Telefon-Abzocke: Inkassofirma schickt falsche Rechnungen
Die meist älteren Empfänger der Schreiben sollen Erotik-Telefondienstleister angerufen haben. Viele Fälle in Wuppertal.
Wuppertal. Wenige Tage vor dem geplanten Urlaub haben Ursel Rose-Nüße und ihr Ehemann Manfred Nüße eigentlich kaum Zeit, um sich mit einem Drohschreiben zu beschäftigen. Doch die Langerfelder haben keine Wahl — seit am vergangenen Freitag ein Brief der tschechischen Firma „Toma Inkasso“ in der Post lag.
Manfred Nüßer — der Nachname ist falsch geschrieben — soll über das Festnetz kostenpflichtige Erotik-Hotlines angerufen haben. Auch die Nummer des Telefonanschlusses steht falsch im Mahnschreiben. Nüße wird aufgefordert, binnen fünf Tagen 176,81 Euro zu zahlen. Der Überweisungsträger ist beigelegt, dazu der unmissverständliche Warnhinweis „Vermeiden sie weitere Zwangsmaßnahmen wie Schufa-Einträge oder Lohnpfändungen.“
Das Problem: Der 77-Jährige hat definitiv keine Erotik-Hotlines angerufen. Der Festnetz-Anschluss läuft über seine Frau, er telefoniert mit seinem Handy. Nüße ging am Freitag zur Polizeiwache Langerfeld. Die riet ihm, den Drohbrief zu ignorieren. „Ich bin sehr aufgeregt, dass etwas nachkommt“, sagt Ursel Rose-Nüße.
Damit steht das Ehepaar nicht alleine da. Bei der Polizei gingen mittlerweile zahlreiche Anzeigen wegen solcher Inkassoschreiben der Firma Toma ein. „Wir raten, nicht zu zahlen, eine Anzeige zu erstatten und sich an die Verbraucherzentrale zu wenden“, sagt Claudia Otto von der Wuppertaler Polizei.
Bei der Verbraucherzentrale haben sich bis Mittwoch mehr als 50 Wuppertaler mit dem gleichen Schreiben gemeldet. „Wir sind überrannt worden. Auffallend ist, dass vor allem ältere Menschen und nur Wuppertaler betroffen sind“, sagt Marlene Pfeiffer, Leiterin der Wuppertaler Beratungsstelle.
Pfeiffer findet vor allem die Drohung mit einem Schufa-Eintrag unverschämt. Auf seiner Internetseite bezeichnet sich Toma als Vertragspartner der Schufa. Dem widerspricht Schufa-Pressesprecher Andreas Lehmann: „Wir haben keine Vertragspartner in Tschechien.“
Derartige Inkassoschreiben tauchten immer wieder in der Wuppertal auf, so Pfeiffer. Sie geht davon aus, dass sich nur sehr geringer Teil der Betroffenen bei der Verbraucherzentrale meldet und viele Angeschriebene aus Verunsicherung das Geld überweisen. Die Verbraucherzentrale rät den Betroffenen von jeglicher weiterer Aktivität ab. Das heißt: Sie sollen keinesfalls zahlen oder Kontakt zu Toma aufnehmen. Pfeiffer: „Das ist ganz eindeutig eine Abzockmasche.“