien beschäftigen, so Minas. Neben dem Hochwasser wie vor zwei Jahren gehören dazu vor allem Hitzeperioden. „Wie schützen wir vulnerbale Gruppen? Das halte ich für ein Szenario, das ganz oben anzuordnen ist.“ Es gebe immer mehr Hitzetote. Die Wahrscheinlichkeit von Wüstentagen jenseits der 40 Grad Celsius würden immer wahrscheinlicher. Minas: „Solch maximale Hitze kann auch Szenarien wie einen Blackout auslösen. Da steigt dann die Versorgungsinfrastruktur aus, weil sie dafür gar nicht ausgelegt ist.“

Arno Minas sieht die Stadt beim Krisenmanagement sehr gut aufgestellt. „Wir erkennen jetzt erst, welche Krisen uns drohen“, erklärt er. Deswegen werde mit Hochdruck gearbeitet und Ressourcen bei der Krisenstabsorganisation aufgebaut.

Auch Rainer Spiecker (CDU), Vorsitzender des Ausschusses für Sicherheit und Ordnung, kann beruhigen: „Ich glaube nicht, dass Wuppertal in einem Zustand ist, dass die Bürger im Katastrophenfall Angst haben müssen.“ Trete ein Katastrophenfall ein, würden Feuerwehr, Polizei, Ordnungsamt und Technisches Hilfswerk gemeinsam am Tisch sitzen. Gerade sei erst der Brandschutzbedarfsplan in die politischen Gremien eingebracht worden, nach den Sommerferien wird der Katastrophenschutzplan vorgelegt.

Maurizio Gemmer, Sprecher des Landesinnenministeriums, erklärt, dass die Kriterien der Rentola-Studie keine Maßgaben für echten Katastrophenschutz seien. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz sieht die regionalen Unterschiede der Städte und Bundesländer als „Folge der individuellen Zuständigkeiten“ von Bund und Ländern. So arbeite das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) daran, die Bevölkerung vor kriegsbedingten Gefahren zu schützen. Der Brand- und Katastrophenschutz wiederum liegt in der Verantwortung der Länder und Kommunen und habe das Ziel, die Bevölkerung in Friedenszeiten vor Katastrophen, wie beispielsweise Naturkatastrophen, zu schützen. In den Verantwortungsbereich der Länder und Kommunen fällt auch die Gestaltung und Sicherung der Infrastruktur.

Die Macher der Studie waren für weitere Hintergründe auf WZ-Anfrage leider nicht zu erreichen. Aber dass niemand beunruhigt sein muss, erklärt auch Arno Minas: „Eine Zombieapokalypse halte ich für relativ unwahrscheinlich.“