Sportvereine BWE blickt auf 100 Jahre Geschichte
Wuppertal · Ex-Fußballer gründeten den Tennisclub Blau-Weiss Elberfeld. Mehrere Umzüge, Eislaufen und ein Wimbledon-Teilnehmer finden sich in der bewegten Chronik.
Stilvoll im Barmer Bahnhof feierte der Tennisclub Blau-Weiss Elberfeld am Samstag 100-jähriges Bestehen und durfte dabei auf eine wechselvolle Vereinsgeschichte mit einigen Umzügen, noch mehr Idealismus und großartige sportliche Erfolge zurückblicken.
Ein Fußballer war es gewesen, der den Tennisclub Blau-Weiss Elberfeld 1919 gründete hatte: Willy Giehl, der zehn Jahre lang in der 1. Mannschaft des legendären SSV Elberfeld (mit der TSG Vohwinkel später Fusionspartner bei der Gründung des WSV) spielte, aber auch Freude an dem Spiel mit dem damals noch weißen Filzball hatte. Mit Gleichgesinnten spielte er auf dem Freudenberg, gegenüber der damaligen Tennisanlage von Grün-Weiss Freudenberg (heute GW Elberfeld auf Kapellen). Mit den Teamkameraden Dross, Fels, Ganser, Gessner, Krant, Lennemann, Vahrenholt, Wegner und einer Frau Grewen gründeten die tennisbegeisterten Sportler den T.Cl. Blau-Weiss Elberfeld 1919.
Zunächst spielten die Blau-Weißen bis 1926 am Zoostadion. Eine Anlage, die sich bald als zu klein herausstellte, und wieder nahm Willy Giehl das Heft in die Hand und verhalf dem Club zehn Jahre nach seiner Gründung zur Anlage in der Nüll, die viele Jahrzehnte die sportliche Heimat blieb. Doch bevor die Bälle geschlagen werden konnten, war Improvisationstalent gefragt. Die Netzpfosten wurden aus abgesägten Eisenbahnschienen gefertigt, und als Umkleidekabine diente ein ausrangierter Waggon der Reichsbahn, den sich Damen und Herren teilen mussten. Geduscht wurde im Freien. Im Winter wurden die Plätze gespritzt und in Eislaufbahnen umfunktioniert. Für fünf Mark durfte man Eislaufen und im Sommer auch Tennis spielen. Eine geniale Marketing-Maßnahme, die zum Anwachsen der Mitgliederzahlen führte, aber den Verein sportlich nicht voranbrachte.
Das änderte sich, als man 1930 erstmals an den Medenspielen teilnahm. Mit einer Herrenmannschaft, der aber bald darauf auch ein Damen-Team folgte. Der 2. Weltkrieg verhinderte dann den Sport in der Nüll. Doch 1945 waren es Werner Schniewind und Ernst-Dieter Huppertzberg, die mit Fleiß, Geschick und harter körperlicher Arbeit zunächst einen Tennisplatz spielfähig herrichteten. Denen folgten vier weitere mit roter Ziegelasche.
Auch sportlich ging es bergauf. Ein spielstarkes Damenteam entstand, und die Junioren mit den Kirschbaums, Kalla Gössel und dem legendären Pitt Baums gehörten zu den besten Mannschaften in West- und Norddeutschland.
Die erste provisorische Halle bricht im Schneesturm zusammen
Pitt Baums war es auch, der den Namen Blau-Weiss Elberfeld hinaus in die große weite Tenniswelt trug. Beim Junioren-Turnier in Wimbledon war der Blau-Weiße dabei und erreichte die dritte Runde.
Statt Eislauf im Winter wollte man es 1950 in der Nüll mal mit Hallen-Tennis versuchen und errichtet über den Plätzen mit einer Holzrahmen-Konstruktion und derbem Segeltuch eine Winterhalle. Doch die bestand den Härtetest bei einem mächtigen Schneesturm nicht und brach zusammen.
In den 1960er Jahren bildete Pitt Baums mit Spielern wie Fredie Reumund, und Helmut Gulcz ein großartiges Team. Von Gulcz ist zu berichten, dass er mit dem Tennis-Baron Gottfried von Cramm sogar in der Daviscup-Mannschaft Deutschlands spielte. Bis heute der einzige Wuppertaler, der eine solch ehrenvolle Berufung erhielt.
Als wahrer Titelhamster entpuppte sich Gerhard Krause, der Bergischer und Niederrheinmeister wurde und 1980 sogar deutscher Vizemeister im Einzel wurde. Noch vor dem Graf-Becker-Stich-Boom hatte der TC BWE so viele Mitglieder, dass die Anlage in der Nüll zu klein wurde.
Dass das hölzerne Clubhaus 1975 einem Brand zum Opfer gefallen war, beschleunigte die Gedanken des Vorstandsgremiums Jan Ernst, Alfred Lucas und Pitt Baums, in eine neue Anlage umzuziehen.
Die entstand 1982 in der Beek mit zehn Plätzen, einem großzügigen, funktionsfähigen Clubhaus und wurde am 29. Mai 1982 feierlich eingeweiht. Dem folgte im November 1986 die Inbetriebnahme einer Zweifeldhalle mit blauem Granulat-Boden. Die Anlage gilt als eine der schönsten im Bergischen Land, und hier wurde auch weiterhin erfolgreich Tennis gespielt. Beispielsweise von Cracks wie Matthias Schramm und Andrew Lux, die in den vergangenen Jahren sechs Mal Europas bestes Herren-Doppel 30 und 35 wurden, oder von den Damen 30, die etliche Male Regionalligameister wurden und mehrfach mit großem Erfolg an der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft teilnahmen.
Unter der Leitung von Udo Dabringhaus präsentiert sich der Verein auch als Gemeinschaft mit großem Zusammenhalt, was sich besonders bei den Heimspielen des Regionalliga-Teams der Herren 30 zeigt. Zudem ist die BWE-Anlage bei der Austragung der Bergischen Meisterschaften, wie in diesem Jahr, stets ein Garant für eine großartige Atmosphäre.