Wuppertaler Schule Tag der offenen Tür am Berufskolleg Werther Brücke: „Die Lehrer hier gehen auf einen ein“
Wuppertal · Die Bildungseinrichtung informierte über ihre Angebote - nach einer langen coronabedingten Pause.
Ahmad Alammouri steht in Raum 318 des Berufskollegs Werther Brücke und verfolgt die Beratungsgespräche, die dort vor sich gehen. Eigentlich hat der 25-Jährige, der vor einigen Jahren als syrischer Flüchtling nach Deutschland gekommen war, keinen Beratungsbedarf. Aber als ehemaliger Schüler und Abiturient des Berufskollegs ist er am vergangenen Samstag zum Tag der offenen Tür an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt. „Wir treffen uns hier mit einigen Mitschülern“, erzählt er. Das Abitur hatte er 2022 an dem Berufskolleg gemacht, mittlerweile studiert Alammouri Maschinenbau an der Fachhochschule Bochum.
Dass der 25-Jährige und einige seiner Mitschüler sich in dem Berufskolleg treffen, zeigt ihre Verbundenheit mit der Bildungsstätte. Alammouri ist denn auch voll des Lobes für die Lehrkräfte: „Die Lehrer und Lehrerinnen hier sind sehr nett und gehen auf einen ein“, berichtet er. Das bestätigt auch der frühere Mitschüler Luka Wolf: „Vor allem in den Mint-Fächern lernt man hier viel“, sagt der 19-Jährige mit Verweis auf die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Das wäre bei einem Abitur in einem Gymnasium vermutlich anders gewesen, denkt er.
Alammouri und Wolf sind zwei Beispiele dafür, dass eine Berufsschule deutlich mehr bietet als einen Schulunterricht für Mädchen und Jungen, die eine duale Ausbildung in einem Unternehmen absolvieren. Wie breit gefächert das Bildungsangebot ist, darüber informiert das Berufskolleg am Samstag vier Stunden lang. Werkstätten, Labore, Klassenräume, Aula und Turnhalle laden zu Vorführungen und Infos ein, Lehrkräfte beraten Jungen und Mädchen und deren Eltern. In gelben Westen gekleidete „Scouts“ bringen die Besucher zu den gewünschten Stellen.
Es ist der erste Tag der offenen Tür seit Anfang 2020 – kurz bevor die Corona-Pandemie ausbrach und das öffentliche Leben phasenweise lahmlegte. „Üblicherweise richten wir den Tag einmal im Jahr aus“, erklärt Lehrer Markus Becker, der für die Organisation zuständig ist und unter anderem über Berufsausbildung und Abitur in dem Fachbereich Betriebsinformatik informiert. Neben der Schule an der Werther Brücke hat das Berufskolleg auch noch Standorte in der Gewerbeschulstraße und der Justizvollzugsanstalt Ronsdorf.
Dabei steht das Berufskolleg in einem Wettbewerb mit Gymnasien oder Gesamtschulen. Leider habe das Berufskolleg im Vergleich mit den Gymnasien „immer noch ein schlechteres Image“, bedauert Becker. Das findet er ungerecht: „Wer Ingenieur werden möchte, sollte bei uns Abitur machen.“
Schulleiter Matthias Flötotto hat die Beobachtung gemacht, dass oft die „Vorstellung der Eltern“ den Ausschlag gibt, dass die Kinder nach Abschluss der 10. Klasse die gymnasiale Oberstufe besuchen. Dabei sieht Flötotto in seiner Schule Vorteile gegenüber Gymnasien: So blieben die Schüler bis zum Abitur in festen Klassen, im Unterricht werde den Jungen und Mädchen eine „berufliche Grundbildung“ vermittelt. „Bislang sind die Stellung der Berufskollegs und unsere Angebote in der Öffentlichkeit aber noch nicht so angekommen“, gesteht der Schulleiter.
Zudem muss die Schule auch immer wieder neue Angebote entwickeln und darüber informieren. Das tut an diesem Tag Lennart Teebay, der an einem Stehtisch in der Aula über den Bildungsgang zum staatlich geprüften energietechnischen Assistenten Auskunft gibt. Die Nachfrage an dem Tag halte „sich allerdings noch in Grenzen“, da der Bildungsgang erst 2024/25 ins Programm der Schule aufgenommen werden soll. Gerade vor dem Hintergrund der Energiewende greife die Ausbildung „ein aktuelles Thema“ auf und biete eine zukunftssichere Perspektive, sagt der Lehrer für Maschinenbau. Bis zu 16 Schülerinnen und Schüler müssen sich für die Ausbildung anmelden, damit sie startet. Bislang gibt es diesen Bildungsgang erst an einem anderen Standort in NRW.
Über die Möglichkeit, sein Abitur an dem Berufskolleg zu machen, informiert sich derweil Jonas. Der 17-Jährige will im Sommer seine Mittlere Reife in der Tasche haben und ist sich noch unsicher, welchen Weg zur Allgemeinen Hochschulreife er wählen soll. Die praktische Ausrichtung des Berufskollegs sei aber „schon ganz interessant“, sagt er. Bis Mitte Februar wolle er sich nun entscheiden.