Veganes in gemütlicher Atmosphäre

Mechthild Zubeida Jurcevic ist seit drei Jahren im Restaurant „Fancy Foods“ ihr eigener Chef.

Foto: Anna Schwartz

Barmen. Unter der grünen Markise stehen zwei kleine Tische. Der Innenraum des Lokals ist klein, bietet aber mehr als 20 Sitzplätze: entlang einer Bar an den Wänden, in einer gemütlichen hölzernen Sitzecke oder am großen roten Tisch, der beinahe den gesamten Raum ausfüllt. Dahinter führen ein paar Stufen hinauf in die Küche, in der das Mittagsbuffet wartet. Es wird durch den ganzen Raum geplaudert, man bedient sich selbst an den Gerichten und Getränken — es fühlt sich an, als hätte Mechthild Zubeida Jurcevic Freunde zu Gast. Seit drei Jahren führt sie das vegane Lokal „Fancy Foods“ an der Friedrich-Engels-Allee in Eigenregie.

Der Arbeitstag der Inhaberin beginnt morgens gegen sechs Uhr, denn die Gerichte für das vielfältige Mittagsbuffet kocht sie selbst. Auf dem Programm stehen ungewöhnliche Kompositionen aus der Weltküche wie Couscous mit Aprikosen und Karotten oder Brokkoli-Blumenkohl-Salat mit Cranberries — alles vegan mit ayurvedischem Schwerpunkt. „Ich will niemanden belehren oder irgendeinen Trend mitmachen“, betont Jurcevic. Ihr sei zwar auch an der Gesundheit ihrer Gäste gelegen, vor allem ginge es ihr aber um das Wohl der Tiere.

„Ich sehe es als meine persönliche Aufgabe im Leben, so wenig Leid wie nur möglich hervorzurufen“, erklärt sie. „Und wenn hier am Tag 20 Menschen essen, dann heißt das, dass an diesem Tag weniger Tiere geschlachtet werden. Das mag manchen Leuten verrückt vorkommen, aber ich habe das Gefühl, damit etwas Wichtiges zu tun.“ Bei veganer Küche müsse man allerdings immer aufpassen, Lebensmittel aus allen Bereichen zu verwenden, um einer Mangelernährung vorzubeugen.

Mit fünf Tagen in der Woche fing sie an, inzwischen hat das Restaurant an drei Tagen geöffnet. „Das sieht bestimmt manchmal aus wie ein Hausfrauenprojekt, dabei habe ich trotzdem eine Sechs-Tage-Woche“, erzählt Jurcevic. Neben dem Lokal stehen unter anderem Catering für Feiern aller Art und regelmäßige Kochkurse auf ihrem Programm. „Ich will den Leuten vor allem neue Ideen geben, die sie in ihre Küche mitnehmen können“, beschreibt sie ihre Projekte. „Man muss allerdings auch im Blut haben, Neues ausprobieren zu wollen.“ Kochen gelernt habe sie eigentlich von ihrer Oma, sagt Jurcevic und lacht.

Am 8. August feiert „Fancy Foods“ sein dreijähriges Bestehen. Zuvor gehörte der Laden in Unterbarmen dem Starkoch Volker Mehl, bei dem die jetzige Inhaberin zwei Jahre lang tätig war — erst als Küchenhilfe, dann als Köchin. Volker Mehl schloss seine Restaurants 2015, da er in der Nähe des Lokals keine Stellplätze ausweisen konnte, wie es von der Stadt vorgeschrieben war. Daraufhin machte Jurcevic sich selbstständig, kaufte wenig später sein Equipment auf und eröffnete im August 2015 „Fancy Foods“.

„Der Standort ist eigentlich blöd“, gibt sie zu. „Ich habe überhaupt keine Laufkundschaft, ich bin hier ziemlich ab vom Schuss, die Leute kommen nur gezielt hierher.“ Gerade in den ersten Wochen habe es viel Disziplin erfordert, dabeizubleiben, wenn einmal nur drei Kunden am Tag dagewesen wären. Dadurch habe sie aber auch viele Stammkunden, was auch schön sei. „Ich bin schon ein bisschen stolz, dass der Laden jetzt schon drei Jahre überlebt hat.“ Man habe sie sogar schon ins Luisenviertel abwerben wollen, erzählt Jurcevic. „Aber ich gehe hier nicht weg!“ In ein paar Jahren wolle sie allerdings jemanden finden, der das Geschäft übernehmen könnte, um sich ihren Lebenstraum zu erfüllen: für die Crew der Organisation Sea Shepherd auf See zu kochen. Aber jetzt geht es für Mechthild Zubeida Jurcevic erst einmal in den Urlaub. Ab dem 22. August ist das Restaurant wieder geöffnet.