Viel Zirkus um den Carnaper Platz

Die Veranstaltungsfläche in Barmen entzweit Wuppertals CDU von den Parteifreunden in Barmen. Denn der mögliche Neubau der Stadtwerke wirft Fragen auf.

Foto: Uwe Schinkel

Wuppertal. Emotional soll es gewesen sein, emotional und ungewöhnlich lang. Fast anderthalb Stunden debattierte die Ratsfraktion der CDU jetzt mit Parteifreunden aus der Bezirksvertretung Barmen über die Zukunft des Carnaper Platzes. Dort, wo regelmäßig große und kleinere Zirkusse gastieren, wo die Cassellys seit Jahr und Tag in den Sommerferien aus Wuppertaler Kindern kleine Artisten machen, sollen sich baldmöglichst Kräne drehen. Die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) beabsichtigen, sich eine neue Zentrale bauen zu lassen. Rund 30 Millionen Euro sind für Abriss der alten Gebäude und das neue Haus im Gespräch. Etwa 450 Mitarbeiter der WSW zögen um, allerdings nur ein paar Meter weit.

Folgenreicher sieht Bezirksbürgermeister Hans-Hermann Lücke (CDU) die Folgen für seinen Stadtteil. Keine Veranstaltungsfläche bedeutet auch keine Kirmes, keinen Zirkus, nichts. Vorschläge, nach denen die großen Unternehmen ihre Zelte auf dem Stadionvorplatz am Zoo aufschlagen sollte, hält Lücke für wenig tragfähig. „Die großen Zirkusse sind immer gern nach Wuppertal gekommen,“ sagt Lücke. Damit sei es dann vorbei.

Aber wenigstens kleinere Betriebe und der Mitmachzirkus Casselly sollen in Wuppertal eine Zukunft haben. Die Wirtschaftsförderung sei beauftragt, eine geeignete Fläche zu suchen, heißt es aus dem Rathaus.

Zum Frieden zwischen der Bezirksvertretung Barmen und dem Wuppertaler Rathaus trägt das nicht bei. Die Bezirksvertreter sind nicht nur für Zirkusse und Jahrmärkte auf dem Carnaper Platz, sie sind auch gegen den Plan der Stadtwerke, dort neu zu bauen, und zwar einstimmig über alle Parteigrenzen hinweg. Einige fragen sich, warum die WSW nicht auf der vorhandenen Fläche neu bauen.

Andere haben Zweifel daran, dass die Belastung mit Polychlorierten Biphenylen (PCB) überhaupt bedenkliche Ausmaße angenommen hat. Ein Gutachten soll den Stadtwerken bescheinigen, dass die Ausdünstungen des als krebserregend geltenden Stoffes in der Atemluft lediglich mittelfristigen Handlungsbedarf nach sich zieht. „Und in NRW haben wir besonders strenge Grenzwerte“, sagt Lücke.

Für Daniel Kolle, den Sekretär der Gewerkschaft Verdi, ist die Gefahr durch PCB abstrakt. Problematisch werde der Stoff erst, wenn er freigesetzt, also in der Atemluft sei. „Wir wissen, dass dieses Gebäude PCB-belastet ist, deshalb sind wir auch strikt gegen eine Sanierung im laufenden Betrieb.“

Aber von Sanierung redet in Wuppertal niemand mehr. Die Stadtwerke sind wild entschlossen, sich eine neue Zentrale bauen zu lassen. Unterdessen verbreitet sich die Antwort auf die Frage, wie sinnvoll der Carnaper Platz in seiner jetzigen Nutzung ist. Die Antwort lautet: gar nicht. Patrick Mertins, der Fraktionsgeschäftsführer der CDU im Rat, gibt die Zahl der Veranstaltungen mit „kaum mehr als Finger an der Hand“ an. „Und verkehrssicher ist dieser Platz auch nicht.“

Lücke weiß um den Zustand des Platzes. Die Zahl der Veranstaltungen hält er aber für künstlich heruntergerechnet. „Daran habe ich meine Zweifel.“ Er berichtet auch von Handwerker-Innungen, die die Fläche an der Carnaper Straße für Messen nutzen wollen. Das hat Lücke auch den Parteifreunden gesagt. Doch nützen wird das nicht. „Die Bezirksvertretung ist hier nicht zuständig, heißt es immer.“ Aber Lücke schweigt nicht. „Denn die BV ist zuständig, die Interessen der Bürger zu vertreten.“