Krippenspiel Vom Proben für Heiligabend

Uellendahl. · Beim Krippenspiel der Kirche St. Philippus sind Kinder jeden Alters dabei.

Eva und Otis als Maria und Josef – mit dem großen Stoffesel, der von einem Engel gezogen werden soll.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Der Esel steht schon im Flur und wartet geduldig auf seinen Auftritt. Fast so hoch wie die Kinder ist das Stofftier, das auf einen kleinen Wagen montiert ist. Später wird ihn ein Engel durch die Kirche ziehen. Im Gemeindesaal der Philippuskirche proben Kinder von vier bis zwölf Jahren für das Krippenspiel. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Kirche wird diesmal das Musical „Freude im Himmel und überall“ aufgeführt, das vor 25 Jahren schon einmal erklang. Organist Hans-Otto von Hasselt war damals auch schon dabei und schlug das Stück zum Jubiläum wieder vor.

Die Lieder werden in Gebärdensprache übersetzt

Jüngere Teilnehmer des Kindergottesdienstes singen nun ebenso eifrig wie die Konfirmandinnen. „Wir schreiben immer ganz viele Kinder für unsere Weihnachtswerkstatt an“, erklärt Pfarrerin Karin Weber. Eine Besonderheit der Kirche St. Philippus: Da dort regelmäßig Gottesdienste für Gehörlose stattfinden, begleiten die Kinder auch die Songs im Musical mit Gebärden. Einige Ältere formen die Gebärden für Himmel, Gott und Welt sehr versiert, die ganz Jungen wuscheln ein wenig mit den Händen in der Luft, während sie versuchen, sich an ihren Text zu erinnern und auf die Hände ihrer Leiterin linsen.

Organistin Ursula van Eimern ist an allen Stellen gleichzeitig, spricht Texte vor, gibt Tipps, stellt das Mikro auf die richtige Höhe. „Ihr Hirten sitzt da am Feuer und wärmt Euch die Hände. Bleibt immer in der Rolle“, empfiehlt sie. Holger Heinzelmann vom Unterbarmer Laienspielkreis fügt noch hinzu: „Da kommt für die Aufführung noch ein Licht unter die Holzscheite.“ Als Spezialist für Theaterwirkung unterstützt er das Krippenspiel.

Die kleinen Handwerker überlegen währenddessen, mit welcher Handbewegung oder Requisiten sie ihre Tätigkeit für die einzelnen Liedstrophen darstellen könnten. Der Meisterbäcker formt in der Luft Brötchen, der Schreinermeister hält einen Hobel in der Hand. „Der Ziegenhirte bekommt ein halbes Glas Milch in die Hand“, entscheidet Ursula van Eimern und dirigiert im nächsten Moment den Engelchor nach links hinten.

Eva als Maria trägt ein blaues Kleid und einen schwarzen Schleier über den Haaren. Otis hat als Josef ein grobes graues Hemd an. Bittend stehen sie vor dem Herbergshirt, der sie abweist. Energisch sagt das junge Mädchen: „Ihr kommt viel zu spät!“

Neben Josef und Maria spielen auch die normalen Menschen eine große Rolle im Stück. Es geht um die Auswirkungen der Volkszählung, wegen der das heilige Paar durch die Gegend ziehen musste. „Aber einige haben sich auch gefreut – auf einmal kamen viele Besucher in die Stadt und es gab eine Menge Geld zu verdienen“, erklärt die Erzählerin. Munter singen die Kinder ein Lied über die Lust des Geld-Verdienens. Ein Junge schlägt auf der Cajon den Rhythmus. Beim Gottesdienst kommt noch eine Band dazu. Hans-Otto von Hasselt reagiert spontan auf jede Verzögerung, jeden Sonderwunsch. Eben die Tonhöhe zu verändern bringt ihn nicht in Verlegenheit.

Dann muss Otis weg – Jugendliche sind heute viel beschäftigt – und ein Konfirmand ohne eigene Rolle springt ein. Als das heilige Paar einen Platz im Stall bekommt, holt die Leiterin schnell eine hölzerne Krippe hervor. Irgendjemand hat sie aus einer edlen Weinkiste gebaut und mit einer Babydecke ausstaffiert.

Währenddessen erzählen sich die Hirten vom Heiland. „Heiland – was ist das denn?“, fragt einer. „Der macht unsere Beziehung zu Gott heil“, lautet die pragmatische Erklärung. Dann sollen die Heiligen Drei Könige singen, die zur Tür hereinkommen – doch das Kabel fürs Mikro hängt auf der Bühne fest. „Du bist ein König, Du musst würdig schreiten“, erklärt Ursula van Eimern dem Mädchen. Es muss gleichzeitig aufpassen, dass es beim Laufen nicht über ihr langes Gewand fällt. Die kleinen Köche hinten auf der Bühne beginnen, gelangweilt herumzuzappeln. Dann kommt das große Schlusslied. „Ihr müsst die Leute zum Mitsingen animieren“, betont die Organistin. Begeistert strahlen die Kinder ins nicht vorhandene Publikum. An Weihnachten werden sie damit bestimmt kein Problem haben.