Umweltverband: Rathaus hat bei Ikea viele Augen zugedrückt
Die Verschmutzung des Wassers durch den Ikea-Parkplatz wurde im Umweltausschuss besprochen. Der BUND kritisiert die Stadt.
Wuppertal. Der Meine-Bach verschwindet. Zumindest im oberen Bereich führe er kein Wasser mehr, sagt Jörg Liesendahl, Diplombiologe von der Kreisgruppe Wuppertal im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Denn das Sickerwasser auf der Fläche des Ikea-Parkplatzes wird umgeleitet, seit herausgekommen ist, dass dieses belastet ist.
Beim Bau des Parkplatzes ist von Oktober 2015 bis April 2016 der Bodenstabilisator „Geosol 50“ in großen Mengen verwendet worden. Der sollte das Wasser aus dem Boden ziehen und ihn fester machen. Aber unter dem Parkplatz sind „noch relevante Mengen des Bodenverbesserers nicht abgebunden und in wasserlöslicher Form im Untergrund verfügbar“, so ein Bericht der Stadt.
In dieser Woche hat Hubert Leonard Nobis, Abteilungsleiter Wasser, Boden, Abfall bei der Stadt, den Stand der Dinge im Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss erörtert. Dabei kamen einige Differenzen zwischen der Sachlage, wie sie die Stadt darstellt, und der Auffassung des BUND zum Vorschein.
Denn Liesendahl sieht durch den jetzigen Zustand - ob Trockenlegung oder Vergiftung durch das belastete Wasser sei egal — die Lebewesen in dem Bach gefährdet. Der BUND sagt, das Wasser sei durchgehend durch den Bach geflossen. Das wisse der Verband durch dort gefundene Tiere wie Bachflohkrebse, Strudelwürmer und Köcherfliegenlarven. Die Stadt sagt dagegen, der Bach habe immer wieder trockengelegen, von den genannten Tieren wisse die Stadt nichts. Der Schaden sei dementsprechend nicht so groß. „Für die Vegetation hat das keine großen Auswirkungen“, sagt Nobis auf Nachfrage.
Aus Sicht Liesendahls hätte die Stadt die Probleme um den Ikea-Parkplatz vermeiden können. Der Bund habe schon während der Bauphase eine Verschmutzung des Bachs festgestellt — und Anzeige erstattet. Das war im April 2016. Liesendahl habe schon damals einen gräulich-grünen Belag festgestellt. Die Ermittlungen wurden eingestellt, die Verschmutzung sei aus einem überlaufenden Regenrückhaltebecken gekommen, sagte die Staatsanwaltschaft im März 2017. Liesendahl, Sprecher des BUND Wuppertal, sieht die aktuelle Lage jetzt als Bestätigung. Er wirft der Stadt vor, sie habe zu wenig getan und „viele, viele Augen zugedrückt“.
Auch Bettina Brücher (Grüne), Vorsitzende des Umweltausschusses, sagt, sie hätte sich im Nachhinein mehr Weitsicht gewünscht, weniger Einsatz des alkalischen Festigers und mehr Geduld, das Möbelhaus zu eröffnen, statt den Winter über durchzubauen. „Warten wäre sinnvoller gewesen“, sagt sie.
Kurzfristig könne man jetzt nichts machen, sind sich alle drei einig. Man müsse auf das Gutachten von Ikea warten. Das soll feststellen, wie viel von dem Mittel noch ausgewaschen werden kann, wie die Belastung verteilt ist und was man dagegen tun kann. Die Stadt rechnet damit in Januar oder Februar 2018.