Campus Wuppertal Universität als Partnerbörse: Jung, Student und verheiratet

Die Universität ist eine beliebte Partnerbörse - doch die wenigsten Studenten heiraten während ihres Studiums.

Foto: Janna Braun

Wer in sozialen Netzwerken durch Studentenprofile scrollt, sieht nicht selten wilde Partybilder und Urlaubsfotos mit Freunden. Entdeckt man stattdessen mal ein Hochzeitsfoto als Profilbild, guckt man gleich zweimal hin. Was für die einen unvorstellbar ist, ist für andere normal: Heiraten im Studium. Zwei Paare sprechen über die wohl wichtigste Entscheidung ihres Lebens.

Debora Hefter (29) und Theo Kruschel (26) haben diesen Schritt schon hinter sich.

Foto: Debora Velleuer

Für Deborah Korgel (26) und Christian Neumann (23) ist klar: Es wird geheiratet — und zwar noch in diesem Jahr! Und das, obwohl Christian gerade an seiner Thesis im Fach Maschinenbau schreibt und einen Master dranhängen will. Seine Verlobte Deborah weiß noch nicht einmal, ob ihr Jahresvertrag als technische Redakteurin verlängert wird: „Ich könnte im Herbst theoretisch arbeitslos sein. Eine gewisse Anspannung ist da, aber das soll uns nicht vom Heiraten abhalten. Den richtigen Zeitpunkt gibt es eh nicht“.

Kennengelernt haben sich Deborah und Christian in der Uni. Im Englischseminar saßen sie sich gegenüber und blickten sich tief in die Augen. „Das ging dann immer so: angucken, lächeln, weggucken“, sagt Deborah grinsend. Aus dem gemeinsamen Lernen entstand eine intensive Freundschaft. Als es dann ernster wurde, war für beide klar: wenn, dann richtig. Ein halbes Jahr später kam der Antrag, mitten in der Nacht in den Barmer Anlagen. Als Christian sich hinkniete, war Deborah selbst überrascht: „Echt jetzt?“ war ihre erste Reaktion, dann folgten ein paar Tränen, ein „Du Blödmann“, ein kurzes Schweigen — und dann kam ein Ja.

Knapp anderthalb Jahre Beziehung reichen den beiden, um den Rest des Lebens gemeinsam verbringen zu wollen. Während Christians Kommilitonen sich da auch mal skeptische Blicke zuwerfen, sehen seine Eltern das völlig entspannt, sagt er: „Ich bin in einem christlichen Lebensumfeld groß geworden. Meine Eltern haben selbst sehr jung geheiratet, mein Vater war damals auch noch im Studium. Jetzt sind sie 30 Jahre verheiratet und ein Vorbild für mich.“

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Bei ihrer Hochzeitsfeier im Oktober müssen die Verliebten trotzdem einige Abstriche machen: Flitterwochen auf Bali statt in Amerika, die Möbel für die neue Wohnung kommen von Freunden und auch die Einladungen haben die beiden mit Bedacht verschickt: „Wir haben jetzt 120 Gäste eingeladen, obwohl wir sicher noch mehr einladen könnten.“ Deborah stimmt nickend zu: „Eine Prinzessinnenhochzeit mit Schloss und Kutsche wird es nicht, und man muss viel selbst organisieren.“ Aber das finden die beiden nicht schlimm. Länger warten wollen sie jedenfalls nicht. Sie wüssten auch nicht wieso.

Debora Hefter (29) und Theo Kruschel (26) haben diesen Schritt schon hinter sich. Knapp drei Jahre ist das junge Paar nun verheiratet, obwohl beide noch mitten im Studium stecken. Die angehende Geschichtslehrerin aus Wuppertal will bald ins Referendariat und der Medizinstudent aus Bochum braucht noch drei Semester bis zu seinem Abschluss. Finanziell war ihre Hochzeit nur möglich, weil die Eltern eingesprungen sind.

Knapp war es dafür beim Timing, erinnert sich Theo: „Ich bin damals durchs erste Staatsexamen gefallen. Der nächste Termin war zehn Tage nach der Hochzeit. Sowas kann man leider nicht verschieben. Wenn du da nicht hingehst, heißt das ‚nicht bestanden’.“ Die Hochzeit war schon geplant, die Gäste eingeladen. Es wurde geheiratet und nach vier Tagen Flitterwochen in Wuppertal fleißig weiter gepaukt. Der zweite Prüfungsversuch war dann erfolgreicher.

Im Grunde waren Debora und Theo nicht anders als andere Paare auch — sie lernten sich über Freunde kennen, tranken einen Kaffee und verbrachten viel Zeit miteinander. Der Entschluss sich schon nach sieben Monaten zu verloben, rührte von einer gemeinsamen Lebenseinstellung: „Wenn man heiratet, hilft es Verbindlichkeit zu leben, weil man sich vor Zeugen verspricht, treu zu bleiben. Dann muss man auch aktiv dran arbeiten, wenn es nicht rund läuft.“

Auch wenn die Studenten zugeben, dass ihr Studium vielleicht manchmal darunter leidet, finden sie es gut, in einer ähnlichen Lebensphase zu sein: „Wir können meistens nachvollziehen, was beim anderen abgeht oder wie Klausurphasen ablaufen.“ Trotzdem sei es ungewöhnlich während des Studiums zu heiraten, das sehen sie auch so. „Wenn ich das anderen Studenten in der Uni erzähle, fragen alle erstmal: ‚Wie alt bist du denn?’“, sagt Debora. „Bei Theo war es aber noch krasser — er war 23, als wir geheiratet haben“.

Theo würde heute alles ganz genauso machen wie vor drei Jahren: „Ich bin einfach froh, dass ich das Glück hatte, so eine tolle Frau zu heiraten.“ An Kinder hat das Pärchen auch schon gedacht. Zuerst wollen die beiden aber ihr Studium beenden und endlich die Flitterwochen nachholen.