Stütze 304: Das letzte Teil im Jahrhundert-Puzzle
In der Sommerpause wird die „nur“ 21 Jahre alte Brücken-Konstruktion am Hardtufer ersetzt — für 900 000 Euro.
Wuppertal. Das Ende der Dauerbaustellen ist in Sicht: Wenn die Schwebebahn in den Sommerferien noch einmal drei Wochen Pause macht, werden die finalen Arbeiten am Stahlgerüst des Wuppertaler Wahrzeichens erledigt. Danach, so die Stadtwerke, ist der Fahrweg fit für die nächsten gut 100 Jahre.
Neben den Restarbeiten an der Wagenhalle in Oberbarmen gibt es im Sommer auch noch einmal eine Baustelle zwischen den Stationen Landgericht und Völklinger Straße: Dort werden die Brücke und die Pendelstütze 304 ersetzt — nach gerade einmal 21 Betriebsjahren. Gemessen an der Lebenserwartung des „Rückgrats“ der Schwebebahn ist das auch aus Sicht der Stadtwerke zu früh, „habe aber gute Gründe“, wie Projektleiter Michael Krietemeyer auf WZ-Nachfrage erklärt: „Die Anfang der 90er Jahre eingebauten Teile unterscheiden sich zum Teil deutlich von denjenigen, die dann ab 1995 verbaut wurden.“
So habe der Austausch — er schlägt mit gut 900 000 Euro zu Buche — technische Gründe, wie Krietemeyer hinzufügt: Der Fahrschienenträger an der Brücke 304 ist, damaligen DIN-Normen folgend, geschweißt, im Gegensatz zu seinen Nachfolgern, an denen dieser Träger gewalzt ist.
„Das eigentliche Problem ist dabei, dass die gewalzten Teile breiter sind“, erklärt der Projektleiter mit Blick auf Unterschiede in der Konstruktion dieses Prototyps: Er wurde im Oktober 1992 installiert, um dessen Bauteile auf der Strecke zu testen: „So weisen die Verstrebungen kleinere Winkel auf, und teilweise wurden ganz andere Elemente verwendet.“
Sicherheit gehe auch hier vor: Der Stein kam ins Rollen, als die WSW ein Gutachten erstellen ließen, das vor zwei Jahren zu dem Schluss kam, dass nachgebessert werden muss: Umbau oder Austausch? Die WSW haben sich, so Krietemeyer, für einen Austausch entschieden, weil der nicht teurer als eine Sanierung sei: „Wenn wir — wie erforderlich — beispielsweise die Knotenbleche austauschen wollen, kann dies nur im lastfreien Zustand geschehen.“ Das erfordere wiederum den Aufbau einer Stützkonstruktion — unter großem Aufwand und mit entsprechenden Kosten. So könne man den Fahrschienenträger aufs gleiche Maß bringen und schaffe zusätzliche Belastungsreserven.
Für Kritik sorgt das trotzdem. „Die Stütze hätte schon vor zehn Jahren mit den anderen im Abschnitt ersetzt werden können“, meint der Wuppertaler Mike Brüggemann. Das wiederum weisen die WSW aus erklärten Gründen zurück.