Ursel Simon geht in Rente
Die einstige Stadtverordnete und langjährige Chefin der Öffentlichkeitsarbeit bei der AWG freut sich auf mehr Zeit für ihre Enkel.
„Sie hat das Herz am rechten Fleck“, „sie hat für jeden ein offenes Ohr“ oder „sie trägt eigentlich immer ein Lächeln im Gesicht“ — Daniela Goldbecker fallen ganz viele positive Aussagen über ihre Chefin ein. Deshalb ließen sie und ihre Kollegen es sich auch nicht nehmen, eine Abschiedsfeier für Ursel Simon (65) zu organisieren, die nach 18 Jahren die Abfallwirtschaftsgesellschaft Wuppertal (AWG) verlässt. „Wir haben uns gedacht: ,So einfach lassen wir sie nicht davon kommen“, erklärt Daniela Goldbecker.
Die Überraschung begann schon am Morgen: Ursel Simon wurde für ihren letzten Arbeitstag abgeholt — und zwar standesgemäß mit einem Müllauto. Später am Tag gab es ein leckeres Büfett, bei dem alle ihr noch gute Wünsche mit auf den Weg geben konnten.
Wohin genau der sie führen wird, weiß Ursel Simon noch nicht: „Da will ich mich nicht festlegen“, sagt sie. „Es gibt ja genug Möglichkeiten für ehrenamtliches Engagement.“ Aber sie hat auch drei Enkelkinder, mit denen sie jetzt mehr Zeit verbringen möchte.
Vielen Wuppertalern ist sie vor allem als Politikerin bekannt. Von 1994 bis 2002 saß sie für die Grünen im Stadtrat. Ihre Themen waren die Schulpolitik und der Verkehr. Unter anderem die Errichtung der Gesamtschule Barmen, die fünfte Gesamtschule in Wuppertal, hat sie begleitet. „Dafür hat sie sich sehr engagiert“, erinnert sich ihre ehemalige Kollegin Bettina Brücher, mit der Ursel Simon gemeinsam Fraktionsgeschäftsführerin war. Ursel Simon sagt zur Gesamtschule: „Das war ein langer Kampf. Ich war richtig froh, als sie endlich eröffnet wurde.“
In die Politik ist sie hineingewachsen. Als ihre Söhne die Gesamtschule Vohwinkel besuchten, engagierte sie sich in der Schulpflegschaft. Als sie dann eine Stelle bei den Grünen annahm, war klar, dass sie auch den Schulausschuss besuchte. Damals habe sie noch betont: ,Damit das klar ist: Ich werde nicht Mitglied!’“, erinnert sie sich.
Bei der nächsten Kommunalwahl trug man ihr trotzdem an, für die Grünen anzutreten. Sie habe überlegt „Traust du dir das zu?“ — und eingewilligt, Und wurde dann auch prompt gewählt. Nach acht Jahren legte sie das Mandat nieder. Die Belastung — inzwischen war sie zudem Bezirksvertreterin in Vohwinkel und hatte wieder einen Vollzeitjob — wurde ihr zu viel: „Ich mache nicht gern Sachen halb“, betont sie.
Seit 1999 arbeitete sie bei der AWG. Beworben hatte sich die gelernte Bankkauffrau in der Buchhaltung. Dort wollte man sie, aber noch lieber in der Öffentlichkeitsarbeit, in der gerade eine Stelle frei geworden war. Man wusste, dass sie für die Grünen auch Öffentlichkeitsarbeit gemacht hatte.
Sie war dann nicht nur Ansprechpartnerin für die Presse, sondern auch für Schulen und Kitas, in denen die AWG unter anderem für Abfallvermeidung wirbt. „Jedes Jahr haben wir zum Beispiel Brotdosen an die Schulanfänger verteilt. Das macht schon Spaß“, erinnert sie sich. Solche Veranstaltungen wird sie wohl vermissen.
Sie leitete außerdem die Abteilung Kundendienst, in der Anfragen von Wuppertalern landen, die neue Tonnen bestellen. „Sie hatte ihre Prinzipien und war sehr genau“, berichtet Daniela Goldbecker. „Aber das war gut.“ Sie berichtet, dass Ursel Simon — auch als sie ein Büro in einem anderen Gebäude hatte — täglich zu den Mitarbeitern kam, fragte, wie es bei ihnen läuft. „Das war ein richtiges Ritual“, sagt sie. Dieser persönliche Umgang habe das Miteinander sehr locker gemacht. Und deshalb wollten auch alle die beliebte Chefin gebührend verabschieden.