Tai Chi: Entspannung im Botanischen Garten
Auf der Hardt kann jeder in einem Tai Chi- Schnupperkurs lernen, richtig zu entspannend.
Hardt. Dass manch einer auf die Hardt kommt, um Entspannung zu finden, ist durchaus nichts Ungewöhnliches. Doch seit Donnerstag kann jeder, ob jung oder alt, dies wieder mit professioneller Anleitung tun.
Für Spaziergänger war die bunte Gruppe von mehr als 30 Teilnehmern, die sich auf der Wiese hinter den neuen Gewächshäusern des Botanischen Gartens formiert hatte, ein ungewohnter Anblick. Viele blieben stehen, um einen Moment das Treiben zu beobachten, dann aber nach der Aufforderung von Leiterin Ulla Mestel, doch mitzumachen, rasch weitergingen.
Trotz mittlerweile großer Beliebtheit der gewaltlosen Kampfkunst, stößt Tai Chi in der Öffentlichkeit immer noch auf Ablehnung. "Außenstehende belächeln es oft. Die Choreographien sehen eben anders aus", erklärt Mestel die Zweifel. Doch ums Äußere geht es bei Tai Chi keinesfalls - auf das Innere kommt es an.
Auf innere Ausgeglichenheit, Entspannung und das Lösen von Alltagsproblemen. Die Chinesen bezeichnen es als innere Kampfkunst, Mestel bezeichnet es als absolute Beherrschung von Körper und Geist. Zusammen mit ihrem Mann unterrichtet sie die Kunst des Tai Chi seit über zehn Jahren und ist sich sicher: "Wer es regelmäßig und mit Überzeugung macht, wird im Alltag ausgeglichener, geduldiger und Problemen gegenüber viel gelassener. Tai Chi hilft, mit dem Alltag besser umzugehen."
Doch nicht nur für die Seele ist der Sport gut, die Vielzahl der Übungen beanspruchen schonend den gesamten Körper und stärken somit das Herz- Kreislaufsystem. Ins Leben gerufen durch den Verein der Freunde und Förderer des Botanischen Gartens e.V., findet der kostenlose Kurs zum dritten Mal auf der Hardt statt.
Immer im Sommer, am Liebsten im Freien, weiht das Ehepaar Wuppertaler in die hohe Kunst des Tai Chi Chuan, was soviel bedeutet wie "Schattenboxen", ein. Mit Vorübungen wird der Körper gelockert und schon beim Zusehen entspannt man. Gezeichnet von absoluter Gelassenheit erklären die Mestels mit ruhiger Stimme Schritt für Schritt, Bewegung für Bewegung. Eine gleichmäßige Atmung unterstützt die beruhigende Wirkung. Schon nach wenigen Minuten stört sich niemand mehr an skeptischen zu schauern.
Von Kopf bis Fuß vertieft in Gleichgewichtsübungen verfliegen die 60 Minuten Trainingseinheit. "Unglaublich, dass es schon vorbei ist. Ich war so auf meinen Körper konzentriert, dass ich die Zeit völlig vergessen habe", sagt Inge Gerber überrascht. Genau darum geht es beim Tai Chi, alles um sich herum vergessen. "Wenn wir das einigen hier vermitteln können, haben wir unser Ziel mehr als erreicht", erklärt Mestel.
Bis zum 30. September trifft sich die Gruppe nun wöchentlich, um am Ende vielleicht einen Teil der insgesamt weit über 100 Bewegungen des Tai Chi zu beherrschen.