Vater (46) tot: Angeklagter Sohn (25) schweigt

Der Prozess gegen ehemaliges Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Cronenberg wird ein Indizien-Prozess.

Wuppertal. Seit gestern muss sich ein 25 Jahre alter Cronenberger wegen schwerer Brandstiftung und fahrlässiger Tötung vor dem Landgericht verantworten. Das damalige Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr soll an Christi Himmelfahrt dieses Jahres das Haus angezündet haben, in dem er selbst und sein Vater (46) lebten. Laut Anklage starb der Vater an den Spätfolgen einer Rauchgasvergiftung. Vor Gericht macht der Sohn von seinem Schweigerecht Gebrauch. Ein Geständnis soll der Mann während des Ermittlungsverfahrens widerrufen haben. Das Verfahren wird damit zum Indizien-Prozess. Handfeste Beweise - etwa Tatzeugen - gibt es nicht.

Gestern hörte das Gericht erste Zeugen an. Darunter waren Nachbarn des Angeklagten und des Toten. Sie berichteten übereinstimmend, dass es zwischen dem jungen Mann und dessen Ehefrau immer wieder lautstarke Auseinandersetzunge gegeben habe. Dabei habe die Frau dem Angeklagten dessen Alkoholismus vorgeworfen. Auch zwischen Vater und Sohn soll es Spannungen gegeben haben. Der junge Mann habe zunächst im Familienbetrieb mitgearbeitet. Weil er aber zu oft krank gefeiert habe, sei er entlassen worden - vom eigenen Vater. Vor seiner Verhaftung soll der Angeklagte aber einen neuen Job in einer anderen Firma bekommen haben.

Auch vergleichsweise kleine Zündeleien am Haus, wenige Wochen vor dem Großbrand waren gestern Thema vor Gericht. Mehrmals brannten Mülltonnen, einmal ein Holzstapel. Ein Nachbar und Freund des Toten erinnerte sich gestern, dass der Angeklagte stets zum Löschen aufgetaucht sei. Dabei legte er offenbar ein Gebahren wie ein vollwertiger Feuerwehrmann an den Tag.

Unter anderem habe er auf der Straße den Verkehr geregelt. Tatsächlich war der Angeklagte zu diesem Zeitpunkt wohl gerade erst in die Freiwillige Feuerwehr Cornenberg eingetreten. An Lösch-Einsätzen durfte er mangels Ausbildung und Prüfung noch gar nicht teilnehmen - auch nicht in der tragischen Brandnacht am Vatertag.

Etwa eine Woche vor dem Brand soll der junge Mann im Treppenhaus des Mehrfamilienhauses einen Rauchmelder installiert haben. Der schlug prompt an und warnte die Bewohner im 1. Obergeschoss. Die wurden über die Drehleiter gerettet. Die Zeugen gestern beschrieben die Panik, die angesichts der schwarzen Rauchwand im unpassierbaren Treppenhaus herrschte.

So konnte ein Familienvater nur mit Mühe seine erwachsene Tochter davon abhalten, vom Fensterbrett in die Tiefe zu springen. Unten soll damals auch der jetzt Angeklagte aufgetaucht sein und gesagt haben: "Ein Glück, dass ich den Brandmelder installiert habe." Der Prozess wird fortgesetzt.