Alte Laubbläser und junge Komasäufer
Zur Herbstzeit entledigen sich die Bäume ihrer Kleider und lassen die hübsch gefärbten Blätter achtlos auf den Boden fallen. Dann kommt die große Zeit der Laubbläser. Bereits im Morgengrauen stehen sich grippegeimpfte Rentner schwer bewaffnet im heimischen Vorgarten gegenüber, um mit Elektro- oder Benzingebläsen die Blätterflut erbarmungslos über die Grenzen der eigenen Parzelle zu befördern.
Bis zum Einbruch der Dunkelheit kämpfen sie sowohl gegen das Blattwerk als auch gegen die geräusch- und geruchsempfindliche Nachbarschaft.
Der dabei aufgewirbelte Feinstaub dürfte genügen, eine ganze Region zu kontaminieren. Wen schert da noch die Umwelt, wenn es um die Sauberkeit vor dem eigenen Häuschen geht? Erhebt sich die Frage, warum den paar älteren Autos künftig die Talfahrt verboten werden soll, zumal die A46 auch ganz zufällig mitten durch die beiden Umweltzonen führt? Was an Staub in Küstenregionen bei entsprechenden Wetterlagen durch Brandung, Wellen und Gischt erzeugt wird, erledigen bei uns zahllose Laubgebläse-Terroristen. Von den enormen Geräuschemissionen einmal ganz abgesehen. Sie treiben manchen Mitbürger entweder direkt in den Wahnsinn oder in die vorläufige Alkoholabhängigkeit.
Gerade die will man bei Jugendlichen verhindern. Von den diversen iPods oder ähnlichen Ohrbeschallungsgeräten längst taub, soll ihnen zumindest der Zugang zu Hochprozentigem verwehrt bleiben. Wo die Erziehung längst ihre Grenzen erfahren hat, nimmt seit einiger Zeit das Ordnungsamt die erweiterte Fürsorgepflicht wahr. Jugendliche Testkäufer ziehen in Begleitung von Vertretern des Ordnungsamtes und des Jugendschutzes als "Lockvögel" durch die Stadt und überführen skrupellose Alk-Dealer. Die händigen Minderjährigen nicht nur die geforderten Spirituosen sorglos aus, sondern bieten auch noch in größeren Mengen an. Wenn man dann noch liest, dass es sich häufig um Mehrfachtäter handelt, überkommt Eltern sicher eine tiefe Sehnsucht nach Teer und Federn.
Derweil schafft die Stadt endlich den Durchbruch. Zwei Milliarden Euro Schulden, da würde selbst dem smarten Peter Zwegat ganz schön schwindelig werden. Sein Namensvetter Jung hingegen bleibt gewohnt gelassen. Das Aktionsbündnis "Raus aus den Schulden" wird es schon richten. Extrem lustig mutet das Konzept der CDU an, durch weitere Sparmaßnahmen und noch mehr Steuereinnahmen gegenzufinanzieren. Da stellt sich die Frage: Wie nackt muss ein Bürger sein, damit ihm nicht mehr in die Tasche gegriffen wird?
Auch die glorreiche Idee der SPD und der Grünen im Land, die Finanzhilfe für die Kommunen über neue Schulden zu finanzieren, mutet an, als wolle man in einem runden Raum in die Ecke pullern. Kein Wunder, dass die Jugendlichen angesichts der Zukunftsperspektiven, die unsere Politiker ihnen hinterlassen, zu Komasäufern werden. Bleibt lediglich die Sorge, ob die Stadt diesmal genügend Salz gebunkert hat oder auch wieder mitten im anstehenden Winter feststellt, dass sie pleite ist. Glatt wird es allemal in Zukunft, Ehrenwort.