Supermarkt-Erpresser gesteht Misshandlung seiner Ehefrau

Der Wuppertaler (61) soll versucht haben, sich und seine Ehefrau (58) mit Gas zu vergiften. Als Motiv gibt er Verzweiflung durch Schulden und eine drohende Haftstrafe an.

Wuppertal. Weil er sterben wollte, musste sie Todesängste durchleben. Vor dem Wuppertaler Amtsgericht muss sich seit gestern ein 61 Jahre alter Wuppertaler verantworten, der seine Frau (58) misshandelt haben soll. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft, die zur Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung geführt hatten, räumte er weitestgehend ein.

Am 10. März dieses Jahres soll er seine Frau unter einem Vorwand in seine als Büro genutzte Wohnung gelockt haben. Dort habe er sie zunächst durch Schläge auf den Kopf mit einem Holzkegel „ruhig stellen“ wollen, sagte der Wuppertaler. Als seine Frau weiter schrie, habe er einen Elektroschocker benutzt, der allerdings schon 15 Jahre alt war und nicht funktionierte.

Schließlich sei es ihm gelungen, seine Frau zu fesseln und ihr die Augen und den Mund mit Klebeband zu verbinden. Danach habe er sie gezwungen, ins Bad zu robben, wo er sich und seine Frau töten wollte. Dazu verklebte er zunächst die Türschlitze und andere Öffnungen des Bades und entzündete dann den Brenner einer Gasflasche — um so eine Kohlenmonoxid-Vergiftung zu verursachen.

Weil es der Frau zunächst gelang, die Handfesseln zu lösen, konnte sie Mund und Augenbinde lösen. Sie habe auf ihren Mann eingeredet und ihn überzeugt, das Gas abzustellen und die Tür zu öffnen, sagte das Opfer gestern unter Tränen aus. Durch die Schläge ihres Mannes hatte sie Platzwunden am Kopf davongetragen.

Auch der Angeklagte verlor im Prozess immer wieder die Fassung, brach in Tränen aus und betonte, wie sehr er seine Frau lieben würde: „Als ich in ihre Augen gesehen habe, konnte ich nicht weiter machen und habe das Gas abgestellt.“ Die Schläge mit dem Holzkeil auf den Kopf habe er „zaghaft“ ausgeführt, weil er „keine unnötigen Verletzungen verursachen“ wollte.

Als Motiv nannte er Verzweiflung wegen Schulden in Höhe von etwa 95 000 Euro und einer drohenden Haftstrafe. Der Wuppertaler soll im Oktober ein Erpresserschreiben an die Zentrale einer Hagener Supermarkt-Kette geschickt haben. Darin soll er gedroht haben, Molkerei-Produkte mit K.O.-Tropfen zu versetzen. Er soll die Zahlung von 65 000 Euro gefordert haben.

Obwohl eine von der Polizei initiierte Geldübergabe an der Westkotter Straße scheiterte, wurde der 61-Jährige als Verfasser des Schreibens ermittelt. Das Amtsgericht Hagen verurteilte ihn mittlerweile zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und neun Monaten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, der Wuppertaler — er saß zum Zeitpunkt der Verurteilung bereits wegen des mutmaßlichen Missbrauchs seiner Frau in U-Haft, räumte aber auch diese Tat gestern ein.

Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.