Verdi-Chef Kolle kritisiert Politik: „Der rote Faden fehlt“

Daniel Kolle wechselt nach fast 15 Jahren vom Bezirk Wuppertal-Niederberg nach Köln.

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Verdi-Geschäftsführer Daniel Kolle wechselt nach Köln. Im WZ-Interview kritisiert er Konzeptlosigkeit in der Wuppertaler Politik, insbesondere auch, was den Bereich Ehrenamt angeht.

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Herr Kolle, ein zentrales Thema des Einzelhandels war zuletzt die Sonntagsöffnung — werden die Wuppertaler Sie vor allem deshalb im Gedächtnis behalten?

Daniel Kolle (lacht): Nein, auf keinen Fall. Denn erstens habe ich mir die Themen ja nicht ausgesucht, sondern sie stellen sich. Meine Schwerpunkte sind die Finanzierung des Gemeinwesens, es geht mir um Öffentlichkeit als Ganzes, sowohl in der Finanzierung der Pflegeberufe als auch der Gestaltung der Arbeitsverhältnisse und der Entlohnungsbedingungen der Kollegen bei den Kommunalverwaltungen und -betrieben. Wie sehen Sie da die Entwicklung?

Kolle: Das Thema stagniert weiter. Da sind die Ankündigungen der öffentlichen Hand, für attraktive Arbeitsbedingungen zu sorgen, aber in der konkreten Umsetzung passiert nicht viel. Das Argument ist die kommunale Finanzmisere, doch aus unerfindlichen Gründen ist für andere Themen dann doch immer Geld da — sei es der Döppersberg, sei es die Bundesgartenschau. Verblüffenderweise aber nie, um die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst auskömmlich zu finanzieren.

Was müsste sich ändern?

Kolle: Es muss ein Umdenken stattfinden, aber es bedarf auch der politischen Rahmenbedingungen, um gestalten zu können. Beispiel Erzieherinnen oder Pflegeberufe, wo wir einen extremen Fachkräftemangel beklagen. Es geht um wenig attraktive Arbeitsbedingungen und zu geringe Einstiegsgehälter, da sind Arbeitgeber gefragt. Wir brauchen mehr Kapazitäten und eine vernünftige Finanzierung.

Armut ist ein zentrales Thema in Wuppertal, besonders ehrenamtliches Engagement aber auch.

Kolle: Dafür gibt es in der Tat viele gute Beispiele und zahlreiche Ehrenamtler, die Wuppertal nach vorn bringen wollen. Was fehlt, ist mehr Engagement der politisch Verantwortlichen — ein roter Faden, der sich durchzieht und genau diesen Komplex in einem politischen Rahmen zusammenfasst. Mit dem Wege gefunden werden, Ehrenamt zu fördern und zu unterstützen. Stattdessen werden den Helfern oftmals Hindernisse in den Weg gestellt. Das zahlreiche kleinteilige Wirken könnte viel nachhaltiger sein.

Erste Einschätzung zur neuen Landesregierung?

Kolle: Im Vergleich zu den Jahren Schwarz-Gelb 2005 bis 2010 sind Kommunikation und Dialogbereitschaft deutlich besser. Dennoch liegen die Konfliktthemen klar auf der Hand, beispielsweise Stellenabbau oder eben auch die Ausweitung der Ladenöffnungszeiten, die Sonntagsöffnung.

Wie wird es bei letzterem Thema in Wuppertal weitergehen?

Kolle: Wir hatten den Eindruck, dass sich die Lage zuletzt etwas entspannt hatte. Mit den Plänen der neuen Landesregierung gibt es nun eine unnötige Eskalation, die selbst bei vielen Händlern nicht auf Gegenliebe stößt. Es bleibt zu prüfen, ob das Gesetz überhaupt verfassungskonform ist. Von Rechtssicherheit kann jedenfalls keinerlei Rede sein.