Wahlkampf XXL: Die Materialschlacht der SPD
Selten zuvor wurde im Tal mit so vielen großflächigen Plakaten Wahlkampf geführt. Die SPD tut sich mit einer noch nie dagewesenen Materialschlacht hervor.
Wuppertal. Wesselmänner heißen die überdimensionalen Plakate, die die Parteien in Wahlkampfzeiten mit Vorliebe auf der Talachse aufreihen. So hat kein Autofahrer die Chance, den Spitzenkandidaten zu entkommen. Der Plakatierungseifer folgt traditionell eigentlich einer strengen Hierarchie. Die Frontmänner und -frauen gibt’s im Großformat, die lokalen Kandidaten auf dem Pappschild am Laternenmast.
Vor jedem Wahlkampf beteuern die Parteien, sparsam mit ihren Etats umzugehen. Wochen vor dem Urnengang ist dann aber von Zurückhaltung meist kaum noch etwas zu spüren - im Gegenteil. Vor allem die SPD kleistert Wuppertal von Wahl zu Wahl mehr zu. 83 Wesselmänner hat sie zur Landtagswahl vorrangig auf der Talachse angemeldet, und die zeigen durchaus nicht nur Spitzenkandidatin Hannelore Kraft. Auch die Lokalmatadoren drängen sich bei der Landtagswahl in XXL auf.
Die Zahl ist rekordverdächtig. Bei der Bundestagswahl gab sich die SPD noch mit 53 Großplakaten zufrieden, bei der Europawahl sogar nur mit 45.
Die CDU kann da nicht mithalten. Sie bringt es stadtweit auf 30 Wesselmänner und konzentriert sich ganz auf Spitzenkandidat Jürgen Rüttgers. Für die kleinen A-0-Pappen in den Wahlbezirken sind die Stadtbezirksverbände zuständig, die sich den lokalen Wahlkampfetat von 60.000 Euro untereinander aufteilen. Große Sprünge sind damit nicht zu machen. Für Kandidaten wie Peter Brakelmann ist es darüber hinaus aber auch Ehrensache, selbst zum Kabelbinder zu greifen und das eigene Konterfei an den nächsten Mast zu knüpfen. Mitunter wird es da schon mal eng. "So viele Masten gibt es gar nicht im Wahlkreis."
Die anderen Parteien verfahren ähnlich, die kleineren aber nehmen sich in Sachen Großfläche bescheiden aus und begnügen sich jeweils mit gut einem Dutzend Mega-Plakaten.
Bei der CDU stellt man sich jedenfalls mittlerweile bereits die Frage, ob die Sozialdemokraten möglicherweise doch mit Geld umgehen können. "Wie man dieses Aufgebot mit 50.000 Euro finanzieren kann, ist mir ein Rätsel", sagt Brakelman. Und tatsächlich müssen die Genossen nach eigenen Angaben mit 10.000 Euro weniger auskommen als die schwarze Konkurrenz.
"Das funktioniert auch", beteuert Wuppertals SPD-Parteichef Dietmar Bell, der mit der Großfläche die im Tal noch relativ unbekannten Kandidaten Andreas Bialas und Josef Naumann in den Vordergrund rücken möchte. So finanziert die Wuppertaler SPD 33 Wesselmänner aus dem eigenen Etat, der Rest wird vom Landesverband getragen. Der schweigt sich diesbezüglich nach wie vor aus und will die veranschlagten Wahlkampfkosten landesweit nicht beziffern. Da sind sich die Sozialdemokraten mit der Landes-CDU einig. Auch die sagt nichts zum Etat, zumindest nicht vor der Wahl. Die Rüttgers-Partei betont aber, dass weniger ausgegeben werde als 2005. Damals wurde der Millionen-Etat kräftig überzogen.