"Aufschwünge" bei der Bergischen Biennale
Wuppertal. "Aufschwünge" ist die diesjährige Bergische Biennale für Neue Musik betitelt und Robert Schumanns "Aufschwung" aus seinen acht Fantasiestücken für Klavier (op.12) war Anregung für fünf Komponisten, deren Werke am Samstagabend in der Immanuelskirche ihre Uraufführung hatten.
Das junge Orchester "Sinfonia" (Leitung: Johannes Marks) nimmt sich der Stücke mit Elan und tiefem Verständnis an. Den Abschwung, das Resignative, bedenkt Michael Schultheis in seiner Deutung gleich mit: So entsteht eine klagend schwebende Musik, die fahle Klavierklänge grundieren.
Die Aufstellung einiger Bläser auf der Empore schafft spannungsreichen Raumklang. Valentina Tebiakinas Stück "Allusionen" (Anspielungen) dagegen definiert die "Aufschwünge" in aufgeregten Clustern, wilden Klangballungen oder, im Kontrast, als leises Wimmern über Liegetönen. Nur eine Klarinetten-Kantilene lässt positive Emotion in tonaler Schreibweise aufschimmern. Lutz-Werner Hesse hat Schumanns Klavierstück instrumentiert: Obwohl man den Gestus des Romantikers noch heraushört, ist ein völlig neues Werk entstanden, indem der Wuppertaler Komponist den Klaviersatz auf die verschiedenen Orchesterinstrumente aufteilt und eine rhythmische Phrase als "roten Faden" und treibenden Motor einfügt.
Hesse: "Mein Stück ist am nächsten an Schumann angelehnt, aber gleichzeitig am weitesten von ihm entfernt." Friederike Krois hat Motive aus Schumanns Stück mit neuen vermischt und den Aufschwung spielerisch erforscht. So entsteht ein frisches, vom Rhythmus dominiertes Stück mit Bläsereinwürfen über Geigen-Zittern und Klavier-Wellen. Dirigent Johannes Marks versucht in seiner "Paraphrase III", den Gestus des Schumann-Werkes aufzulösen, und thematisiert Annäherung und Entfernung. Erregten Bläser- und Streicher-"Gesprächen" steht tiefes Grummeln auf Pauken gegenüber. Wie ein verquerer Marsch baut sich rhythmisches Getümmel auf, ehe langes Ausatmen und Vogelstimmen den versöhnlichen Schluss markieren. vp