Ein neuer Verein für die Kunst in Wuppertal

58 Mitglieder laden am Samstag zur ersten Ausstellung ins Kolkmannhaus ein.

Wuppertal. Manchmal erweist sich das aus der Not Geborene als echter Glücksfall. Um einen solchen scheint es sich beim Neuen Kunstverein Wuppertal zu handeln. Dieser entstand auf Initiative der finanziell arg gebeutelten Stadt. 58 Mitglieder und 111Facebook-Fans zählt die Vereinigung, die kein klassischer Künstlerverein sein will, sondern ein "Verein, in dem neue Sachen zu sehen sind, um ein Forum zu schaffen und eine Diskussion zu ermöglichen", wie Erik Schönenberg, erster Vorsitzender, sagt.

Unter dem übergeordneten Thema "Krisen und Utopien", das politisch betrachtet zur gegenwärtigen Lage von Wuppertal bis Griechenland passt, wird am Samstag der Ausstellungsraum an der Hofaue mit der ersten Schau unter dem Titel "Wir laden ein ..." eröffnet. Neun Künstler, allesamt Auswärtige, die von den Mitgliedern des Vereins vorgeschlagen wurden, werden ihre Arbeiten präsentieren.

Darunter ist das "Laboratorium" des Düsseldorfers Johannes Jensen. Der Kern seines Containers beherbergt einen quasi geheimen Ort zum Bau von Bomben. Was Kunst mit Geld zu tun hat und wo deren eventueller Marktwert liegt, stellt der Kölner Thomas Böing mit sich selbst erklärenden Objekten dar. 14 gelbe Exponate zieren die Wand, jedes kann der Interessierte zu genau dem Preis kaufen, der darauf geschrieben steht. Wie dann Verhältnismäßigkeiten in der Krise sind, kann jeder für sich selbst beantworten.

"Neun Künstler sind eingeladen, es hätten aber auch 20 sein können", versichert Erik Schönenberg. Wichtig bei der Konzeption sei gewesen, sehr unterschiedliche Herangehensweisen zu zeigen. Deshalb reicht das Spektrum von der Dokumentation - der belgische Fotograf Laurent Tchedry lebte zur Zeit des Mauerfalls in Berlin und zeigt seine Eindrücke dieses Wendepunktes - bis zur Installation.

Für letztere Kunstform ist die Arbeit Katharina Kerns ein schönes Beispiel. Die Künstlerin, sie teilt sich in Tübingen übrigens ein Atelier mit Armin Bremicker, dessen Bild "Jäger und Sammler II" zu sehen ist, arbeitet gerne mit Dopplungen. "Wulli", eine halbabstrakte Skulptur, reflektiert auf ein Zeitungsbild, das Ex-Kanzler Kurt Georg Kiesinger 1974 beim Stöckchen werfen mit seinem ungarischen Hirtenhund namens "Wulli" zeigt. Alles, was bereits in dem Foto angelegt ist, nämlich die ernsthafte Weltpolitik und das sich verspielen, findet sich auch in Katharina Kerns Installation wieder. Werke wie diese ermöglichen unmittelbare und aktive Zeitgenossenschaft an gesellschaftlichen Themen.

Den daraus resultierenden öffentlichen Diskurs möchte der Neue Kunstverein Wuppertal mit anstoßen.