Systemfehler: WSW schalten Mietern das Gas ab

Wegen eines Irrtums saßen Elberfelder Mieter im Kalten.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Seit Monaten liegen die Mieter der Mirker Straße 61 wegen vieler Probleme mit ihrem Vermieter im Clinch. Am Donnerstag folgte dann der vorläufige Höhepunkt: Die Wuppertaler Stadtwerke drehten den zehn Mietern das Gas ab. Das ist üblich, wenn der Energienehmer Schulden beim Anbieter hat. Das Problem nur: Die Wuppertaler Stadtwerke haben Probleme mit ihrer Computersoftware, Schulden hat es nie gegeben.

Es war eine aufgeheizte Stimmung am Donnerstagabend, die Mieter wirkten verzweifelt: Ein kaltes Wochenende steht an und sie können ihre Wohnungen nicht heizen — ein Grundbedürfnis. Sie hatten doch Nebenkosten gezahlt, wenn auch teilweise gekürzt wegen ihrer Meinung nach nicht erbrachter Leistungen. Warum leitete ihr Vermieter mit Sitz in Berlin und der Schweiz das Geld nicht weiter? Die Mieter vermuteten Geldmangel.

Die erste Idee: Die Miete um 100 Prozent kürzen und direkt an die WSW überweisen, bis die Schulden beglichen sind. Gleich Freitagmorgen sollte es zum Mieterschutzbund und zum Bergischen Mieterring gehen.

Am Morgen dann die Überraschung: Carsten Bösebeck und Karen Velten wollten sich bei den WSW über die Kostenübernahme informieren. Nach einigem Hin und Her entschuldigten sich laut Bösebeck zwei WSW-Mitarbeiterinnen bei ihnen, drucksten bei der Begründung ein wenig herum.

WSW-Sprecher Holger Stephan bestätigt: „Wir können uns bei den Mietern nur entschuldigen.“ Im Oktober sei eine Monatszahlung des Vermieters ausgeblieben, die mit einem Guthaben hätte verrechnet werden können. Das sei nicht passiert.

Holger Stephan, WSW-Sprecher

„Erschreckend“, findet Peter Nimtz, Jurist beim Bergischen Mieterring, dass Absprachen nicht eingehalten worden sind: In Wuppertal gibt es einen Energiestammtisch, an dem Sozialamt, Verbraucherschützer und auch die Energieversorger sitzen. Das Gremium habe den Ablauf genau geregelt: Es müssen alle Mahnmöglichkeiten ausgeschöpft werden, dann müssen die Mieter rechtzeitig informiert werden, erst dann darf der Anschluss gesperrt werden. „Das ist alles wegen eines Systemfehlers in einer neuen Software ausgefallen“, kritisiert Nimtz. Laut Sprecher Stephan wissen die WSW nur von diesem einen Fall, bei dem eine Sperrung aufgrund eines Systemfehlers erfolgte.