Festmusik: Die Sinfoniker und ihr ungewöhnlicher Auftritt
Das Orchester setzte gestern auf barocke Klänge. Wer das Konzert verpasst hat, kann heute die Wiederholung erleben.
Wuppertal. Als Freiluft-Musik am sonnigen Sonntag-Vormittag hätte die "Festmusik" des 9. Konzerts des Sinfonieorchesters auch gut im schönen Stadthallen-Garten erklingen können: Georg Friedrich Händel komponierte die festlich-prunkvolle "Feuerwerksmusik" 1749 für den englischen Hof.
Anlass war eine repräsentative Veranstaltung anlässlich des Friedensschlusses nach dem österreichischen Erbfolgekrieg. Wenn auch das Feuerwerk technisch nicht reibungslos ablief: Händels Musik traf ins Schwarze.
So auch in der Stadthalle, wo die Wuppertaler Sinfoniker gestern bewiesen, dass sie in Sachen barocker Gestaltung durchaus lernfähig sind. Dirigent Jan Willem de Vriend überzeugte in einwöchiger gemeinsamer Arbeit etwa die Streicher, nahezu vibratofrei, in kurzen Phrasen und mit federnder Spannung zu spielen.
So entwickelt er die farbenreiche Ouvertüre und stellt sie den folgenden, bewegten Sätzen als Glanzpunkt voran. Der Dirigent nimmt die "Concerto grosso"-Form des barocken Instrumentalkonzerts ernst: Dem Gesamtorchester (Tutti) stellt er konzertierende Soloinstrumente gegenüber, die das "Concertino" bilden. Nicht nur das: Jan Willem de Vriend schafft für delikate Dynamik-Wirkungen auch eine räumliche Trennung.
Einige Musiker wandern stets auf die Emporen, um von dort aus ihre Solo-Passagen zu spielen, so dass das Publikum vollauf damit beschäftigt ist zu orten, von woher die wundervollen Klänge herabschweben. Dann wieder überzeugt der volle Orchestereinsatz, etwa im militärisch-effektvollen Satz "La Réjouissance" (Belustigung) mit schmetternd auftrumpfenden Trompeten.
Wahre Ohrwurm-Qualitäten haben auch die bekannten Suiten-Tanzsätze der vielteiligen "Wassermusik", die Händel anlässlich der königlichen Bootsfahrten auf der Themse 1715 komponierte, später aber auch eine Fassung für den Konzertsaal schrieb. Cembalo und Chitarrone sind die Generalbass-Instrumente, die das klangliche Kaleidoskop der 22 Sätze grundieren.
Solo-Querflöte und Flauto piccolo (eine hohe Blockflöte) prägen mit ganz besonderen Farben einzelne Sätze. Die klangschön geblasene Solo-Oboe ("Adagio e staccato") oder die beiden Hörner auf der Empore ("Alla Hornpipe") liefern mit sauber geblasenen Signalen einen exquisiten Raumklang. Und zauberhafte Echowirkungen ergeben sich, wenn zwei Oboen in der Gartenhalle bei geschlossenen Türen die Melodien beantwortend wiederholen.
So kann barocke Musik Spaß machen und genussvoll konsumiert werden - dem Mut des niederländischen Dirigenten zur zeitgerechten Gestaltung und ungewöhnlichen Konzertpräsentation sei Dank.