Vaupel: Sparkasse spendet ab 2013 fast fünf Millionen im Jahr
Herr Vaupel, ist die Sparkasse der Retter der Wuppertaler Hochkultur?
Vaupel: Nein, sie ist nicht Retter der Wuppertaler Hochkultur, sie will nur ihren Beitrag leisten.
1,2 Millionen Euro sollen nach neuen Plänen aus Ihrem Haus ab 2013 jährlich an die Bühnen fließen, oder?
Vaupel: Wir haben vor einigen Wochen zusammengesessen und überlegt, was können wir denn in dieser schwierigen finanziellen Lage für die Stadt tun. Sie wissen, dass wir in der Vergangenheit jedes Jahr etwa 3,5 Millionen Euro an Spenden geleistet haben. Wir haben uns entschieden, diesen Betrag um 1,25 Millionen Euro aufzustocken. Wir werden zukünftig 4,75 Millionen Euro spenden.
Während der Bilanzpressekonferenz Anfang des Jahres erklärten Sie noch, dass es bei den drei Millionen Euro bleibt, die die Sparkasse jährlich an die Stadt abführt.
Vaupel: So ist es, wir haben in den vergangenen beiden Jahren jeweils rund drei Millionen Euro an die Stadt ausgeschüttet. Nach Feststellung der Bilanz werden wir im Juni einen ähnlichen Vorschlag machen. Und dann muss der Verwaltungsrat dem Rat der Stadt entsprechende Vorschläge machen.
NRW-Innenminister Ralf Jäger hat vorgeschlagen, die Sparkassen sollen den klammen Städten helfen. Was sagen Sie zu dieser Forderung?
Vaupel: Die Forderung ist durchaus nachvollziehbar. Gleichwohl kann das nur im Rahmen der Möglichkeiten geschehen. Sie wissen, dass die Sparkassen mit Abstand der größte Mittelstandsfinanzierer sind; und keine Stadt kann Interesse daran haben, wenn die Sparkassen ihrer bedeutenden Rolle als Kreditgeber nicht mehr nachkommen können. Wir brauchen Eigenkapital, wir haben keine Aktionäre. Wir können Eigenkapital nur über unsere Gewinne generieren.
Bisher hat die Sparkasse ihre Überschüsse verwendet, um das Eigenkapital aufzustocken. Wenn nun der Verwaltungsrat der Wuppertaler Sparkasse, dessen Vorsitzender Oberbürgermeister Peter Jung ist, erklärt, wir hätten nächstes Jahr gerne zehn Millionen Euro, können Sie sich dagegen wehren?
Vaupel: Dann werde ich meinem Verwaltungsratsvorsitzenden mit Zahlen, Daten und Fakten belegen, dass eine Forderung in dieser Größenordnung dazu führen könnte, dass wir in absehbarer Zeit den Wünschen unserer Kunden nach Finanzierungen in der ein oder anderen wichtigen Investition nicht mehr nachkommen können.
Wann kommt Basel III? Und was bedeutet das für Sie?
Vaupel: Nach Basel II folgt Basel III mit deutlich erhöhten Eigenkapitalanforderungen. Woher sollen wir das Eigenkapital nehmen, wenn nicht aus den Gewinnen?
Was bedeutet das exakt für die Sparkasse?
Vaupel: Die erste Stufe von Basel III kommt im Jahr 2013, dann geht es stufenweise bis zum Jahr 2019 weiter. Wir müssen in Zukunft mehr Eigenkapital bilden.
Also brauchen Sie doch jeden Euro, um Ihr Eigenkapital aufzustocken?
Vaupel: Ich möchte jetzt hier kein Klagelied anstimmen. Wir führen auf einer vernünftigen Ebene Gespräche, es gibt keinen Dissens mit der Stadt.
Die WestLB ist Geschichte. Was hat die Sparkasse der Spaß gekostet?
Vaupel: Wenn ich alles zusammenrechne, ergibt das einen nicht gerade kleinen siebenstelligen Betrag. Wir hoffen, dass wir einen Teil der Gelder zurückerhalten, aber das weiß derzeit niemand. Zuletzt stirbt die Hoffnung. Wir haben uns verpflichtet, 25 Jahre lang jedes Jahr etwa 2,9 Millionen Euro für die Risiken der WestLB zurückzulegen.
Wann gehen Sie in den Ruhestand?
Vaupel: Ich habe mit dem Verwaltungsrat die Vereinbarung getroffen, dass ich frühestens in dem Monat, in dem ich 65 Jahre alt werde, in den Ruhestand gehe.
Wann ist das?
Vaupel: Donnerstag, der 31. Juli 2014. Wenn jedoch das Sparkassengesetz geändert und die Altersgrenze auf 67 angehoben wird, hat man mir erklärt, dürfte ich noch mal an die Tür klopfen. Aber bis dahin fließt noch viel Wasser die Wupper ’runter.
Haben Sie schon einen Nachfolger im Auge?
Vaupel: Das muss von langer Hand geplant werden. Die Gremien sind derzeit dabei, die ersten Überlegungen anzustellen. Bleibt es bei dem Termin 2014, werden wir 2013 unsere Bemühungen verstärken.
Man hört, dass dies ein Mann von außen sein soll, stimmt das?
Vaupel: Es gibt ja in unserem Haus gewisse Traditionen. Ich denke, dass ein Sparkassenmann von draußen dieser Sparkasse gut tut. Eine erfolgreiche Mannschaft kann sich sehr gut aus denen zusammensetzen, die hier im Haus groß geworden sind und aus denen, die in der Sparkassenorganisation groß geworden sind.
Die Stadtspitze rechnet vor, dass die Haushaltskonsolidierung ab 2016 auch bei sinkenden NRW-Zuschüssen funktioniert. Glauben Sie, das ist eine belastbare Prognose?
Vaupel: Ja, ich bin sehr zuversichtlich. Wenn das, was bisher beschlossen wurde, umgesetzt wird, dann können auch die Schulden der Stadt abgebaut werden.
Um dies zu erreichen, muss das deutsche Wirtschaftswachstum jedes Jahr und ohne Unterbrechung 1,5 Prozent betragen. Und das über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren. Wie realistisch ist eine solche Annahme?
Vaupel: Das ist eine realistische Annahme. Gerade für dieses Jahr sind ja schlechtere Zahlen prognostiziert worden. Ich habe Unternehmen im Bergischen besucht, da wird von zweistelligen Zuwachsraten in den ersten Monaten gesprochen. Deutschlandweit sind die Prognosen doch schon wieder angehoben worden. Ich glaube, 2012 wird wieder ein gutes Jahr. Wir werden weiterhin Wachstum haben.