Klang der Geschichte Thorsten Pech und die Klais-Orgel verabschieden sich nach 27 Jahren von Wuppertal
Wuppertal · 1997 trat der Kirchenmusiker seinen Dienst als Kantor an der Kirche am Kolk an.
Am 10. Februar hat Thorsten Pech noch einmal auf „seine“ Orgel geschaut, anschließend die Kirchenschlüssel abgegeben, denn die Alte lutherische Kirche am Kolk wurde entwidmet und geschlossen. Der Verkauf soll bald erfolgen. Damit endet für den Kantor Thorsten Pech seine Zeit mit der Klais-Orgel, die ihn 27 Jahre lang begleitet hat. „Ich blicke voller Dankbarkeit auf die Jahre zurück, die ich ein solches Instrument spielen durfte. Das war ein großes Geschenk“, sagt der Kirchenmusiker, der 1997 seinen Dienst als Kantor an der Kirche am Kolk antrat.
Seit 48 Jahren ist der 64-jährige als Organist tätig, seit 40 Jahren in Wuppertal. Er hat weltweit auf mehreren Tausend Orgeln gespielt. Die Klais-Orgel in Elberfeld liebt er ganz besonders. Er schwärmt von ihrer Vielseitigkeit und ihrem sauberen Klang, ihrer Transparenz und ihrer klaren rheinischen Klangart. „Diese Orgel kann alles: Barock, deutsche Romantik, Musik aus dem 20. Jahrhundert, das gesamte Spektrum“, sagt Pech. „Sie hat alle Möglichkeiten, die eine Orgel in den 1970er Jahren haben konnte, und sie kann auch die emotionale Ebene gut ansprechen“, sagt der Kantor, der zum 1. Juni in den Ruhestand geht. Er liebt den Charakter der Klais-Orgel und ihre Seele. „Jede Orgel hat eine Seele, die man in der Kommunikation mit einzelnen Registern spüren kann“, erklärt Pech. „Bei manchen Orgeln komme ich mit einem Register ins Gespräch. Bei der Klais-Orgel haben alle 32 Register mit mir gesprochen.“
Kirche und Orgel haben eine bewegte Geschichte. Die älteste lutherische Kirche wurde 1752 an einem zentralen Platz in Elberfeld eingeweiht: Am Kolk, einem Teich, an dem man sich zum Wäschewaschen traf. Im Juni 1943 wurde die Kirche beim Bombenangriff auf Elberfeld bis auf die Grundmauern zerstört, 1951 konnte sie wieder für Gottesdienste öffnen. 1971 baute Hans Gerd Klais, ein Orgelbauer von Weltruf, eine neue Orgel. Es war damals eine Sensation, dass ein katholischer Orgelbauer eine Orgel in einer evangelischen Kirche baute.
Klanglich optimal, wurde sie von der Firma Klais gern als Referenz-Instrument präsentiert. „Das ist mein Lieblingsstück“, zitiert Thorsten Pech den Seniorchef der Bonner Firma Klais, der inzwischen 94 Jahre alt ist. Die Orgel hat Klais zweimal gebaut. Bei einer Explosion auf dem benachbarten Abeler-Grundstück im Sommer 1973 wurde die Kirche schwer, die Orgel geringfügig beschädigt. Während der Restaurierungsarbeiten wurde die Kirche 1974 durch einen Brandanschlag fast völlig zerstört. Von der Orgel blieb nichts erhalten, Orgelpfeifen schmolzen in der Gluthitze. Dank vieler Spenden konnte Klais die Orgel 1977 neu bauen.
Beim Einweihungskonzert saß auch der 16-jährige Elberfelder Thorsten Pech im Publikum. Er war begeistert vom Klang des Instruments und dachte: „Darauf möchtest du auch mal spielen.“ Genau 20 Jahre später wurde er Kantor am Kolk. Nun hofft er, dass die Orgel in gute Hände abgegeben wird. „Sie ist „scheckheftgepflegt“, hat immer zuverlässig ohne Störungen ihren Dienst getan“, sagt Pech, der vor Gottesdiensten und Konzerten selbst die empfindlichen Zungenpfeifen stimmte. „Die Orgel ist in einem hervorragenden Zustand“ bestätigt auch der Orgelsachverständige der rheinischen Landeskirche in seinem Gutachten.
Schon einmal musste sich Thorsten Pech von der Klais-Orgel verabschieden: Im Dezember 2020 hatten Fachleute die große dreimanualige Orgel vor Ort in Spezialfolien gehüllt. So wurde sie während der Renovierungsarbeiten am Kirchturm geschützt. Der Versicherungswert der Orgel lag während der Maßnahme bei einer Million Euro, der aktuelle Marktwert liegt jedoch in niedriger fünfstelliger Höhe. „Qualität und Seele der Orgel bestimmen nicht den Wert“, bedauert Pech und wünscht sich für die Orgel ein Platz, an den sie akustisch und optisch optimal passt.
Mit der Suche danach wird der Wuppertaler Andreas Ladach betraut, dem die Gemeinde Elberfeld Nord die Orgel verkaufen wird. Der international tätige Fachhändler für gebrauchte Pfeifenorgeln habe schon einige Interessenten, weiß Dorothee Kleinherbers-Boden, die Vorsitzende des Presbyteriums. „Mein Wunsch ist, dass die Orgel an einen Ort kommt, wo man sich ihres Wertes bewusst ist und wo sie vielen Menschen Freude bereiten kann“, sagt Thorsten Pech.