Wuppertaler Gesundheitskolumne Vom Wurmfortsatz und anderen Ärgernissen

Wuppertal · Blinddarmentzündung und weitere Ursachen akuter Bauchschmerzen.

Anhaltende Bauchschmerzen sollte man ärztlich abklären lassen.

Foto: dpa/Annette Riedl

Die Appendizitis (im Volksmund Blinddarmentzündung genannt) ist eine entzündliche Erkrankung am Wurmfortsatz des Dickdarms. Es handelt sich dabei um die häufigste Ursache akuter Bauchschmerzen. Das Risiko, im Laufe des Lebens eine Entzündung des Wurmfortsatzes zu entwickeln, liegt bei fast zehn Prozent.

Besonders häufig betroffen sind Kinder, Jugendliche sowie junge Erwachsene. Allerdings kann durchaus auch im Alter eine nicht selten erst verzögert diagnostizierte entzündliche Komplikation am Wurmfortsatz auftreten. Als Ursache für eine Entzündung des Wurmfortsatzes werden Passagestörungen in diesem Anteil des Darms, welcher quasi eine Sackgasse darstellt, vermutet. Diese können durch Abknickungen, Vernarbungen, Stuhlbestandteile et cetera verursacht werden. Die im Darm heimischen Bakterien führen dann zu einem entzündlichen Prozess des Organs.

Die Betroffenen klagen zunächst häufig über unspezifische Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und allgemeine Abgeschlagenheit. Mitunter verlagert sich das ursprünglich im Oberbauch lokalisierte Geschehen in den rechten Unterbauch. In der Regel erfolgt dann auch die ärztliche Vorstellung.

Dr. Traska

Foto: Anne Wirtz

Im Rahmen der Diagnostik in unserer Zentralen Notaufnahme sind wir sehr häufig mit entsprechenden Fragestellungen bei akuten Bauchschmerzen konfrontiert. Nach dem Erheben der Krankengeschichte kann häufig bereits durch die körperliche Untersuchung mit Druckschmerz an charakteristischen Punkten die Verdachtsdiagnose erhärtet werden. Stets ist eine Blutabnahme zur Bestimmung der Entzündungswerte erforderlich. Ultraschalldiagnostik und gegebenenfalls auch die Computertomografie stellen dann weitere diagnostische Schritte dar, um die Frage der Notwendigkeit eines operativen Eingriffes klären zu können.

In dieser Situation müssen stets andere Ursachen der Beschwerden wie zum Beispiel Nieren- oder Gallensteine, Passagestörungen durch Tumorerkrankungen, gynäkologische Probleme und einige andere Krankheiten ausgeschlossen werden. Sollte die Entscheidung zur operativen Versorgung getroffen werden, wird diese in aller Regel minimal invasiv erfolgen.

Mit einer Kamera wird eine Spiegelung der Bauchhöhle in Vollnarkose vorgenommen. Hierbei lässt sich dann der Darm und insbesondere auch der Wurmfortsatz sehr gut beurteilen und kann meist durch entsprechende schlüssellochchirurgische Verfahren entfernt werden. Dadurch lässt sich fast immer eine Beherrschung der entzündlichen Problematik erreichen. Eine rechtzeitige und professionelle medizinische Versorgung ist allerdings ausgesprochen wichtig.

Wir mussten jüngst einen Patienten behandeln, der erst so spät zur Aufnahme erschienen war, dass es bereits zu einem Durchbruch und einer kotigen Bauchfellentzündung gekommen war. In diesem Fall musste ein deutlich ausgedehnterer operativer Eingriff durchgeführt werden, um den entzündlichen Prozess komplett beherrschen zu können. In der Folge resultierte dann ein deutlich längerer Krankenhausaufenthalt und auch eine verzögerte Rekonvaleszenz des bereits etwas älteren Patienten.

Besonders gut erinnere ich mich allerdings an den Fall eines Patienten, der bereits seit etlichen Tagen rechtsseitige Unterbauchbeschwerden beklagt hatte. In seiner speziellen Situation konnten wir sehr schnell die Verdachtsdiagnose einer akut bedrohlichen Gefäßerkrankung stellen. Es war zu einer Aussackung der Beckenschlagader, einem sogenannten Aneurysma gekommen, welches bereits gedeckt perforiert war. Der Patient wurde umgehend der notfallmäßigen operativen gefäßchirurgischen Versorgung zugeführt und hat dann den Eingriff erfreulicherweise auch gut überstanden. Man hätte dies etliche Tage vorher allerdings deutlich weniger spektakulär erledigen können…

Vor diesem Hintergrund empfehlen wir, bei starken abdominellen Beschwerden stets die rasche und professionelle Abklärung, um im häufigen Fall eine akute Appendizitis rechtzeitig minimal invasiv behandeln, gegebenenfalls andere unter Umständen relevante Differentialdiagnosen ausschließen oder entsprechend therapieren zu können. Dies ist angesichts der teils auch unspezifischen und vielseitigen Symptomatik unerlässlich.

Dr. med. Thilo Traska ist Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Arzt für Chirurgie, (spezielle) Viszeral- und Gefäßchirurgie, Proktologie am Agaplesion Bethesda Krankenhaus Wuppertal