„Tödliches Idyll“: Baden im Steinbruch in Dornap
Viele Wuppertaler brechen durch Zäune und nutzen den Steinbruch als Badesee — doch das ist äußerst gefährlich.
Dornap. Es ist wunderschön. Steile Hänge, von Bäumen bewachsen; kleine Landzungen, die ins Wasser ragen; Wasser, das aussieht wie das in Werbespots, die auf einer Karibikinsel gedreht wurden. „Aber es ist ein trügerisches Idyll, und es kann sogar ein tödliches sein“, warnt Guntram Winnefeld. Er arbeitet bei Rheinkalk, auf dessen Gelände sich der alte Steinbruch befindet, den die Natur auf eindrucksvolle Weise zurückerobert hat.
Im Sommer nutzen fast täglich Wuppertaler den im Steinbruch entstandenen See als Badeparadies. Das Problem: Die Schönheit der Natur täuscht über die Gefahren hinweg. Zum einen vergessen die Badegäste, dass es sich um einen ungesicherten Steinbruch handelt. „Ob von Bäumen bewachsen oder nicht — hier kann jederzeit eine Steinlawine runter gehen“, sagt Winnefeld.
Die zweite Gefahr ist zunächst unsichtbar: Bei dem Wasser im See handelt es sich größtenteils um Grundwasser, das auch an heißen Sommertagen extrem kalt ist. „Beim Sprung ins Wasser herrscht akute Herzinfarkt-Gefahr“, sagt Rheinkalk-Sprecher Jonas Müller.
Ein weiteres Problem ist die Zugänglichkeit der drei Steinbrüche. Im Unglücksfall hat die Feuerwehr kaum eine Chance, schnell zum Hilfebedürftigen zu gelangen. Dieses Problem zeigte sich vor etwa einem Jahr, als mehrere Jugendliche im Wasser festsaßen, weil es ihnen nicht gelang, die steilen Felswände zu erklimmen. Dass es nicht zum ersten tragischen Unglücksfall im Steinbruch kam, liegt nur daran, dass sie sich so lange über Wasser halten konnten, bis die Retter sich zum Einsatzort durchgekämpft hatten.
Wie kann man die ungebetenen Gäste aufhalten? Winnefeld: „Das ganze Gelände ist eingezäunt, aber das hält niemanden auf.“ Mindestens zweimal in der Woche gehen Zaunläufer um das Gelände und bessern Schwachstellen aus. Fündig werden sie im Sommer immer. „Löcher, die wir montags stopfen, sind dienstags wieder da“, berichtet Winnefeld. Der Sachschaden spiele kaum eine Rolle: „Wir wollen hier nicht irgendwann eine Leiche rausziehen.“
Was die Eindringlinge von den Sicherungsmaßnahmen halten, ist auf einem der Vorhängeschlösser zu lesen, das Jugendliche mit einer wüsten Beschimpfung beschmiert haben.