Schule in Wuppertal „Vielen ist das Ziel wichtiger als der Weg“

Der Aufwand, den Eltern bei der Suche nach der richtigen Schule betreiben, wird immer größer. Die WZ hat eine Familie zum Infotag des CFG begleitet.

Tristan, Marie, Maxi und Leo (alle 9, vorne v.l.) schnuppern in den Physikunterricht hinein. Dort bringen Nandini und Sofie (15, hinten v.l.) das Thema Lichtbrechung näher.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Jedes Jahr stehen Eltern vor der Entscheidung, auf welche weiterführende Schule ihr Kind gehen soll. Die Auswahl an Schulen und das Informationsangebot sind groß, ebenso wie die Sorgen, die sich die Eltern machen. Aber was genau wünschen sich Eltern von den Schulen?

Sandra und Veit Nolzen haben am Samstag mit ihren Kindern den Grundschülervormittag des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums besucht. „Wir haben drei Schulen in der Auswahl und schauen, welches Schulprofil unseren Wünschen entspricht”, erklärt Sandra Nolzen, die auch schon beim Informationsabend des CFG gewesen ist. Unter den drei Schulen befinden sich das CFG, das Leibniz-Gymnasium in Remscheid-Lüttringhausen und die Erich-Fried-Gesamtschule. Jede der Schulen bringt für die Familie ganz eigene Vorteile mit sich.

Ein „luxuriöses Angebot“
am Carl-Fuhlrott-Gymnasium

Ein Kriterium, nach dem sie schaut, ist die Größe der Schule. „Vom Gefühl her ist eine kleine Schule günstiger. Ich glaube, dass individueller auf das Kind geguckt werden kann”, so Sandra Nolzen. Ein Angebot, wie es das CFG stellt, sei zwar ein unheimlicher Luxus, sie sorge sich aber darum, dass die Auswahl an Möglichkeiten ihr Kind erschlagen könnte. „Es ist Fluch und Segen zugleich”, sagt sie. Neben der Größe spricht sie auch das Prinzip der Freiarbeitsklassen am Leibniz-Gymnasium an. Dort kann in eigenem Tempo gelernt werden: „Für die Persönlichkeitsentwicklung ist das ein guter Schub”, sagt sie.

Die Gesamtschule liege dagegen wohnortnaher, der Sohn könne zu Fuß laufen. Außerdem könnten Defizite auf einer Gesamtschule eher aufgefangen werden. Auch das Nachmittagsangebot ist für die Familie von großer Bedeutung. „Eine Schule ohne Betreuung kommt nicht infrage, weil wir beide berufstätig sind”, so Nolzen. Die Schule wird unter anderem aus pragmatischen Gründen ausgewählt.

Neben der Betreuung spielen auch die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln und die Anfangszeiten der Schule eine Rolle. Eine lange Anfahrt sei aber kein Hinderungsgrund, erklärt Veit Nolzen.

Sandra Nolzen glaubt, dass bei der Schulwahl der Druck auf die Eltern zunehme: „Ich habe das Gefühl, dass den Eltern das Ziel wichtiger ist als der Weg”, erklärt sie. „Das Seelenheil meines Sohns ist immer das Wichtigste, den Rest des Weges wird er finden.” Man müsse sich von dem Druck und der Angst, zu versagen, unabhängig machen. Man dürfe sich nicht scheuen, seine Meinung zu ändern, wenn eine Schule doch nicht die Richtige ist.

Nette Mitschüler
in der Klasse

In einem gewissen Rahmen kann ihr Sohn bei der Schulwahl mit entscheiden. Ihm etwas aufzudrücken, was er nicht wolle, würde ihrer Meinung nach nicht funktionieren. Auf welche Schule die Freunde gehen, würde bei der Entscheidung aber weniger relevant sein. Für Sohn Aaron, der am Samstag in unterschiedliche Unterrichtsfächer hineinschnuppern konnte, ist es vor allem wichtig, nette Mitschüler in der Klasse zu haben.

Für Veit Nolzen steht im Vordergrund, dass die Lehrer Menschlichkeit und Empathie zeigen. Dass er das von Außen nicht beurteilen kann, empfindet er als Dilemma.

Reinold Mertens, Schulleiter des CFG, erklärt, dass es wichtig sei, den Eltern zu zeigen, wo die Stärken der Schule liegen, wie die Schüler gefördert und gefordert werden können und wie die Leitlinien aussehen. „Man versucht als Schule, die Entscheidung der Eltern sicherer zu machen”, erklärt er. Entscheidend seien letztendlich nicht hohe Anmeldezahlen, sondern dass die Eltern und Kinder zufrieden sind. Mertens bestätigt, dass der Aufwand, den Eltern heute betreiben, um die richtige Schule zu finden, größer geworden ist. Eltern würden sich heute noch intensiver über Stärken und Schwächen der Schule erkundigen. Auch die Erfahrung anderer Eltern, der „Peergroups”, spiele eine große Rolle. Das bestätigt auch Sandra Nolzen. „Es hat ein anderes Gewicht, wenn Eltern eine Schule loben”, betont sie.