Wuppertal Warum das Wahlergebnis die Struktur der Stadt spiegelt
Extreme Parteien sind stark, wo die gesellschaftlichen Strukturen schwierig sind.
Wuppertal. Das Ergebnis der Landtagswahl vom vergangenen Sonntag hat Wuppertals West-Ost-Gefälle in weiten Teilen exakt widergespiegelt. Ablesbar ist das an den Ergebnissen der extremen Parteien Die Linke und Alternative für Deutschland (AfD). Dass beide Parteien in Wuppertal mehr Stimmen erreichten als im Landesschnitt, zeigt ebenfalls, dass diese Stadt vor gesellschaftlichen Herausforderungen steht, mit denen sich Rat und Verwaltung in Zukunft vermutlich noch intensiver beschäftigen müssen. Während die Linke in NRW mit 4,9 Prozent an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte, erreichte sie in Wuppertal fast sieben Prozent der Stimmen und damit drei Prozentpunkte mehr als im Jahr 2012. Sie hat ihren Stimmenanteil damit beinahe verdoppelt.
Die AfD schaffte es landesweit zwar in den Landtag. Ihr NRW-Ergebnis ist mit 7,4 Prozent aber deutlich niedriger als der Stimmenanteil in Wuppertal. Hier erreichte die rechtspopulistische Partei mit ihrem Anti-Flüchtlingswahlkampf immerhin 8,5 Prozent.
Das ist in sofern verwunderlich, als Wuppertal gerade in der Flüchtlingspolitik auch mit Hilfe zahlloser Ehrenamtlicher Bemerkenswertes geleistet hat. Dennoch ist der Anteil derer, die durch die AfD eine andere, abschottende Flüchtlingspolitik fordern, verhältnismäßig groß.
Bei näherer Betrachtung der Wahlbezirke werden teils immense Unterschiede in der Soziostruktur deutlich. So gibt etwa das Ergebnis in Katernberg die Beschaffenheit des Stadtteiles wieder. Hier haben fast gut 32 Prozent CDU und 28 Prozent SPD gewählt. Die FDP erreichte mit fast 17,5 Prozent ihr Spitzenergebnis in Wuppertal. Und auch die Grünen lagen mit fast acht Prozent deutlich über dem Landesergebnis. Für Linke (4,66) und AfD (6,31) reichte es hingegen nur zu unterdurchschnittlichen Resultaten.
Das krasse Gegenbeispiel zu Katernberg bildet der Wahlbezirk Langerfeld-Nord. Hier wählten fast 13 von 100 Wuppertalern die AfD. Auch die Linke erreichte mit gut sechs Prozent ein für ihre Verhältnisse ordentliches Ergebnis.
Insgesamt fällt auf, dass die AfD ihre Hochburgen in Wuppertal vorwiegend im Osten der Stadt hat. In den Bezirken Barmen-Mitte, Sedansberg, Loh, Wichlinghausen-Süd und -Nord, Nächstebreck, Heckinghausen-Ost, Langerfeld-Nord und Oberbarmen vereint die ultrarechte Partei jeweils zehn bis fast 13 Prozent der Stimmen auf sich. Im Westteil Wuppertals kommt die AfD lediglich im Bezirk Vohwinkel-West auf mehr als zehn Prozent.
Offenbar ist die Partei vor allem dort stark, wo der Ausländeranteil verhältnismäßig hoch ist. Wo weniger Ausländer und gleichzeitig einkommenstärkere Bürger beheimatet sind, haben Populisten von rechts keine Chance. Der Bezirk Brill-Arrenberg ließ die AfD mit einem Anteil von kaum mehr als fünf Prozent rechts liegen.
Die Linke hat ihre besten Ergebnisse am Höchsten und am Hombüchel erzielt. Dort erreichte sie 16,91 beziehungsweise 18,91 Prozent. Hier erlebte die CDU ein Waterloo, das sie insgesamt aber verschmerzen kann. Die Christdemokraten wurden am Hombüchel von nur 15,08 und am Höchsten gar nur von 14,37 Prozent der Berechtigten gewählt.
Insgesamt ist das Ergebnis vom vergangenen Sonntag ein Beleg für das in Teilen schon sehr augenscheinliche West-Ost-Gefälle der Stadt. Ohne Gegenmaßnahmen wird sich dieses Phänomen noch verdeutlichen, wenn der neue Döppersberg als dann einziges Zentrum Wuppertals erst einmal seinen Betrieb aufgenommen hat. Diese Erkenntnis ist allerdings auch im Wuppertaler Rathaus bereits angekommen. Intensive Bemühungen, über Förderprogramme wie „Soziale Stadt“ gegenzusteuern, sind beispielsweise in Heckinghausen und Wichlinghausen bereits angelaufen. Auch die Diskussion über die so genannte No-Go-Area Berliner Platz geht in diese Richtung.
Da Wuppertal diese Folge des Strukturwandels in den vergangenen Jahrzehnten nicht ohne noch mehr Unterstützung des Landes wird lösen können, ist der Regierungswechsel in Düsseldorf für die Stadt unter Umständen eher hinderlich. Zwar haben die SPD-Kandidaten sämtliche drei Wahlkreise direkt gewonnen, aber ihre Partei sitzt am Rhein auf den Oppositionsbänken, weit ab von den Geldtöpfen, mit denen das Land Hilfe im Strukturwandel leistet. Wuppertals CDU hat keinen einzigen Mandatsträger im Landtag, die FDP ist mit Marcel Hafke vertreten. Der Ronsdorfer genießt in der Fraktion seit Jahren zwar einen sehr guten Ruf, aber als Einzelkämpfer für Wuppertal wird er es in den nächsten fünf Jahren vermutlich nicht leicht haben. Das spricht dafür, dass Wuppertal in Zukunft noch mehr auf Engagement und Spendenbereitschaft seiner Bürger setzen muss.