Traditionsveranstaltung Vereine und Politik wollen den Flohmarkt wiederbeleben

Vohwinkel. · Bezirksbürgermeister Heiner Fragemann (SPD) will mögliche Interessenten an einen Tisch bringen.

 Heiner Fragemann glaubt, dass man für den Flohmarkt neue Konzepte erarbeiten muss.

Heiner Fragemann glaubt, dass man für den Flohmarkt neue Konzepte erarbeiten muss.

Foto: Fries, Stefan (fr)

Für Flohmarktfans dürfte es ein trauriger Tag werden. Normaler Autoverkehr statt Schnäppchenjäger in Massen, geschlossene Geschäfte statt hunderte von Ständen. Zum ersten Mal seit fast einem halben Jahrhundert wird die Kaiserstraße am letzten Sonntag im September nicht zur Flanierstrecke mit vielen tausend Besuchern. Der Vohwinkeler Flohmarkt findet in diesem Jahr nicht statt.

Schon länger war über die Durchführung der Großveranstaltung spekuliert worden. Finanzielle Engpässe sorgten für erhebliche Probleme bei den Organisatoren. Insofern ist die negative Entwicklung keine Überraschung, aber gerade für die Vohwinkeler bitter. Für den eigentlich am 29. September geplanten Flohmarkt gibt es keinerlei Ersatz. Beim letzten Ausfall vor sieben Jahren hatte die Aktion V ihren Vohwinkel-Tag noch auf den Sonntag ausweiten können. Durch die geringe Vorlaufzeit war das diesmal nicht machbar. Es bleibt also bei einer komplett unbespielten Kaiserstraße.

Flohmarkt-Veranstalter Frank Varoquier gibt sich zerknirscht. „Das tut richtig weh“, betont er. Bis zuletzt habe sein Team für einen Erhalt des Trödelspektakels gekämpft. „Leider haben wir es nicht geschafft, die notwendigen finanziellen Mittel aufzubringen“, so der Vorsitzende des Vereins Vohwinkeler Flohmarkt.

Unklar ist noch, wer
das Konzept erarbeiten wird

Die Kosten für die nächste Auflage hätten laut Vorstand etwa 35 000 Euro betragen. Das war für die Ehrenamtler nicht zu stemmen, zumal auch noch ein Teil der Altschulden zu begleichen ist. Bei Frank Varoquier überwiegt die Ernüchterung. „Am Ende ist eine Veranstaltung dieser Größenordnung für Privatleute wie uns langfristig nicht zu stemmen“, räumt der Vorsitzende ein. Ohne die Hilfe der Stadt oder andere externe Unterstützung gehe es nicht. Trotzdem will Varoquier alles dafür tun, um den Flohmarkt 2020 wieder stattfinden zu lassen. „Ich bin für jeden Vorschlag offen“, so der Veranstalter.

Das Ziel einer Weiterführung im nächsten Jahr verfolgt auch Bezirksbürgermeister Heiner Fragemann (SPD). Er möchte auch Gespräche mit anderen Akteuren führen: „Vielleicht müssen wir über alternative Konzepte und ein kleineres Format nachdenken.“ Ähnlich sieht es Nicole Stöcker, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Vohwinkeler Vereine (AGVV). „Man könnte zurück zu den Ursprüngen gehen“, schlägt sie vor. Eine entsprechende Beteiligung der Arbeitsgemeinschaft sei dabei durchaus denkbar. Einer Übernahme der Flohmarktorganisation in der bisherigen Größenordung durch die AGVV erteilt die Vorsitzende aber eine kategorische Absage. Im Oktober soll es ein weiteres Gespräch zur Zukunft des Vohwinkeler Flohmarkts geben. Dazu hat die Stadt eingeladen.

Der erste Flohmarkt fand im bescheidenen Rahmen 1971 auf der Lienhardstraße statt und wurde von der Aktion V organisiert. Später übernahm die Arbeitsgemeinschaft die Veranstaltung und band die Kaiserstraße mit ein. In den folgenden Jahren zog das Trödelspektakel immer mehr Publikum an, was 1983 für eine Auszeichnung als größter Flohmarkt mit 350 000 Besuchern im Guiness-Buch der Rekorde sorgte. Durch deutlich verschärfte Sicherheitsvorschriften zog sich die AGVV aus der Organisation zurück. 2012 fand kein Flohmarkt statt. Seit 2013 war der Verein um Frank Varoquier für die Durchführung verantwortlich.