Was sagt Engels zu Primark?

Voll besetzt war die Remise zum offiziellen Beginn der Planungen für das Engelsjahr 2020. Ideen sollen fehlende Zuschüsse ersetzen.

Foto: Gerhard Bartsch

In diesem Jahr feiert Trier den 200. Geburtstag von Karl Marx mit allein 300 Veranstaltungen im Rahmenprogramm. Sein politischer Mitstreiter und Herausgeber Friedrich Engels war zwei Jahre jünger als Marx, so dass sich der Geburtstag des berühmten Barmers am 28. November 2020 zum 200. Mal jährt. Wuppertal will und muss im geplanten Engelsjahr 2020 andere Schwerpunkte als Trier setzen, denn auf Millionen schwere Finanzspritzen von Bund (2,5 Millionen Euro) und Land (Rheinland-Pfalz, 2 Millionen Euro), wie sie Trier zum Karl-Marx-Jahr 2018 verabreicht werden, kann die Stadt bei ihren Planungen nicht bauen.

Bei der offiziellen Auftaktveranstaltung zur Planung des Engelsjahres sammelten die Kuratoren Rainer Lucas und Hans-Dieter Westhoff in der mit gut 125 Teilnehmern bis auf den letzten Sitzplatz gefüllten Remise des Historischen Zentrums am Engelsgarten daher Ideen. Wissenschaft, Bildung, Kunst und Stadtentwicklung, das sind einige der Themenbereiche, die in das Gesamtkonzept einfließen sollen.

Kulturdezernent Matthias Nocke und die Kuratoren waren positiv überrascht von dem „überwältigenden“ Zuspruch, den der offizielle Start der Planungen auslöste, wobei sie sich noch mehr „junge Gesichter“ wünschten.

Als berühmtesten Sohn der Stadt bezeichnete Oberbürgermeister Andreas Mucke den Fabrikantensohn Engels in seinem Grußwort. Eine Einschätzung, die vielen seiner Vorgänger im Amt nicht so leicht über die Lippen gekommen wäre. „Wir müssen über Engels reden, wenn wir ihn feiern wollen. Wir müssen unseren Mitbürger kennenlernen. Wir stellen ihn nicht auf einen Sockel — wir wollen Denkanstöße statt Denkmalpflege“, umschreibt Rainer Lucas die Zielrichtung. Der biografische Zugang zu Engels unter Verzicht auf eine Historisierung seiner Person sieht er als große Chance für Wuppertal, das neben Manchester Ausgangspunkt der Industriellen Revolution war, während Marx, bis auf die Tatsache, dass er in Trier geboren wurde, kaum Bezüge zu seiner Heimatstadt gehabt habe.

An vier Pinnwänden konnten die Teilnehmer der Auftaktveranstaltung Programmvorschläge machen und Denkanstöße zu Friedrich Engels geben. Auf der Pinnwand zum Bereich Kultur wurde zum Beispiel der Vorschlag gemacht, den chinesischen Künstler Ai Wei Wei für das Engelsjahr zu gewinnen.

Die Verbindung zu China liegt auf der Hand, denn schließlich soll das geplante Besucherzentrum „Ankerpunkt China NRW“, das Engelshaus und Museum für Frühindustriealisierung baulich verbindet, 2020 Besucher anlocken — darunter vor allem Touristen aus China. „Wo ist der weibliche Aspekt?“ — so lautete eine Frage. Rainer Lucas gestand ein, dass das Thema Engels auch in der Wissenschaft bisher vornehmlich männlich besetzt sei.

Lambert T. Koch, Rektor der Bergischen Universität, und Prof. Uwe Schneidewind, Leiter des Wuppertal Instituts, wiesen auf die vielfältigen Möglichkeiten hin, die Erinnerung an Engels, an sein Werk und an die Arbeits- und Lebensverhältnisse seiner Zeitgenossen im Tal der Wupper mit aktuellen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen im Zeitalter der Globalisierung und Digitalisierung in Verbindung zu bringen. Diese Chance biete sich so ausschließlich in Wuppertal. So war es sicher kein Zufall, dass die Frage „Wie steht Engels zu Primark? an der Pinnwand die Textilproduktion zu Zeiten der Industriellen Revolution mit der heutigen in Asien in Verbindung brachte.