Türöffner zur Welt der Comic-Helden
Mit dem „Gratis-Comic-Tag“ sucht das Genre der Sprechblasen und bunten Bilder neue Fans. Ein Laden in Wuppertal macht mit.
Wuppertal. "Oh . . . grins . . . seufz" - der Comic-Held mag, wenn es um Gefühle geht, keine großen Worte. Er bleibt einsilbig in den Sprechblasen, die wie eine Wolke über seinem Kopf segeln. Wenig Worte, sprechende Bilder - für die einen sind Comics die "neunte Kunst", für die anderen wenig anspruchsvolle "Heftchen".
Andreas Detering neigt eindeutig eher der ersten Richtung zu: "Viele haben noch das Klischee im Kopf, dass es sich bei Comics um Kinderlektüre handelt", sagt der Geschäftsführer von "Kult", des einzigen Comic-Ladens im Bergischen Land. Schon ein Blick in die Auslage widerlegt das Kinder-Klischee: Comics, die sich mit politischen oder philosophischen Fragen auseinandersetzen, haben dort ebenso Platz wie Asterix, Batman und Mickey Maus.
Nicht nur für eingefleischte Comicfans, sondern auch für jene, die das Genre noch nicht als Heft in der Hand hielten, nahm er am Samstag am "Gratis-Comic-Tag" der deutschen Comicszene teil. Nach dem Vorbild des "Free Comicbook Day" in den Vereinigten Staaten wurden für diesen Tag 30 Comics produziert, welche die Händler kostenlos an die Kunden verteilten. In Wuppertal mit Erfolg: Noch vor der Öffnungszeit um elf Uhr standen rund 50 Kunden vor dem Laden an der Luisenstraße Schlange.
Nachmittags stöbert Rafael Brzezniak (28) in den Comics entlang der Meterregale im Laden. Weil der 28 Jahre alte Student des Grafikdesigns an der Bergischen Universität, wie er selbst sagt, ein "visuell orientierter Mensch" sei, ist er der Comic-Welt treu geblieben. Neben den Originalcomics aus der Kindheit nennt Brzezniak um die 500 Alben sein Eigen. Sein Favorit? "Tim und Struppi", der der belgisch-französische Comic um einen reisenden Reporter und sein treuen Hund.
Till Högn hingegen, 35-jähriger Englischlehrer, sucht eher "Grusel-Comics". Das Eintauschen in eine schaurige, in Comics gebannte Welt ist sein Ausgleich zum Berufsalltag. Dagegen träumt sich Fogh Rizaj (11) in die romantische Welt einer jungen Manga-Heldin, die in einem Internat die erste große Liebe kennenlernt. Bald soll der nächste Band erscheinen. Ihre Sammlung ist mit vier Comics allerdings noch im Anfangsstadium.
Anders ist das bei jenem "Kult"-Kunden, der jedes Superhelden-Heft kauft, das auf den Markt kommt. Pro Monat macht das einen höheren dreistelligen Betrag für Comichefte, schätzt Detering.
Aber der emotionale Wert der Heft-Sammlung ist mit Geld nicht aufzuwiegen. Seufz.