Umwelt 2000 Tonnen mehr Müll in Wuppertal durch die Corona-Krise

Wuppertal · Es fällt mehr Verpackungs- und Hygienemüll an - und die Papierkörbe in der City laufen über. Beim Sperrmüll gab es sogar einen Anstieg von 20 Prozent in der Pandemie-Zeit.

Viele Mülleimer in der Innenstadt sind zurzeit immer wieder überfüllt. 

Foto: Fischer, Andreas H503840

Die Corona-Krise hat Wuppertals Müllcontainer überlaufen lassen. Zwischen März und Mai gab es nach den Zahlen der AWG beim Restmüll eine Steigerung von sechs Prozent im Jahresvergleich, in der Gelben Tonne landete fünf Prozent mehr Inhalt. Den massivsten Anstieg gab es beim Sperrmüll, wo das Aufkommen um 20 Prozent gestiegen ist. Zusammengerechnet ergeben sich so 2000 Tonnen mehr Müll, den die Haushalte in der Corona-Krise produziert haben.

Dominic Steffens, Abteilungsleiter der AWG, überrascht das nicht: „Viele Mahlzeiten, die im Lock down nicht in Restaurants oder Kantinen verzehrt wurden, sind zu Hause gekocht worden. Die Leute haben ja nicht gehungert.“ Zudem habe das gesteigerte Bedürfnis an Hygiene die Mülltonnen gefüllt: Einweg-Masken, Wegwerf-Handschuhe und Einmal-Wischtücher wurden zu Alltagsgegenständen. „Die wenigsten Menschen haben mit dem Baumwolltuch ihre Flächen gewischt“, sagt Steffens.

Viele Menschen haben zu
Hause mehr Müll produziert

Die Folge: Häufiger als normal liefen vor den privaten Haushalten die Müllcontainer über, auch weil einfach mehr Menschen zu Hause Müll verursachten als beispielsweise bei der Arbeit. Deshalb, so Steffens hätten sich auch mehr Menschen bei der AWG gemeldet und Probleme mit überquellenden Behältern und wilden Müllkippen gemeldet.

Er gibt auch zu bedenken, dass die Masse des Mülls privater Haushalte sogar noch stärker als sechs Prozent angestiegen sein muss, denn viel gewerblicher Abfall - etwa aus der Gastro-Branche - fiel zeitweise komplett weg, wird aber zur Restmüll-Menge hinzugerechnet. Die Müllwerker kamen den Bürgern bei dieser Masse von Unrat entgegen und nahmen auch Abfall neben den Tonnen mit, der nicht in den offiziellen Beistell-Säcken verpackt war.

Szenenwechsel: In der Elberfelder City steckt wieder einmal eine Pizza-Schachtel quer in dem Abfalleimer am Neumarkt. Andere Passanten haben daher ihre Trinkbecher und Pommesschalen daneben gestellt, die mit ein bisschen Pech der Wind schneller mitnimmt als es die Straßenreinigung kann. Ayse Celik (22) drückt ihren To-Go-Becher mit angewidertem Blick an dem Pizzakarton vorbei. Sie sagt: „Das ist echt nicht schön. Hier laufen die Papierkörbe ständig über.“

Die Müllkörbe sprechen eine deutliche Sprache: Die Menschen sind wieder sehr viel draußen unterwegs. Der Eigenbetrieb Straßenreinigung stellt ein hohes Aufkommen von sperrigen Bechern und Verpackungsmüll fest, weil sich noch immer sehr viele Menschen ihr Essen einpacken lassen, statt es im Restaurant oder Café zu verspeisen. „Diese Verpackung ist manchmal so voluminös, dass die Papierkörbe voll wirken, obwohl eigentlich noch Platz wäre“, sagt Carsten Melech von der ESW-Betriebsaufsicht.

Dabei leere sein Team bereits so viel wie es geht. „Am Döppersberg haben wir ja extra große Mülleimer aufstellen lassen - die leeren wir vier Mal am Tag.“ Am Kirch- und am Laurentiusplatz sitzen jetzt an schönen Tagen immer Leute und konsumieren Essen und Getränke in Wegwerf-Verpackung. Die AWG hat reagiert und an diesen Stellen extra Behälter aufgestellt.

Besonders negativ fallen laut Melech weiterhin die Fastfood-Liebhaber auf, die nach dem „Drive-In“ ihre Müll-Tüten traditionell gerne auf Grünstreifen und am Straßenrand aus dem Auto fallen lassen.

Auch das Ressort Grünflächen und Forsten bemerkt den Vermüllungstrend - der leider auch in der Natur in den vergangenen Monaten massiv zugenommen hat. Sebastian Rabe, Abteilungsleiter im Ressort Grünflächen und Forsten, berichtet: „Da viele Bereiche gesperrt waren, sind mehr Menschen in Grünflächen und Wälder geströmt und haben dort für ein höheres Müllaufkommen gesorgt.“ Die Stadt schätze, dass sich das Aufkommen etwas mehr als verdoppelt hat.

Zu fast chaotischen Verhältnissen hat der Umstand gesorgt, dass sehr viele Leute die ausgedehnte Zeit zu Hause genutzt haben, um auszumisten oder zu renovieren. So lässt sich laut Dominic Steffens der massive Anstieg beim Sperrmüll in den vergangenen drei Monaten um 782 auf mehr als 4769 Tonnen im Jahresvergleich erklären.

Nachdem Ende März die Geschäfte schon geschlossen hatten, lief der Betrieb auf den Recyclinghöfen zunächst noch weiter - bis alle Beteiligten erkennen mussten, dass der Betrieb angesichts des großen Ansturms und der fortschreitenden Pandemie nicht mehr zu gewährleisten ist.

Inzwischen wurde der Betrieb an allen sechs Standorten wieder aufgenommen, allerdings mit Zugangsbeschränkungen und klaren Abstandsregeln. Die aber, wie Dominic Steffens eingestehen muss, nicht immer leicht einzuhalten sind. „Die Leute sind es gewohnt, dass unsere Mitarbeiter ihnen beim Ausladen helfen“, sagt Steffens. Das sei jetzt allerdings offiziell verboten. In der Praxis sei das manchmal schwer durchzuhalten, gerade wenn ältere Kunden schwere sperrige Gegenstände mitgebracht haben und diese selbst gar nicht aus dem Auto heben können.