Campus Wuppertal Studium im Rentenalter: über Herausforderungen und Motivation

Im Alter noch einmal oder doch noch studieren — in Wuppertal ist das möglich. Christine Schrettenbrunner erklärt die Möglichkeiten und Herausforderungen.

Foto: Stefan Fries

Frau Schrettenbrunner, warum fangen Menschen im Rentenalter noch an zu studieren?

Christine Schrettenbrunner: Im Grunde haben wir drei Gruppen von älteren Studierenden an der Bergischen Universität. Die einen haben Nachholbedarf und runden ihre Biografie ab. Die hätten früher gerne studiert und konnten nicht, etwa weil für sie als Frauen Bildung nicht gefördert wurde oder weil sie früh in den Beruf mussten. Die anderen haben einen akademischen Abschluss und möchten sich gerne in einem anderen Bereich weiterbilden. Die dritten sind Menschen, die sich in ihrem Berufsleben stark weitergebildet haben und das gerne im Ruhestand weiterführen möchten.

Wie sind die Zugangsvoraussetzungen?

Schrettenbrunner: Die sind gering. Die Hochschulreife muss nicht nachgewiesen werden. Ein Mindestalter gibt es auch nicht. Die meisten älteren Studierenden sind zwischen 60 und 70. Wenn jemand unter 50 ist, suche ich aber erst einmal ein Gespräch, um die Motivation herauszufinden. Eine berufliche Weiterbildung ist das Studium für Ältere nicht.

Was kann man mit dem Studium erreichen?

Schrettenbrunner: Am Ende des Studiums gibt es ein Zertifikat, wenn man zwei Fächer über sechs Semester studiert hat, aber darum geht es den meisten nicht. Die Senior-Studierenden machen das aus eigenem Antrieb und es sind die motiviertesten Studierenden, die wir an der Uni haben.

Was müssen sie leisten?

Schrettenbrunner: Viel weniger als die Bachelor-Studierenden, mit denen sie in den Veranstaltungen sitzen: Vier Leistungsnachweise für Hausarbeiten, Referate oder Klausuren, und eine Abschlussarbeit. Die wissenschaftlichen Standards, nach denen die älteren Studierenden bewertet werden, sind aber dieselben, nach denen alle bewertet werden.

Was sind die Schwierigkeiten, die auf die Senioren zukommen?

Schrettenbrunner: Von Schwierigkeiten würde ich nicht sprechen. Im Gegenteil: Man merkt schnell, dass die Älteren die gleichen Verhaltensweisen an den Tag legen, wie die übrigen Studierenden, wenn sie etwa die Hausarbeit erst am letzten Tag der Frist abgeben.

Könnte das am Arbeitspensum liegen?

Schrettenbrunner: Nein. Das Arbeitspensum ist für die wenigsten Senioren ein Problem, das nehmen sie gerne auf sich. Auch soziale Konflikte gibt es kaum. Die Senioren können den jüngeren auch keine Seminarplätze wegnehmen und müssen im Fall überfüllter Hörsäle auf die Teilnahme verzichten. Was den Jüngeren allerdings manchmal negativ auffällt, ist dass die Senioren nicht so schnell auf E-Mails reagieren. Die Kommunikationsgeschwindigkeit ist eben eine andere.